Hitzewelle

Zahlreiche Menschen sind bei sommerlichen Temperaturen an und auf der Alster unterwegs. Foto: picture alliance/dpa/Christian Charisius

Hitzefrei, Abkühlung, UV-Strahlung: Was Sie jetzt zur Hitzewelle wissen müssen

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Die Hitze kommt – und damit stellen sich auch Fragen nach Hitzefrei und Abkühlung, Blaualgen und UV-Strahlung. Lesen Sie hier, was die Menschen im Norden jetzt dazu wissen müssen.

Mitte der Woche soll es auch im sonst eher kühlen Norden mit Temperaturen über 30 Grad Celsius richtig heiß werden. Viele Schülerinnen und Schüler hoffen auf Hitzefrei, Gäste und Einheimische suchen Abkühlung. Ein Überblick: 

Wann gibt es Hitzefrei?

Egal, ob Niedersachsen oder Hamburg, Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern – einheitliche Regeln, ab welchen Temperaturen beispielsweise kein Unterricht mehr möglich ist, gibt es nicht. Ob es Hitzefrei gibt, entscheidet die Schulleitung in den Nordländern vor Ort – auch weil mehrere Faktoren dabei eine Rolle spielen, die nicht zentral entschieden werden und von Schule zu Schule unterschiedlich sein können. Unterrichtsfrei ab der ersten Stunde ist aber meistens nicht drin. Und für jüngere Kinder gibt es üblicherweise eine Notbetreuung, wenn sie nicht früher nach Hause gehen können. 

„In Hamburg gibt es bewusst keine zentrale Regelung für alle Schulen, weil die jeweils unterschiedlichen konkreten Verhältnisse vor Ort, also in jedem einzelnen Schulgebäude/Klassenraum entscheidend sind“, teilte ein Sprecher der Schulbehörde mit. „Und die kennt am besten die jeweilige Schulleitung.“ Ähnlich äußern sich die Behörden etwa in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.

Oberstes Ziel ist demnach, Unterricht stattfinden zu lassen, wo immer das möglich ist. Das bedeutet, dass vor einem Hitzefrei erst einmal geprüft werden sollte, ob der Unterricht an einem anderen Ort möglich und sinnvoll ist. Gegebenenfalls könnten die einzelnen Unterrichtsstunden verkürzt werden, so dass der Schultag früher ende. Konkrete Außen- oder Raumtemperaturen, ab wann Hitzefrei geprüft werden soll, werden von den Behörden nicht genannt.

Gibt es Hitzefrei auch für Arbeitnehmer?

Nicht nur Schülerinnen und Schülern, auch Beschäftigten machen hohe Temperaturen am Arbeitsplatz oftmals zu schaffen. Sinkende Konzentrationsfähigkeit oder Kreislaufprobleme können das Risiko von Arbeitsunfällen vergrößern. Luftige und atmungsaktive Kleidung ist daher auch im Büro empfehlenswert. 

Zudem sind die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber verpflichtet, für „eine gesundheitlich zuträgliche Raumtemperatur und Schutz gegen übermäßige Sonneneinstrahlung zu sorgen“. Darauf weist etwa die Stadt Hamburg hin. Konkret bedeutet das: Wenn die Raumtemperatur über 26 Grad Celsius steigt, sollten Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Ab 30 Grad Celsius müssen diese vorgenommen werden.

Wenn die Lufttemperatur im Raum mehr als 35 Grad Celsius beträgt, ist der Raum ohne Schutzmaßnahmen während der Temperaturüberschreitung nach Angaben der Stadt Hamburg nicht als Arbeitsraum geeignet.

Wo finde ich Abkühlung?

Bei Hitze zieht es viele Menschen zur Abkühlung in die Schwimmbäder. Aber auch an anderen Orten, die auf den ersten Blick nicht nach Sommer aussehen, lässt es sich hervorragend abkühlen.

In Kinos: Kinos etwa sind auch bei tropischen Außentemperaturen klimatisiert. „Der Saal kann auf 20 Grad heruntergekühlt werden, aber meist sind es rund 22,5 Grad, weil viele in Sommerkleidung kommen“, sagte Martin Turowski vom Kinoverbund Schleswig-Holstein der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Ähnlich sind die Temperaturen auch in vielen anderen Kinos im Norden. 

In Tierparks: Auch in vielen Zoos gibt es kühle Orte: „Es gibt viele Tierhäuser bei uns, die Abkühlung bieten, zum Beispiel die Meereswelten und das Polarium“, sagte eine Sprecherin des Rostocker Zoos. In Hamburg können sich Besucher im Tierpark Hagenbeck in der Tierwelt „Eismeer“ abkühlen und dabei Eisbären, Seebären, Humboldt-Pinguinen beobachten. 

In Kirchen: Dicke Mauern und schattenspendende Bäume sorgen dafür, dass es in Kirchen auch im Sommer kühler ist. Das Projekt „Kühle Kirche“ will dafür sorgen, dass Kirchen während heißer Sommertage als Orte der Erfrischung und Zuflucht dienen. 

In Museen: Erfrischung bieten auch viele Museen mit ihren Kellern und Gewölben sowie einige Galerien. 

Am Meer: Und wer spontan freinehmen kann, für den empfiehlt sich ein Besuch an den Küsten und auf den Inseln. Auch hier wird es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes zwar sehr warm, aber nicht so heiß wie etwa im Raum Hamburg: Während dort am Mittwoch Temperaturen von bis 37 Grad Celsius erwartet werden, sind es an der Küste bei Seewind etwa zehn Grad weniger. 

Ist die Wasserqualität in Badegewässern bei Hitze schlechter?

Abkühlung verspricht auch ein Bad im See oder Meer. Das Gesundheitsministerium in Kiel weist aber darauf hin, dass mit steigender Wassertemperatur in Binnengewässern das Potenzial für Algenblüten und Bakterien zunimmt, „weshalb vermehrt mit Badewarnungen und Badeverboten gerechnet werden muss“.

Einige Blaualgenarten – eigentlich Bakterien – können laut Ministerium Giftstoffe freisetzen, die durch Hautkontakt oder Verschlucken beispielsweise allergische Reaktionen, Übelkeit, Fieber und Durchfall hervorrufen können. Es wird empfohlen, sich vor einem Besuch über die aktuelle Situation vor Ort zu informieren. Aktuell sind die allermeisten Badegewässer in den Nord-Bundesländern allerdings geöffnet.

So liegen für Schleswig-Holstein nach Angaben des Gesundheitsministeriums aktuell keine Badeverbote vor. Auch in Mecklenburg-Vorpommern und Bremen kann ohne Bedenken in den Badegewässern geschwommen und gebadet werden.

In Hamburg ist die Badestelle Nord am Eichbaumsee weiterhin gesperrt. Die Badestelle Ost ist zum Baden freigegeben, Blaualgen sind nach Angaben der Stadt aber möglich. Auch am Sandstrand des Boberger Sees sind aktuell Blaualgen möglich. An den anderen der Badestellen in der Hansestadt gibt es derzeit keine Beanstandungen. 

In Niedersachsen ist aktuell der Juessee in der Stadt Herzberg am Harz wegen Blaualgen gesperrt. In einigen anderen Badegewässern Niedersachsens, unter anderem an Badestellen des Zwischenahner Meeres, gibt es ein vermehrtes Aufkommen an Blaualgen. Baden ist hier aber weiterhin erlaubt. Besucher sollen die Verhaltenshinweise vor Ort beachten. Die Gewässer in den Nordländern werden regelmäßig kontrolliert, um allgemeine Gesundheitsrisiken durch das Baden weitgehend auszuschließen. 

Darf ich meinen Pool noch auffüllen oder droht Wasserknappheit?

Das hängt von der eigenen Region ab. Meist verordnen die Landkreise, dass Wasser gespart werden muss. Die Regelungen sehen dann beispielsweise vor, dass Blumen und Pflanzen etwa nur zu bestimmten – schattigeren und kühleren – Stunden bewässert werden dürfen. Bundeslandweite Regelungen gibt es bisher nicht.

In Niedersachsen ruft etwa der Landkreis Nienburg zum Wassersparen auf. Die Verwaltung empfiehlt unter anderem Regenwasser zu nutzen, Poolwasser selten zu wechseln und auf Rasensprenger zu verzichten. Weil die Lage aber weniger angespannt sei als in vergangenen Jahren, sind damit derzeit keine Verpflichtungen verbunden. Anders als etwa im Landkreis Goslar, wo bis Ende September Grünflächen zwischen 10 und 18 Uhr nicht bewässert werden dürfen.

Die Stadt Hamburg schlägt wassersparende Alternativen zum Gartenpool vor: Etwa die Low-Budget-Gartendusche aus einem Stück Seil und einer Gießkanne oder ein kaltes Fußbad, das helfen kann, den eigenen Körper zu kühlen. Und mit Wasserpistolen, Sprühflaschen und Co. steht einer erfrischenden, sommerlichen Wasserschlacht im Garten nichts im Wege. 

Gewarnt wird vor allem vor der UV-Strahlung – warum? 

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) warnt davor, die UV-Strahlung der Sonne zu unterschätzen. „Diese kann man weder sehen noch fühlen – sie ist da, ob die Sonne direkt auf uns scheint oder nicht“, heißt es von der Behörde mit Sitz im niedersächsischen Salzgitter. Zu viel der Strahlung und Sonnenbrände können richtig krank machen. Als mögliche langfristige Wirkungen nennen die Strahlenschutzexperten vorzeitige Hautalterung oder auch Hautkrebs. 

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Zur Vorbeugung biete der UV-Index eine Orientierungshilfe, je höher dieser Wert, desto höher ist auch die UV-Belastung. Dementsprechend gelte es, sich eher und konsequenter zu schützen. Für Kinder und vor allem Säuglinge sollte unbedingt stärkerer Schutz gelten, hieß es vom Bundesamt. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre dürften beispielsweise auf keinen Fall ins Solarium – das ist in Deutschland gesetzlich verboten. (dpa/mp)

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