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Piet Mahler sitzt auf einer Holzbank. Er trägt einen Kapuzenpulli mit dem Schriftzug „holi“.
  • Piet Mahler hat zusammen mit Benjamin und Janina Lin Otto die App „Holi“ ins Leben gerufen.
  • Foto: Florian Quandt

„Hintern hoch von der Couch!“ Hamburger App soll Ehrenamt-Problem lösen

Hausaufgabenhilfe im Flüchtlingsheim, Essensausgabe bei der „Tafel“ oder Gassigehen mit Tierheimhunden: Ohne Ehrenamtler wäre das alles nicht möglich. Doch viele Vereine haben große Probleme, Freiwillige zu finden. Darum hat der Hamburger Unternehmer Piet Mahler zusammen mit Benjamin Otto (Sohn von Versandhandel-Milliardär Michael Otto) und dessen Frau Janina Lin Otto die App „holi“ mit Sitz in der Sternschanze ins Leben gerufen. Anlässlich des Internationalen Tages des Ehrenamts am 5. Dezember hat die MOPO mit „holi“-Gründer Piet Mahler über die Probleme in der Freiwilligenarbeit gesprochen.

MOPO: Herr Mahler, Sie haben eine App für Ehrenamtler und Vereine aufgebaut: Ist das Ehrenamt gerade in einer Krise?

Piet Mahler: Ich bin immer wieder positiv überrascht, wie viele Leute sich engagieren und mit wie viel Herzblut sie das tun. Aber natürlich müssen wir uns fragen: Wie können wir besser werden? Wie kann man noch mehr Leute erreichen?

Welche Probleme haben Vereine derzeit?

Ein großes Thema ist die Digitalisierung – da sind viele Initiativen immer noch zu schlecht aufgestellt. Das führt zu Problemen, wenn es darum geht, effizient Absprachen zu treffen und neue Leute für sich zu gewinnen. Und den meisten Vereinen fehlt grundsätzlich Geld – das ganze System ist total unterfinanziert.

Was ist der Grundgedanke von „holi“?

Mit „holi“ stellen wir eine Plattform zur Verfügung, auf der sich Menschen untereinander verknüpfen und eine Anlaufstelle zur Freiwilligenarbeit finden können. Unser Ziel ist es, dass sich viel mehr Leute viel leichter engagieren können.

Wie kam es zu der App?

Ich wollte etwas gründen und bin mit Benjamin Otto zusammengekommen. Er hatte gerade mit seiner Frau Janina Lin Otto eine Stiftung gegründet – dann haben wir aus dieser Stiftung heraus „holi“ aufgebaut. Da haben wir jetzt ein internationales Team mit 30 Mitarbeitenden und sind im September mit einer Beta-Version (vorläufige App-Version, Anm. der Red.) online gegangen. Bislang haben sich über 700 Nutzer:innen und 87 Initiativen angemeldet. Unser Ziel ist es, dass wir bald nicht mehr nur auf Deutschland beschränkt sind, sondern sich Leute aus der ganzen Welt über „holi“ vernetzen.

Wie ist die App konkret aufgebaut?

Es gibt zwei Seiten: Die eine ist für Initiativen und Organisationen – die können sich anmelden und haben dann ein Gruppen-Profil, so ein bisschen wie bei Facebook. Die andere Seite ist für einzelne Nutzer:innen, die über die App passende Initiativen für sich finden wollen.

Mit der App „holi“ können die Nutzer:innen Stellen in der Freiwilligenarbeit finden. Florian Quandt
Mit der App „holi“ können die Nutzer:innen Stellen in der Freiwilligenarbeit finden.
Mit der App „holi“ können die Nutzer:innen Stellen in der Freiwilligenarbeit finden.

Wenn ich jetzt ein Ehrenamt suche, das zu mir passen soll, was gebe ich dann in die App ein?

Es gibt zwei Wege ein passendes Engagement zu finden: Entweder über das Menü der App zum Bereich „Engagement“, wo über einen Filter zu Standort und persönlich Interessen passende Projekte gefunden werden können. Oder es lässt sich über die Navigation der Bereich „Spaces“ aufrufen. Hier finden sich verschiedenste Initiativen und Projekte, die nach Themen kategorisiert aufgelistet werden. Über den Button „Mach mit“  gelangt man zu konkreten Aktionen inklusive Links, über die man selbst aktiv werden kann.

Wie finanziert sich „holi“?

Wir haben Glück, aus der Holistic Foundation der Ottos entsprungen zu sein. Dadurch können wir uns leisten, unseren Weg zu finden und zu gucken, was funktioniert. Gleichzeitig denken wir aber auch sehr wirtschaftlich: Wir wollen ein Unternehmen aufbauen, das sich selbst trägt. Aufgrund unserer Rechtsform werden wir aber keine Gewinne mit der App machen – die werden alle ausschließlich reinvestiert oder gemeinnützig gespendet.

In welchen Bereich gibt es einen besonders großen Bedarf an Freiwilligen?

Das kann man gar nicht so pauschal sagen. Eines der großen Themen ist natürlich der Klimaschutz. Aber es gibt so viele coole Initiativen, die sich auch um andere Bereiche kümmern. Hier in Hamburg gibt es zum Beispiel einige wichtige Obdachlosen-Vereine. Es ist egal, wo die Leute helfen – Hauptsache sie machen etwas: Hintern von der Couch hoch und rein ins Engagement! Die Schönheit entsteht im Machen.

Was meinen Sie damit?

Man kann tausendmal hinterfragen, was man machen möchte. Aber einfach mal anzufangen, das ist das Beste, was man machen kann. Dann merkt man, wie sinngebend das Ganze ist und was man für tolle Leute dabei kennenlernt.

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