Dutzende bei Platzsturm verletzt, ein Mensch in Lebensgefahr – so reagiert der HSV
Nach sieben Jahren in der zweiten Bundesliga hat der HSV den Aufstieg ins Fußball-Oberhaus geschafft. Und die ganze Stadt ist im Ausnahmezustand, seit nach dem Abpfiff des Heimspiels gegen Ulm am Abend alle Dämme brachen. Die MOPO informiert über die riesige Aufstiegs-Party auf den Straßen und im Volksparkstadion – und ihre Nachwirkungen.
13.45 Uhr: Der HSV spricht in einer Mitteilung davon, dass Fans und Sicherheitskräfte rasch für eine „Entspannung der Gesamtlage“ nach dem Platzsturm gesorgt hätten. Veranstaltungsleiter Jan Groninger betont: „In Anbetracht der Gesamtlage und des erfolgten Platzsturms haben wir eine überschaubare Anzahl an Verletzten.“
Viele der 44 Verletzten hätten nach ambulanter Behandlung wieder entlassen werden können – laut Feuerwehr kamen aber mehr als die Hälfte von ihnen ins Krankenhaus: 19 mit schweren, fünf weitere mit leichten Verletzungen. Laut HSV habe der lebensbedrohliche Notfall „unabhängig vom Platzsturm“ stattgefunden. Man wünsche allen Verletzten „eine schnelle und gute Genesung“.
Eine offizielle Einsatzbilanz der Polizei Hamburg liegt bis zum frühen Nachmittag noch nicht vor.
8.52 Uhr: Auch beim FC St. Pauli freut man sich über die Bundesliga-Rückkehr des Stadtrivalen Hamburger SV. „Wir wissen, dass diese Liga hart ist. Und wir wissen auch, dass wir alles zusammennehmen müssen, um diese Liga erfolgreich abzuschließen und uns dann auf ein Hamburger Derby freuen zu können. Herzlichen Glückwunsch an den HSV!“, sagte Präsident Oke Göttlich am Samstagabend im ZDF-Sportstudio.
Den Hamburger Fußball-Fans sei es „total wichtig“, zwei Erstliga-Clubs in der Stadt zu haben, sagte Göttlich. «Und obwohl wir eine Rivalität in der Stadt haben, verstehen wir uns auf der Ebene der Funktionäre anständig. Dieses Miteinander ist wichtig», betonte der St.-Pauli-Präsident und verband das mit einer politischen Botschaft: „Insgesamt wünschen wir uns vielleicht sogar in der gesamten Republik eher Hamburger politische Verhältnisse als andere.“
7.54 Uhr: Auf der Reeperbahn blieb die Lage nach Auskunft des Polizei-Lagedienstes ruhig: Allerdings musste die Große Freiheit wegen des außerordentlichen Ansturms aus den üblichen Kiezbesuchern, den HSV-Fans im Aufstiegstaumel und den Hafengeburtstag-Besuchern von 1.10 Uhr bis 2.30 Uhr gesperrt werden.
Am Nachmittag hatte ein HSV-Fan laut Bundespolizei einen Einsatz an der S-Bahn-Station Jungfernstieg ausgelöst: Er versuchte gegen 17 Uhr, eine Bierflasche mit einer Dose Pfefferspray zu öffnen. „Dabei kam es zum ungewollten Versprühen des Reizgases. Der Bahnsteig wurde für Bahnreisende geräumt“, die S-Bahnen fuhren für rund eine Dreiviertelstunde ohne Halt durch die Station. Sechs Menschen mussten vom Rettungsdienst behandelt werden, einer kam ins Krankenhaus.
7.46 Uhr: Bei der Aufstiegsfeier des Hamburger SV im Volksparkstadion hat es infolge des Platzsturms fast zwei Dutzend Schwerverletzte gegeben. Ein Mensch wurde mit lebensbedrohlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht, wie die Feuerwehr Hamburg mitteilte. Weitere 19 Fußballfans kamen mit schweren, 5 mit leichten Verletzungen in umliegende Kliniken. Einige von ihnen seien von den Rängen der Tribünen herabgesprungen, sagte ein Feuerwehrsprecher. Außerdem habe es Verletzungen durch Rangeleien gegeben. Insgesamt seien 44 Patienten medizinisch versorgt worden.
Wegen der vielen Verletzten waren den Angaben zufolge rund 65 Kräfte von Rettungsdienst und Feuerwehr im Einsatz. Vor dem Stadion fuhren etwa ein Dutzend Rettungswagen vor.
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1.32 Uhr: Die HSV-Fans feiern sich auf dem überfüllten Kiez weiter in Ekstase, die Stimmung ist ausgelassen und friedlich.

1.14 Uhr: Der Kiez ist brechend voll, die Menschen weichen auf die Fahrradspur aus. Rettungswagen und auch Streifenwagen mit Blaulicht haben kaum eine Chance durchzukommen. Die Polizei versucht, soweit es möglich ist, den Verkehr zu regeln.
Dabei wird regelmäßig, oft und ausdauernd gehupt. Es ist aber nicht ganz klar ersichtlich warum – ob die Leute sich für den HSV freuen oder ob sie einfach genervt sind, weil sie Ewigkeiten auf der Reeperbahn im Stau stehen.
0.36 Uhr: Und während in Stellingen noch auf die S-Bahn gewartet wird, wird auf St. Pauli schon gefeiert: Die Reeperbahn und der Hans-Albers-Platz sind voll mit freudetrunkenen HSV-Fans.

0.30 Uhr: Es wird wieder voll an der S-Bahnstation Stellingen. Menschenmassen schieben sich nach dem HSV-Spiel gegen Ulm durch den Fußgängertunnel unter den Gleisen. Ausgelassene Stimmung: Einige Fans bleiben hier, feiern bei Bier und Pommes.

0.11 Uhr: Es werden mehrere Verletzte behandelt. Die meisten erlitten im Zuge des Platzsturms leichte Stöße oder Knöchelverletzungen.

0.04 Uhr: HSV-Fan Louis hat die Haare schön – mit einem Stück vom Aufsteiger-Rasen auf dem Kopf. Das kommt auch bei den Frauen an.

23.56 Uhr: Auf dem Kiez sind erste Autokorsos unterwegs. Laut Polizei ist die Verkehrslage aber noch nicht dramatisch: „Es ist voll, aber der Verkehr fließt.“ Auch von gewalttätigen Auseinandersetzungen ist dem Lagedienst noch nichts bekannt: „Im Moment sind alle in Feierlaune – außer den Ulmern“, heißt es auf MOPO-Anfrage. Gesperrt sei derzeit nichts.
23.40 Uhr: HSV-Fan „Oma“ Eva Maria – sie wird im August (88!) Jahre alt – geht seit mehr als 30 Jahren ins Stadion. Sie hat mit ihrem Verein schon etliche Höhen und Tiefen mitgemacht – und würde auf Letzteres künftig gerne verzichten. Auch nächste Saison ist sie dabei.

Ihre Gefühle darüber, dass der HSV endlich wieder in die 1. Liga aufgestiegen ist, verpackt sie in wenig sentimentale Worte: „Da denkt man, man kratzt bald ab, aber der HSV lässt einem gar nicht die Chance dazu“, sagt sie. „Hier ist immer so viel los. Und jetzt sind sie endlich wieder da, wo sie hingehören.“
23.29 Uhr: Auch die S-Bahn feiert den frischgebackenen Bundesligisten HSV: An der Station Stellingen überrascht die S-Bahn-Wache die Fans mit dem Transparent „Erste-Ligalingen – Glückwunsch HSV“. Viele Fans posieren davor für Erinnerungsfotos.

23.21 Uhr: „Die letzten Jahre haben wir verdammt viel auf die Fresse bekommen“, sagt HSV-Trainer Merlin Polzin an die Fans gerichtet. „Aber dank euch sind wir der geilste Verein!“ Und er stimmt an: „Der HSV ist wieder da! Der HSV ist wieder da!“
23.19 Uhr: Spieler stehen jetzt auf der Tribüne und feiern mit den Fans. „Wir sind, wir sind, wir sind der HSV!“ Es wird Feuerwerk gezündet, Musik gespielt, gesungen. Stürmer Davie Selke, an vorderster Stelle, wird gefeiert. „Mir fehlen die Worte. Schaut euch mal um. Schaut euch diesen Laden an. Dieser Verein ist endlich wieder da, wo er hingehört!“, brüllt Selke. „Es gibt nur noch eins zu sagen“, und stimmt an: „Nie mehr 2. Liga! Nie mehr! Nie mehr!“
23.02 Uhr: Miguel (26) kommt zwar aus Bremen (!), ist aber trotzdem überzeugter HSV-Fan – und hat sich beim Platzsturm ein Stück vom Rasen gesichert. Sein Kommentar zum Aufstieg: „Nur der HSV!“

22.41 Uhr: Die Fans stürmen den Platz, nehmen Rasenstücke mit. Es wird frenetisch gefeiert. In einigen Fällen offenbar zu heftig: Der Stadionsprecher spricht von mehreren Verletzten. HSV und Polizei bitten um Rücksicht trotz der Feierlaune.

22.27 Uhr: Die Fans werden ins Stadion gelassen. Mit 6:1 gewinnt der HSV gegen Ulm und steigt in die erste Bundesliga auf.
22.25 Uhr: Vor dem Nordeingang haben sich Hunderte Fans versammelt, feiernd, bereit, ins Stadion zu stürmen. Die Polizei blockiert den Weg, teils mit Diensthunden an der Leine. Die Stimmung: frenetisch, ausgelassen: „Hier regiert der HSV! Hier regiert der HSV!“

22.07 Uhr: Malvin (21) und Nick (26) feiern beim „Picknick“ das 5:1 ihres HSV gegen den SSV Ulm. So langsam glauben auch sie als leiderprobte Fans, dass nichts mehr schief gehen kann. „Beim 3:1 dachte ich noch: Ruhe bewahren“, so Nick. Doch jetzt, das Gefühl haben alle, sollte es endlich so weit sein mit dem Aufstieg.

22.03 Uhr: Die Party-Crowd beim „Picknick“ steht kurz vor der Eskalation: Pylonen werden als Megafone genutzt, Rauchtöpfe gezündet, Raketen abgefeuert. Eine landet in einer Menschengruppe. Verletzt wird glücklicherweise niemand.
21.50 Uhr: Rund um das „Picknick“, eine HSV-Kult-Gaststätte am Stadion, wird ausgiebig gefeiert. Bierbecher fliegen, rote Pyros und Raketen leuchten über den Köpfen der Fans, die teils auf Litfaßsäulen und Autos geklettert sind, um einen Blick auf die aufgestellte Public-Viewing-Leinwand zu erhaschen. Die Menge singt: „Erste Liga, Hamburg ist dabei!“

21.44 Uhr: Der HSV liegt 4:1 vorne – sehr zur Freude eines prominenten Fans: Tim Mälzer wollte sich das möglicherweise historische Spiel seines Liebelingsvereins nicht entgehen lassen und feuert das Team im Stadion an.

21.21 Uhr: Während rund 57.000 Fans dem Aufstieg des HSV entgegenfiebern, sind Polizeibeamte rund um das Volksparkstadion auf Streife. Auch hoch zu Ross.

20.03 Uhr: So viel Glück wie Paul (s. u.) hat nicht jeder, der kurz vor Anstoß noch Karten sucht. Auf dem Weg zum Stadion haben einige Schwarzmarkt-Anbieter Tickets für 200 Euro das Stück verkauft. Zwei verzweifelte Fans haben zugeschlagen.

Warum sie dem Verkäufer vertrauen, dass die Karten echt sind und sie damit wirklich ins Stadion kommen, will die MOPO wissen. „Schwierig“, sagt einer der beiden. „Aber er war mit seinen Kindern da, das erschien uns vertrauenswürdig. Wir versuchen unser Glück.“
19.53 Uhr: Die Odyssee von HSV-Fan Paul hat ein Happy-End genommen: Der 21-Jährige von der Nordseeküste hat auf den letzten Drücker doch noch ein Ticket bekommen! Und das sogar zum regulären Preis von 52 Euro! Einziger Wermutstropfen: Paul muss sich eine Jacke überziehen, denn er sitzt im Ulmer Fanblock. Ihm sei das „völlig egal“, sagt er: „Hauptsache drin!“
19.46 Uhr: Die Hoffnung stirbt zuletzt: Kurz vor Anpfiff hat der 21 Jahre alte Paul noch Hoffnung auf ein begehrtes Ticket. Er sei extra zweieinhalb Stunden von der Nordseeküste angereist und „HSV-Fan durch und durch“. Was er bereit wäre zu zahlen? „Das ist schwer, aber so 150 Euro muss man wohl schon ausgeben.“

Glück hatte er schon einmal: Das von der Mannschaft signierte HSV-Trikot, das er trägt, hat er bei der MOPO gewonnen. „Vielleicht ja ein gutes Omen“, sagt er. Wir drücken die Daumen!
19.33 Uhr: Auf dem Weg zum Stadion wird schon für die mögliche Party danach vorgesorgt: Es gibt weiße T-Shirts mit der Aufschrift „Aufstieg 2025 – 1. Liga – Hamburg ist wieder da!“ zu kaufen. Florian (48), Ivonne (47) und Anna (20), alle drei Dauerkarten-Inhaber aus Hamburg, haben zugeschlagen – aber erst, nachdem sie es ausdiskutiert haben. Das Glück wolle man ja nicht herausfordern.

„Die Chance liegt bei 50:50“, sagt Anna. Ihre Mutter Ivonne pflichtet ihr bei: „Dann haben wir es einfach gemacht.“ Florian hat einen Plan: „Zur Not machen wir einfach so“, sagt er, holt ein Trikot raus und zieht es über das Aufstiegsshirt. „Für alle Fälle.“
19.26 Uhr: Prominenz unter den Fans: Auch Gerrit Braun (57), Mitgründer des Miniatur-Wunderlandes und HSV-Anhänger, ist heute im Stadion dabei – mit seiner Familie. „Ich hoffe heute auf ’ne Riesen-Party“, sagt er. „Für meinen Sohn Keke (10) wäre das der erste Aufstieg.“ Auch seine Tochter Johanna (19) strahlt zuversichtlich. „Eigentlich bin ich bei uns im Wunderland dafür bekannt, der Werkspessimist zu sein“, gesteht Braun, „aber heute hab ich ein gutes Gefühl!“

19.19 Uhr: Mitten im blauen HSV-Meer stehen Ricarda (42), Claudia (40), Antje (41) und Nadine (42). Ob sie wegen des HSV-Spiels hier sind? „Nein“, antwortet Ricarda und deutet auf das Stern-Haarband von Claudia. Das Quartett ist aus Potsdam angereist und will sich Roland Kaiser in der Barclays Arena gegenüber vom Stadion anschauen – ein Geburtstagsgeschenk für Claudia, die im Dezember Geburtstag hatte.

Sie schwärmen von Hamburg und von der Stimmung, die sie am Bahnhof Stellingen erleben. Dass der HSV so ein wichtiges Spiel bestreiten wird, das haben sie erst vor wenigen Tagen erfahren. Aber: „Alle sind super lieb zu uns, wir drücken die Daumen.“ Der Start einer großen Party – für alle Seiten.
19.07 Uhr: Viele Ulmer Fans haben den Weg nach Hamburg nicht auf sich genommen. Die wenigen Anhänger des Außenseiter-Teams üben sich in völlig friedlicher Koexistenz mit den Lokalmatadoren.

18.59 Uhr: Auch Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) drückt dem HSV die Daumen. Auf Instagram veröffentlichte er ein Foto von sich im HSV-Trikot.

18.48 Uhr: Die Massen schieben sich Richtung Stadion. Die flüssige Wegzehrung für die Pilgerreise zur Fußball-Kathedrale kommt den zahlreichen Pfandflaschensammlern zu Gute.

18.35 Uhr: Eingefleischte HSV-Fans gehen ohnehin in den Vereinsfarben Schwarz, Weiß und Blau zum Spiel – heute soll aber möglichst jede und jeder im Stadion in Blau erscheinen. Die Fan-Initiative „Förderkreis Nordtribüne“ hat das Motto „Alle in Blau!“ ausgerufen. Die Aktion soll ein Zeichen der Einheit setzen und die Mannschaft visuell unterstützen.

18.27 Uhr: Ausgelassene Stimmung auf dem Weg zum Stadion: Sarah (34) aus Lüneburg, Robin (28) und Maren (38, beide aus Hamburg) sind mit einem Bilderrahmen gekommen – aber völlig spontan. „Geplant war das nicht“, sagt Sarah. „Wir haben den in Eimsbüttel auf der Straße gefunden und gedacht, dass der mit muss.“

Das Trio gehört zu einer Gruppe von mehr als 30 Leuten, alle Dauerkarten-Inhaber („Wir sind die echten Fans“). Wie ihr Gefühl ist? Alle lachen. Sarah sagt: „Lassen wir uns mal überraschen!“
18.10 Uhr: Am Bahnhof Stellingen wird es auch immer voller. Die meisten Fans sind blau gekleidet, viele stimmen immer wieder Gesänge an. Was am häufigsten lautstark im Kanon gebrüllt wird: HSV! HSV! HSV!
Die Stimmung ist friedlich, die Vorfreude offensichtlich bei vielen groß. Die Polizei hält sich eher im Hintergrund. Drumherum absolutes Verkehrschaos – auch aufgrund des Konzerts von Roland Kaiser.
18.02 Uhr: Vorglühen vor dem Anstoß um 20.30 Uhr. Während in den meisten Ecken auf dem Kiez die Besucher des Hafengeburtstags die Oberhand haben und nur vereinzelt HSV-Fahnen zu sehen sind, ist auf der Gerhardstraße das Outfit mit Raute klar im Trend.

17. 52 Uhr: Im Stadion läuft heute einiges anders als sonst. Was, das können Sie hier nachlesen. Für alle Ticketinhaber der Blöcke 22A bis 28A ist der Zugang in das Stadion diesmal nur über die Nordtreppe möglich.
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