Holsten-Areal: Investor soll Löhne nicht bezahlt haben – neue Interessenten gefunden?
Offene Rechnungen in Höhe von 78 Millionen Euro: Der Immobilienkonzern Adler Group, der unter anderem Investor des Holsten-Areals ist, soll im großen Stil Rechnungen nicht bezahlt haben. Außerdem soll es laut einem Bericht neue Interessenten für das Gelände geben.
Offene Rechnungen in Höhe von 78 Millionen Euro: Der Immobilienkonzern Adler Group, der unter anderem Investor des Holsten-Areals ist, soll im großen Stil Rechnungen nicht bezahlt haben. Das geht aus einer Recherche von NDR und rbb hervor. Außerdem gibt es laut einem Bericht des „Abendblatts“ neue Interessenten für das Grundstück.
Die Adler Group steht bereits seit längerem in der Kritik und hatte zuletzt mit seiner wirtschaftlichen Schieflage für Schlagzeilen gesorgt. Den Sendern NDR und rbb liegt nach eigener Aussage nun eine Liste aus dem April 2021 vor, die Hunderte Rechnungen auflistet, die die Adler-Tochter „Consus“ nicht oder nicht vollständig beglichen hat. Es handle sich dabei um offene Beträge von insgesamt fast 78 Millionen Euro.
Adler Group soll Rechnungen nicht bezahlt haben
Auf der Liste sei vermerkt, welche Rechnungen Priorität hätten und welche nicht. Offenbar sei es Firmenpolitik gewesen, Zahlungen – auch an Handwerkerbetriebe – so lange wie möglich hinauszuzögern. Die Adler Group habe sich auf Anfragen der Sender hierzu nicht geäußert.

In Hamburg gehören der Adler Group gleich mehrere Grundstücke, darunter das Holsten-Areal in Altona. Auf dem ehemaligen Brauereigelände sollte eigentlich mal das „Holsten-Quartier“ mit 1300 neuen Wohnungen entstehen. Doch seit Jahren tut sich außer ein paar gelegentlichen Abrissarbeiten wenig auf der Baustelle.
Immobilienpoker mit Brachflächen
Offensichtlich hat das System. Die Dokumentation „Immobilienpoker – Die dubiosen Geschäfte eines Wohnungskonzerns“ zeigt, wie die Adler-Tochter „Consus“ überall in Deutschland Grundstücke kauft und brach liegen lässt. Der Wert des Holsten-Areals hat sich erstaunlicherweise trotzdem gesteigert. In dieses Dilemma hat sich die Stadt allerdings selbst manövriert.
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Als die Firma Carlsberg das 86.000 Quadratmeter große Holsten-Gelände 2016 verkaufte, nutzte die Stadt ihr Vorkaufsrecht nicht. Der Deal: „Carlsberg“ durfte an den Höchstbietenden verkaufen und blieb dafür in Hamburg. Seitdem wurde spekuliert, was das Zeug hielt. Aus einem Grundstückswert von 67 Millionen im Jahr 2016 wurden plötzlich rund 364 Millionen im Jahr 2021.
Von Berg: „Wir merkten, die Atmosphäre ändert sich“
„Wir merkten, die Atmosphäre ändert sich, der Ton ändert sich, die Schärfe ändert sich und die Anzüge wurden immer teurer“, sagt die Altonaer Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) in dem Beitrag. Ihrer Ansicht nach müsse etwas in der Bundesgesetzgebung verändert werden, um die sogenannten „Share Deals“ zu verhindern.

Dabei kaufen sich Unternehmen nicht direkt ein Grundstück, sondern Unternehmensanteile. So gehört die Immobilie ihnen letztendlich trotzdem. Die Stadt kann keinen Gebrauch vom Vorkaufsrecht machen.
Stadt prüft Erwerb des Holsten-Areals
Wie soll es weitergehen? „Unsere Forderung ist, dem Investor kein Baurecht zu erteilen“, sagt Theo Bruns von der Bürgerinitiative „Knallt am Dollsten“ in der Dokumentation. Derzeit liegen die Verhandlungen zwischen dem Bezirk und der Adler Group auf Eis.

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Hintergrund sind Betrugsvorwürfe gegen den Konzern, die selbst die Wirtschaftsprüfer von KPMG nicht widerlegen konnten. Die Stadt prüft seit Anfang Mai eigene Optionen für den Erwerb des Grundstücks. Wie das „Abendblatt“ berichtet, sollen die stadteigene Saga und der private Projektentwickler Quantum als neue Eigentümer in Frage kommen. „Man muss eine vernünftige Reputation mitbringen, in der Stadt verankert und finanziell schlagkräftig sein. Wir können das stemmen“, sagt Saga-Vorstandschef Thomas Krebs zu der Zeitung. Bereits 2016 hatten die Saga und Quantum für das Areal geboten, aber keinen Zuschlag erhalten.
Das ganze Ausmaß der Adler-Geschäfte ist in der Dokumentation „Immobilienpoker – Die dubiosen Geschäfte eines Wohnungskonzerns“ in der ARD-Mediathek zu sehen.