Höhere Mieten, viel weniger Autos? Das steckt wirklich hinter Hamburgs Klimaplan
Es sind mehr als ehrgeizige Ziele, die sich Hamburg beim Klimaschutz gesetzt hat: Bis zum Jahr 2045 will die Stadt komplett klimaneutral sein. Das bedeutet, dass zu diesem Zeitpunkt fast kein klimaschädlichen CO2 mehr in die Luft gepustet wird. Dazu wird der alte Klimaplan jetzt nachgeschärft. Im Papier selbst stehen allerdings Hemmnisse, die das Ziel in Gefahr bringen könnten. Hamburger Umweltschützer glauben zudem, dass die Klimaneutralität so nicht einmal annähernd erreicht werden kann.
Es sind mehr als ehrgeizige Ziele, die sich Hamburg beim Klimaschutz gesetzt hat: Bis zum Jahr 2045 will die Stadt komplett klimaneutral sein. Das bedeutet, dass ab diesem Zeitpunkt fast kein klimaschädliches CO2 mehr in die Luft gepustet wird. Dazu wird der alte Klimaplan jetzt nachgeschärft. Im Papier selbst stehen allerdings Hemmnisse, die das Ziel in Gefahr bringen könnten. Hamburger Umweltschützer glauben zudem, dass die Klimaneutralität so nicht einmal annähernd erreicht werden kann.
Vor dem geplanten, klimaneutralen Jahr 2045 hat das neue Eckpunkte-Papier, das Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) Ende Dezember vorstellte, noch einen Zwischenstopp: das Jahr 2030. Bis dahin sollen in Hamburg 70 Prozent weniger CO2 ausgestoßen werden, als noch vor zwanzig Jahren. Dabei ist bis 2020 nur eine Einsparung von rund 36 Prozent gelungen.
Hamburger Klimaplan: Wie sollen die Ziele erreicht werden?
Große Worte – was steckt dahinter? Wichtig dafür sei es, „dass wir alle, Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit aller Kraft am gleichen Strang ziehen“, so Kerstan. „Denn Hamburg kann diese Aufgabe nicht alleine bewältigen.“
Aus Sicht des Hamburger BUND hat die Stadt allerdings gerade im Wohnungsbereich noch einige Hausaufgaben zu erledigen. Der Plan ist es, Hamburgs Gebäude bis 2045 klimaneutral, also energetisch, zu sanieren. Damit das klappt, will der Senat die jährliche Sanierungsrate von aktuell einem Prozent auf 1,7 bis 1,8 Prozent steigern.
So sollen Hamburgs Gebäude klimaneutral werden
Wie soll das erreicht werden? Neue Förderprogramme sollen die Wohnungswirtschaft dazu motivieren, ihre Gebäude zu sanieren. Zudem ist eine Kampagne vorgesehen, konkrete rechtliche Vorgaben aber nicht. „Ein Hauptkritikpunkt ist, dass das Sanierungsprogramm explizit auf Freiwilligkeit setzt, wo doch bereits deutlich niedrigere Fördertöpfe in der Vergangenheit bei weitem nicht ausgeschöpft wurden“, sagt Hamburgs BUND-Chef Lucas Schäfer der MOPO. „Im Politikstil des vorletzten Jahrzehnts setzt der Senat auf den guten Willen der Vermieterseite.“
Er schlägt vor, energetische Maßnahmen klar von „wohnwertsteigernden Maßnahmen“ zu trennen. Vereinfacht gesagt, sollen die Vermieter für ihre klimaneutral sanierten Wohnungen dann nicht automatisch eine höhere Miete verlangen können. Baubehörden-Sprecher André Stark betont allerdings auf MOPO-Nachfrage noch einmal, dass man dafür „ganz bewusst auf die finanzielle Förderung“ setze.
Der Sektor Verkehr soll viel CO2 in Hamburg einsparen
Viel Geld will der Senat auch in den Sektor Verkehr stecken, damit dieser – wie im Klimaplan vorgesehen – bis 2030 insgesamt 618.000 Tonnen CO2 einsparen kann. Möglich machen soll das der „Modal Shift zum Umweltverbund“, also der Umstieg vom Pkw auf Bus, Bahn, Fahrrad oder den Fußverkehr. In sieben Jahren sollen demnach 80 Prozent aller Wege damit zurückgelegt werden.
Im Klimaplan haben die Experten aber auch gleich die möglichen Hemmnisse aufgeschrieben, die dieses Ziel verhindern könnten. „Einbruch der Fahrgastzahlen durch Corona“ steht da, aber auch, dass geplante Fuß- und Radwege, die weitere Ausweitung des Bewohnerparkens und der Umbau des Straßenraums „nicht schnell genug umgesetzt werden“.
So soll es mit der Verkehrswende in Hamburg klappen
„Hier drückt sich der Senat vor der Verantwortung, dem automobilfreundlichen Teil der Bevölkerung zu verdeutlichen, dass definitiv langsamer und weniger gefahren werden muss“, kommentiert Schäfer. Der Umbau des Straßenraums zu Gunsten der Fahrradfahrer und Fußgänger habe oberste Priorität.
In der Verkehrsbehörde ist man da um einiges optimistischer gestimmt. „Der Radverkehr ist in Hamburg so stark wie noch nie und die Fahrgastzahlen im ÖPNV haben sich schneller erholt, als von vielen prognostiziert“, sagt Sprecher Dennis Heinert. Die Stadt erhofft sich vor allem durch das für Frühjahr geplante 49-Euro-Ticket noch einmal einen Schub.
Ja, bei einzelnen Projekten komme es zu Verzögerungen, gibt Heinert zu. Das läge aber an der hohen Auslastung in der Bauindustrie, verbunden mit Lieferschwierigkeiten. Darunter leidet der Wohnsektor übrigens genauso: Zu wenig und teure Materialen und zu wenig Handwerker, schreiben die Experten im Klimaplan sinngemäß.
Antworten darauf soll dann der finale Klimaplan finden, den Kerstan im Sommer vorstellen will. „Wir müssen diese Klimaziele erreichen“, warnt er. „Wenn man das nicht macht, dann würden große Teile unserer Stadt eben nicht mehr bewohnbar werden – es wird langsam eng.“