Neun Wochen ohne Strom! Wir leben in Hamburgs Albtraum-Hochhaus
Kein Licht, kein Fernseher – zum Aufladen des Handys zu McDonald’s: Das Leben von Martina Rabba und Hendrik Müller ist vom einen auf den anderen Tag auf den Kopf gestellt worden. Anfang Juli passiert ein Unglück im Keller des Hauses, seitdem war der Strom weg. Wie sie ihren Alltag gemeistert haben, warum Rabbas großer Traum zu platzen droht – und warum ein Hamburger Hochhaus wochenlang ohne Strom war.
Kein Licht, kein Fernseher – zum Aufladen des Handys zu McDonald’s: Das Leben von Martina Rabba und Hendrik Müller ist vom einen auf den anderen Tag auf den Kopf gestellt worden. Anfang Juli passierte ein Unglück im Keller des Hauses, seitdem war der Strom weg. Wie sie ihren Alltag gemeistert haben, warum Rabbas großer Traum zu platzen droht – und warum ein Hamburger Hochhaus wochenlang ohne Strom war.
Das siebenstöckige Backsteingebäude im Erich-Ziegel-Ring 37 in Steilshoop wirkt auf den ersten Blick wie jedes andere in der Nachbarschaft auch. Doch wenn man genauer hinblickt, dann sieht man Ruß an der Kellertür. Rauchgeruch steigt in die Nase.
Rückblick auf die Nacht des 9. Juli 2023: Im Keller des Hochhauses brennt es. Das Feuer wütet so schlimm, dass die komplette Haustechnik zerstört wird. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen inzwischen ohne Erfolg eingestellt.
Brand in Hochhaus in Hamburg-Steilshoop: Strom ist weg
Der Brand und seine Folgen verändern das Leben der 20 Mieterinnen und Mieter des Hochhauses vom einen auf den anderen Moment. Der Hausanschluss und die Unterverteilung zu den Wohnungen sind zerstört. Plötzlich gibt es keinen Strom mehr. Dieser Albtraum-Zustand hält zwei Monate lang an.
Warum wurde keine Not-Stromversorgung eingerichtet? „Dieses Haus verfügt nicht über ein gesondertes Notstromsystem oder Notstromaggregate, auf die man hier hätte zurückgreifen können“, erklärt Christopher Schwanck von der Grundstücksverwaltung Borgfelde auf Nachfrage der MOPO.

„Das geht schon auf die Psyche“, sagt Martina Rabba. Die 26-jährige Verkäuferin wohnt seit dreieinhalb Jahren zusammen mit ihrem Freund Hendrik Müller in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in dem Hochhaus. Abends machten sie Kerzen an und nutzten das Handy als Lichtquelle, um etwas zu sehen, erzählen sie.
Auch der Fernseher war neun Wochen lang aus – Serien konnten die beiden nur noch auf dem kleinen Smartphone-Display schauen. Das Handy luden sie bei der Arbeit auf. Oder bei McDonald’s: „Da gibt’s Steckdosen“, sagt Müller.
Ein Hochhaus ohne Strom: Warm duschen geht – kochen nicht
Die Spülmaschine funktionierte natürlich nicht. „Aber die haben wir eh noch nicht so lange“, sagt Hendrik Müller und lächelt. Der 29-Jährige ist froh, dass es keinen Durchlauferhitzer gibt – so konnten die beiden wenigstens warm duschen.
Das junge Paar nutzte einen Camping-Kocher, um sich abends schnell eine Mahlzeit warm zu machen. Ab und an gehen sie auch auswärts essen – „da muss man natürlich gut kalkulieren“, sagt Martina Rabba. Am Wochenende fahren sie zur Familie oder zu Freunden. Und da sie ihren Kühlschrank nicht nutzen konnten, behalfen sie sich mit einer Kühlbox.

Martina Rabba hat einen Traum: Sie will von ihrer Leidenschaft, dem Schneiden von Videos, leben können. Eigentlich macht sie das neben ihrem Job als Verkäuferin bei Edeka nebenberuflich – doch der PC-Bildschirm blieb zwei Monate lang schwarz. Der Traum, als Cutterin zu arbeiten, ist in weite Ferne gerückt. „Keine Chance“, sagt die 26-Jährige schlicht.
Ein Nachbar, der anonym bleiben möchte, sagt, dass besonders Kinder emotional und körperlich sehr belastet seien. Sie könnten sich nicht konzentrieren, hätten Albträume.
Dauer-Stromausfall ist eine Katastrophe für Kinder und Senioren
Auch für Senioren war der Stromausfall eine Katastrophe: Der Aufzug funktionierte nicht. Rabba und Müller erzählen davon, dass ältere Nachbarn die Treppen hochgetragen werden mussten. Die Verwaltung verwies in einem Schreiben an die Anwohner auf den Ambulanten Dienst des Deutschen Roten Kreuzes.
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Warum ist nach dem Feuer wochenlang nichts passiert? Der Gutachter der Versicherung habe so lange gebraucht, erklärt Christopher Schwanck von der Verwaltung. Erst als das Gutachten vorlag, habe er am 4. August einen Elektro-Betrieb beauftragen können.
Nach dem Brand ist lange nichts passiert
Die Verwaltung habe den Mieterinnen und Mietern Alternativwohnungen angeboten, so Schwanck zur MOPO. Martina Rabba widerspricht: „Die Verwaltung hat uns nichts angeboten, nur gesagt, dass eine Hausratversicherung die Kosten für ein Hotel übernehmen würde – die hatten wir zu dem Zeitpunkt aber nicht.“
Es soll Mietminderungen geben, zeitweise um 100 Prozent. Am Dienstag – ein Tag, nachdem die MOPO vor Ort war – fließt wieder Strom im Haus: Eine totale Erleichterung für Martina Rabba und Hendrik Müller. Nach 65 Tagen in Dunkelheit.