• Eine U-Bahn der Linie 3 fährt die Haltestelle Baumwall an (Symbolfoto).
  • Foto: imago images/Jochen Tack

Homeoffice wegen Corona: Kommen jetzt neue HVV-Abos für Teilzeit-Pendler?

Corona hat das Leben vieler Hamburger auf den Kopf gestellt. Auch auf unsere Mobilität hat das Virus nach wie vor deutliche Auswirkungen: Immer mehr Menschen wechseln zeitweise ins Homeoffice, fahren kaum noch mit den U- und S-Bahnen. Für ihre Abos müssen sie aber weiterhin tief in die Tasche greifen – und die Preise steigen. Können neue Abo-Modelle die Lösung sein? Die MOPO hat beim HVV nachgefragt.

Als Corona kam, konnten Bahn-Fahrer erst einmal aufatmen. Anfang April durften sie ihre Abos in eine kostenlose Pause schicken – 150.000 Pendler nahmen dieses Kulanz-Angebot in Anspruch. Doch Ende August war Schluss. Danach wollte der HVV wieder kassieren.

Hamburg: 77.000 Bahn-Fahrer kündigten ihre HVV-Abos

Nun steckt der Verkehrsverbund in der Corona-Falle. Zwischen März und August gingen knapp 77.000 Kündigungen ein – fast 40 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Allein 21.300 im August, wie eine Kleine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Gerrit Fuß an den Senat ergab.

Grund dafür dürfte bei vielen der Teil-Umzug ins Homeoffice sein. Wie aus einer repräsentativen Untersuchung des Deutschen Instituts für Luft- und Raumfahrt (DLR) hervorgeht, würden 38 Prozent der 1000 Befragten auch nach den Corona-Lockerungen Anfang Juli ganz oder zumindest teilweise von zu Hause aus arbeiten. Die klare Mehrheit (75 Prozent) gab dabei an, mit dem Homeoffice zufrieden zu sein.

Großteil mit Homeoffice zufrieden – HVV-Preise steigen 

Heißt: Ein Großteil der Heimarbeiter hat das Arbeiten ohne tägliche Fahrtzeiten schätzen gelernt – und will es nicht mehr missen. Das sind genau die Menschen, die aus dem bisherigen Abo-Raster herausfallen: Die klassischen Vollzeit-Abos und Jobtickets lohnen sich für sie nicht mehr so, wie es vor Corona der Fall war. Einzelfahrten sind für wenige Tage pro Woche allerdings auch sehr teuer.

Das könnte Sie auch interessieren: Neue Preise im HVV: Was jetzt alles teurer wird

Denn: Der Blick auf die Einzeltickets, Tageskarten und Abo-Vollzeitkarten zum Fahrplanwechsel im Dezember zeigt deutlich, dass insgesamt die Ticketpreise angezogen werden

HVV: „Wir beschäftigen uns mit neuen Tarifangeboten“

Geht das so weiter, besteht die Gefahr, dass diese Menschen künftig aufs Auto umsteigen – und der HVV weitere Stammkunden und Einnahmen verliert. Wie reagiert der Hamburger Verkehrsverbund? „Wir beschäftigen uns mit neuen Tarifangeboten, die durch Corona veränderten Rahmenbedingungen (Homeoffice etc.) spielen bei diesen Überlegungen selbstverständlich eine wichtige Rolle“, sagt Sprecher Rainer Vohl auf MOPO-Nachfrage.

Ob eine 10- beziehungsweise 20-Fahrten-Karte – die bereits bei der Deutschen Bahn angeboten wird – eine Option sein könnten, ist derzeit unklar.

HVV: Aktuelles Abo lohnt sich „in aller Regel“ weiterhin

Gleichwohl lohne sich das aktuelle Abo „in aller Regel“ weiterhin, selbst bei nur zwei bis drei Bürotagen pro Woche: „Es reicht schon, ab und zu in der Freizeit den HVV zu nutzen. Rechenbeispiel: Ein Vollzeit-Abo Hamburg AB kostet 91,10 Euro im Monat. Bei angenommenen 11 Bürotagen würden ohne Abo monatliche Fahrtkosten von 74,80 Euro entstehen (11 x 6,80 Euro, bei Fahrtbeginn morgens vor 9 Uhr)“, so Vohl weiter. „Fährt man zusätzlich an jedem Wochenende nur einmal in die Stadt oder ins Grüne, kommen weitere 26,40 Euro zusammen (4 x 6,60 Euro, 9-Uhr-Tageskarte). Macht insgesamt 101,20 Euro.“

Hierbei sei noch nicht berücksichtigt, dass das Abo zur kostenlosen Mitnahme von einer Person und bis zu drei Kindern berechtigt. Dies gilt ganztägig an Wochenenden und Feiertagen, bis zum 31. Dezember zusätzlich auch an Wochentagen (ab 11 Uhr). „Und schließlich: Das ProfiTicket (mehr als 200.000 Kunden im HVV haben eins) ist noch deutlich günstiger.“

CDU: 365-Euro-Tickets für Busse und Bahnen „aktueller denn je“

Die Reaktion aus der Opposition auf die HVV-Strategie ist deutlich: „Preiserhöhungen beim HVV sind das völlig falsche Signal, gerade auch vor dem Hintergrund, dass die coronabedingte Verunsicherung immer noch viel zu fest in den Köpfen der Fahrgäste sitzt“, sagt Richard Seelmaecker, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, zur MOPO. „Vielmehr muss der Tarifdschungel endlich dauerhaft gelichtet und die Preisgestaltung einfacher und damit kundenfreundlicher werden.“

Deshalb sei der CDU-Vorschlag eines 365-Euro-Tickets für Busse und Bahnen „aktueller denn je“. Gleiches gelte für die Idee, das Tarifsystem des HVV für Hamburg auf einen City- und einen Außenbereichs-Tarif zu reduzieren.

„Außerdem setzen wir uns für die Einführung eines stark vergünstigten Ehrenamtstickets zur Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements sowie deutlich verbesserte Angebote für Menschen mit kleinem Geldbeutel und in besonderen Lebenslagen ein.“

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp