Große Empörung: Hagenbeck-Chef erteilt Besuchern Hausverbot
Seit drei Wochen wird im Tierpark Hagenbeck gestreikt. Die Mitarbeiter kämpfen für einen Tarifvertrag. Bei Zoo-Chef Dirk Albrecht scheint das an den Nerven zu zerren. Jetzt erteilt er sogar Besuchern Hausverbot!
Seit drei Wochen wird im Tierpark Hagenbeck (Stellingen) gestreikt. Die Mitarbeiter kämpfen für einen Tarifvertrag. Bei Zoo-Chef Dirk Albrecht scheint das an den Nerven zu zerren. Jetzt erteilt er sogar Besuchern Hausverbot!
Hausverbote sind ein Mittel, das Geschäftsführer Dirk Albrecht in der Vergangenheit schon öfter angewendet hat. Vor zweieinhalb Jahren hatte er dem Betriebsratsvorsitzenden Thomas Günther den Zutritt untersagt – und damit eine Auseinandersetzung ausgelöst, die bis heute nicht befriedet wurde.
Für Hagenbeck-Chef Dirk Albrecht sind Hausverbote eine beliebte Maßnahme
Auch der Gewerkschaft IG BAU verbot der umstrittene Patriarch bereits, das Gelände zu betreten. Und dem Rechtsanwalt des Betriebsrats. Jetzt teilt Albrecht sogar gegen die Besucher aus!
Christa Pehlke kann es noch gar nicht fassen. Die Fotografin kommt seit 15 Jahren in den Zoo, um die Tiere abzulichten. Sie besitzt seitdem stets Jahreskarten und ist aufgrund ihrer häufigen Besuche mit den Angestellten des Zoos gut bekannt. „Wir unterhalten uns. Dadurch weiß ich, was im Zoo los ist und wie schlecht die Stimmung ist.“
Als die Mitarbeiter des Zoos vor drei Wochen in den Streik traten, solidarisierte Pehlke sich mit ihnen und verbrachte auch eine gewisse Zeit beim Streik-Posten vor dem Hauseingang. Als sie vergangenen Montag anschließend in den Zoo wollte, sei Dirk Albrecht auf sie zugetreten, berichtet Christa Pehlke.
Fotografin und älteres Ehepaar erhalten Hausverbote für den Tierpark Hagenbeck
„Er forderte mich auf, ihm meine Jahreskarte zu zeigen“, sagt Pehlke. Instinktiv sei sie einen Schritt zurückgewichen und habe die Karte nur hochgehalten, ohne sie ihm auszuhändigen. „Daraufhin hat er mir ein Hausverbot erteilt!“
Pehlke ist nicht die Einzige, der das passiert ist. Auch ein älteres Ehepaar aus Schnelsen wurde von Albrecht mit einem Hausverbot dafür bestraft, dass es Verständnis für die Streikenden aufbrachte.
„Wir sind oft mit unseren Urenkeln im Zoo. Dabei sprechen wir immer wieder mit den Angestellten und wissen, wie sie behandelt werden. Manche werden von dem Geschäftsführer nicht mal gegrüßt!“, sagt Rosi Schl. empört. Sie habe mit den Mitarbeitern gefühlt und könne gut verstehen, dass sie für ihre Rechte kämpfen, erzählt die 84-Jährige.
Als sie und ihr Mann vergangene Woche wieder in den Zoo kamen, hätten sie beschlossen, mal mit Albrecht zu reden, berichtet die resolute Seniorin. Sie hätten die Sekretärinnen um ein Gespräch mit dem Geschäftsführer gebeten, der daraufhin aus dem zweiten Stock des Verwaltungsgebäudes zu ihnen herunter gekommen sei.
Rentnerin verzweifelt: „Was soll ich denn jetzt meinen Urenkeln sagen?“
„Ich habe ihn auf die schlechte Stimmung im Zoo angesprochen“, sagt Rosi Schl. Und dass sie deswegen nicht wüsste, ob sie ihre bald auslaufende Jahreskarte erneuern solle. „Albrecht sagte dann: ,Kann ich mal Ihre Jahreskarte sehen?’“
Sie und ihr Mann hätten dem Hagenbeck-Boss ihre Karten ausgehändigt. Doch was dann geschah, macht die beiden Rentner immer noch sprachlos. „Er sagte, er würde die Karten jetzt erstmal einbehalten. Und er sagte: ,Sie haben jetzt Hausverbot!“
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Rosi Schl. ist traurig. „Was soll ich denn jetzt meinen Urenkeln sagen? Wie soll ich erklären, dass Uroma und Uropa nicht mehr in den Zoo dürfen?“ Nachdem der erste Schock verwunden war, beschloss das Ehepaar, sein Recht einzufordern. Die Schl.s waren bei der Öffentlichen Rechtsauskunfts- und Vergleichsstelle. Sie wollen erreichen, dass ihnen zumindest anteilig das Geld für die Zeit, in der die Karte noch gültig ist, erstattet wird.
Für Rosi Schl. ist der Vorfall keine Nichtigkeit. „Wenn er schon mit den Besuchern so umgeht, wie muss es dann erst für die Angestellten sein?“, fragt die 84-Jährige. Für Rosi Schl. ist klar: „Ich stehe auf der Seite der Streikenden!“
Und was sagt Dirk Albrecht zu den Vorwürfen? In einer Stellungnahme des Tierparks gegenüber der MOPO heißt es: „Aus Datenschutzgründen kann der Tierpark keine Kommentierung abgeben.“