Armut in Hamburg: Wenn es Obst und Gemüse nur noch von der Tafel gibt
Alles wird teurer: Für viele Hamburgerinnen und Hamburger bedeutet das Verzicht, am schlimmsten trifft es diejenigen mit niedrigem Einkommen. Denn nach Abzug der Miete und Nebenkosten bleibt oft so gut wie gar nichts mehr zum Leben übrig.
Es ist kurz nach 9 Uhr morgens am Vogelhüttendeich in Wilhelmsburg. Gerade hat die Lebensmittelausgabe an der Tafel begonnen, Rentnerin Astrid Ackermann ist eine der ersten vor Ort. „Ich kann überhaupt nicht mehr woanders einkaufen gehen, als hier“, erzählt die 74-Jährige.
„Hier zahle ich fünf Euro und bekomme drei Tüten voller Lebensmittel, sei es Brot, Gemüse oder Obst.“ Zum Aldi bei ihr vor der Haustür in Bergedorf geht sie inzwischen auch nicht mehr, allein das Öl koste vier Euro.
Alles wird teurer: Für viele Hamburgerinnen und Hamburger bedeutet das Verzicht, am schlimmsten trifft es diejenigen mit niedrigem Einkommen. Denn nach Abzug der Miete und Nebenkosten bleibt oft so gut wie gar nichts mehr zum Leben übrig.
Es ist kurz nach 9 Uhr morgens am Vogelhüttendeich in Wilhelmsburg. Gerade hat die Lebensmittelausgabe an der Tafel begonnen, Rentnerin Astrid Ackermann ist eine der ersten vor Ort. „Ich kann überhaupt nicht mehr woanders einkaufen gehen, als hier“, erzählt die 74-Jährige.
„Hier zahle ich fünf Euro und bekomme drei Tüten voller Lebensmittel, sei es Brot, Gemüse oder Obst.“ Zum Aldi bei ihr vor der Haustür in Bergedorf geht sie inzwischen auch nicht mehr, allein das Öl koste vier Euro.
Im Vergleich zum vergangenen Jahr sind die Nahrungsmittelpreise um 8,6 Prozent überdurchschnittlich gestiegen. Gaben deutsche Haushalte im Jahr 2021 noch im Durchschnitt 4,52 Euro für Butter im Monat aus, sind es inzwischen 5,93 Euro. Und auch für andere Lebensmittel wie Brot, Eier, Nudeln oder Speiseöl müssen Verbraucher tiefer in die Tasche greifen.
Inflation: Immer mehr Hamburger nutzen die Tafel
Was alle beim Wocheneinkauf zu spüren bekommen, trifft ärmere Haushalte besonders. In einer Umfrage der gewerkschaftsnahen Hans Böckler-Stiftung gab jeder Zweite unter den Erwerbspersonen mit einem niedrigen Einkommen von bis zu monatlich 2000 Euro netto an, weniger Lebensmittel kaufen zu können.
Das könnte Sie auch interessieren: Energie-Krise: Tschentscher mit wichtigem Appell an die Hamburger
Für Carsten Herold aus Eilbek ist das nichts Neues. „Schon vor der Inflation war es sehr knapp, mit dem Regelsatz, aber jetzt ist es wirklich unmöglich“, erzählt der Hartz-IV-Empfänger. „Ich beziehe 449 Euro im Monat, davon gehen dann erst einmal 176 Euro an Fixkosten ab, also zum Beispiel Strom, Wasser, HVV oder FFP2 Masken. 155 Euro sind im Regelsatz für Lebensmittel einkalkuliert, das macht fünf Euro am Tag.“ Auch er geht zweimal im Monat zur Tafel, um wenigstens ein bisschen Obst und Gemüse zu bekommen.
Energiepreise: Viele gehen nur noch zu den Discountern
Auch die Wahl des Supermarkts ist betroffen: Bei den steigenden Preisen bevorzugen immer mehr die Discounter. So auch Zeynep Yüksel, die gerade aus dem Luna-Center in Wilhelmsburg kommt. „Früher habe ich dort eingekauft, wo es bequem ist, jetzt geht das nicht mehr“, erzählt sie, während sie ihren zweijährigen Sohn auf dem Arm hat. Die 33-Jährige ist gerade in Elternzeit, ihr Mann ist selbständig und besitzt eine Bäckerei. Aber auch dort macht sich die Inflation an den hohen Einkaufspreisen bemerkbar. Dazu kommt: Miete und Energiekosten schießen ebenfalls in die Höhe.
„Hamburger mit geringem Einkommen wissen gerade nicht, wie sie diese enormen Belastungen stemmen sollen, Rentner und Studierende fallen zudem komplett durchs Raster des Entlastungspaket des Bundes“, kritisiert Stephanie Rose, sozialpolitische Sprecherin der Hamburger Linksfraktion. „Um Haushalte zu unterstützen, die ihre gestiegenen Heiz- und Stromkosten nicht mehr zahlen können, hat die Stadt München einen Fonds für Energiekosten auf den Weg gebracht. Und auch Berlin hat gerade einen dreistelligen Millionenbetrag in den Haushalt eingestellt, um Energiearmut zu bekämpfen“, fährt sie fort. Hamburg solle sich ein Beispiel nehmen.
Das könnte Sie auch interessieren: Kommentar: Arm-Reich-Schere: Wieso Umverteilung die Lösung ist
Derzeit liegt die Armutsrisikoquote in Hamburg bei 17,3 Prozent – und damit über dem bundesweiten Niveau von 16,6 Prozent. Besonders bei den Menschen über 65 Jahre stieg es an, seit 2006 hat sich die Quote hier von 6,7 auf 19 Prozent fast verdreifacht.