Holperstart beim HVV: Der Reinfall mit den Prepaid-Karten
Bargeld ade: Für eine Busfahrt in Hamburg braucht man ab jetzt entweder die HVV-App oder eine Prepaid-Karte, die mit einem Betrag von fünf bis 150 Euro aufgeladen werden kann. Das könnte das Busfahren erleichtern – wenn es funktionieren würde. Denn zum Start gibt es ordentlich Schwierigkeiten. Die MOPO hat sich in Hamburg umgehört und festgestellt: Eine Gruppe leidet besonders darunter.
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Bargeld adé: Für eine Busfahrt in Hamburg braucht man ab jetzt entweder die HVV-App oder eine Prepaid-Karte, die mit einem Betrag von fünf bis 150 Euro aufgeladen werden kann. Das könnte das Busfahren erleichtern – wenn es funktionieren würde. Denn zum Start gibt es ordentlich Schwierigkeiten. Die MOPO hat sich in Hamburg umgehört und festgestellt: Eine Gruppe leidet besonders darunter.
Freitagvormittag, Linie 20 Richtung Rübenkamp. Der Bus ist außergewöhnlich leer: Eine Mutter mit ihrem Baby, ein Pärchen in den Fünfzigern, einige Rentner. Die meisten steigen hinten ein, haben Monatstickets oder die HVV-App. Am UKE steigt schließlich die 63-jährige Frau Drefs dazu, zückt ihr Kleingeld. „Sie brauchen eine Prepaid-Karte“, sagt der Busfahrer mürrisch. „Sie dürfen ausnahmsweise mitfahren, aber sie hätten sich kümmern müssen.“
Prepaid-Karte des HVV: Vorräte sind fast erschöpft
Empört wegen seines Tonfalls steigt Drefs an der nächsten Haltestelle aus. „Die Fahrt war spontan“, sagt sie der MOPO. „Ich musste ins Krankenhaus und habe noch keine Karte. Schon im Dezember bin ich durch halb Hamburg gefahren auf der Suche danach. Sie waren überall ausverkauft.“
Tatsächlich: In den 550 teilnehmenden Kiosken, Supermärkten, Tankstellen und HVV-Servicestellen ist der Kartenvorrat mittlerweile fast komplett erschöpft. Bleiben noch die 200 Fahrkartenautomaten an U-Bahn-Stationen. Doch was, wenn man keine vor der Nase hat? So wie Frau Drefs und ihre 92-jährige immobile Mutter in Bramfeld zum Beispiel.
Eine junge Pflegerin aus dem UKE mischt sich empört in das Gespräch ein. „Mal wieder werden die alten Leute vergessen“, sagt sie. „Die haben keine HVV-App und können nicht quer durch die Stadt fahren, um sich so eine Karte zu besorgen. Oft haben die Familien keine Zeit und so bleibt diese Aufgabe an uns hängen.“ Ein 80-Jähriger, der gerade mühsam eine Einzelkarte an einem Automaten zieht, sieht das ähnlich: „Für meine Frau und mich ist es nun viel schwieriger, Bus zu fahren. Immer werden die Alten benachteiligt!“
So reagiert die Hochbahn auf den Engpass bei den Karten
Die Hochbahn will auf den Engpass reagieren. „Ein Großteil der Karten aus Verkaufsstellen und Automaten, die bisher kaum frequentiert wurden, gehen kurzfristig an die stärker nachgefragten Verkaufsstellen“, sagt Sprecher Christoph Kreienbaum. „Zudem sind 3000 zusätzliche Karten auf dem Weg.“ Die Nachproduktion werde vorgezogen und die Fahrer sollen in der Anfangszeit besonders kulant sein.
Eingeführt wurde die Prepaid-Karte, um unnötige Kleingeld-Fummelei beim Busfahrer und damit Verspätungen zu vermeiden. Das findet Rentnerin Anne K., die sich und ihrer Freundin gerade Karten an einem Automaten an der U-Bahn-Station Kellinghusenstraße besorgt, gut. Auch wenn sie bei der Bedienung die Hilfe der MOPO-Reporter braucht. „Gut, dass Sie hier sind!“, sagt sie. „Es ist vielleicht ist erstmal schwierig, an die Karten zu kommen. Aber im Endeffekt erleichtern sie das Busfahren doch.“
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Wie so oft bei Neueinführungen, wird es auch hier wohl noch eine Weile dauern, bis alle damit zurechtkommen.