Bunker bekommt grünes Dach: Wie baut man einen Wald in 60 Metern Höhe?
Der Klimawandel setzt Hamburgs Bäumen mächtig zu. Zu heiß, zu trocken, zu stürmisch – und das alles in einem ohnehin absolut stressigen Umfeld aus Asphalt, Beton und Stein. Den größten Stresstest werden die Bäume auf Hamburgs höchstem Gründach bewältigen müssen: auf dem Feldstraßenbunker. Kann das überhaupt funktionieren? Die MOPO sprach mit Bernhard von Ehren. In der Baumschule warten schon 60 große Ahorn-Bäume darauf, bald in schwindelnder Höhe auf St. Pauli Schatten zu bieten.
Der Klimawandel setzt Hamburgs Bäumen mächtig zu. Zu heiß, zu trocken, zu stürmisch – und das alles in einem ohnehin absolut stressigen Umfeld aus Asphalt, Beton und Stein. Den größten Stresstest werden die Bäume auf Hamburgs höchstem Gründach bewältigen müssen: auf dem Feldstraßenbunker. Kann das überhaupt funktionieren? Die MOPO sprach mit Bernhard von Ehren. In der Baumschule warten schon 60 große Ahorn-Bäume darauf, bald in schwindelnder Höhe auf St. Pauli Schatten zu bieten.
„Das ist ein absoluter Stress-Standort in der Stadt“, sagt Bernhard von Ehren voller Ehrfurcht. „Die 40 Meter Höhe und mehr, der Fassaden-Rückstau an Wärme und absolut kein Mikroklima drumherum.“ Seitdem der Bunker um fünf Etagen erweitert wurde, ist er jetzt 58 Meter hoch. Doch der Experte für große Bäume hat diese Herausforderung mit Begeisterung angenommen. „Wir müssen in den Städten viel mehr für den Klimaschutz tun und begrünte Dächer sind dabei ganz wichtig.“ Die Baumschule Lorenz von Ehren liefert für das grüne Bunkerdach alle insgesamt 4700 Pflanzen.
Die Baumschule, die 1865 in Nienstedten gegründet wurde, ist heute international bekannt für ihre hervorragenden großen Bäume, die im Schnitt an die 20 Jahre alt sind, wenn sie deutschland- und europaweit verkauft werden. Geliefert wird sogar bis nach Russland und in die Türkei. So hat der Krieg auch ihr Geschäft empfindlich getroffen. „Wir haben bis dahin viele Bäume nach Russland und in die Ukraine geliefert“, so Bernhard von Ehren, der geschäftsführender Gesellschafter ist und das Unternehmen in fünfter Generation leitet. Denn die Städte in der ehemaligen Sowjetunion waren baumleere Betonwüsten.
Grüner Bunker St. Pauli: Ahornbäume warten aufs Pflanzen
Auf dem Firmengelände in Marmstorf (Maldfeldstraße) stehen bereits 60 große Ahornbäume zur Abholung bereit. Und zwar ausgegraben! Die etwa fünf Meter hohen Laubbäume mit den großen Kronen müssen nun gehätschelt und gepflegt werden, bis sie endlich wieder in die Erde kommen. Nach den ursprünglichen Bunkerplänen hätten sie schon 2021 auf das Dach gepflanzt werden sollen.
Doch dann sorgten Corona und Lieferengpässe auf der Baustelle für weitere Verzögerungen. Wann es nun soweit ist, steht noch nicht fest. Allerdings ist der Sommer ohnehin die schlechteste Zeit, um einen Baum zu pflanzen. Doch der Bunker soll eigentlich noch in diesem Jahr fertig werden, der Innenausbau läuft bereits. Durch Verzögerungen und Kostensteigerungen ist die Investitionssumme mittlerweile von 30 auf mehr als 60 Millionen Euro gestiegen.
Bei von Ehren werden die ausgegrabenen Bunker-Bäume gerade tröpfchenweise gewässert. Eine Bewässerungsanlage leitet Tag und Nacht Tropfen um Tropfen in die Wurzelballen. Das summiert sich am Tag auf zehn Liter Wasser. Mit weniger werden die Bunkerbäume wohl auch nicht auskommen. Von Ehren: „Ohne eine spezielle, sehr ausgeklügelte Bewässerung würde es auf dem Bunker auch nicht funktionieren.“ Und zwar jeweils abgestimmt auf die Höhe und Himmelsrichtung, in der die Pflanzen stehen und natürlich auf das aktuelle Wetter.
Das spektakuläre Bunker-Projekt auf dem Heiligengeistfeld sorgte von Anfang an für viel Streit. Darüber ob der Kiez ein weiteres Hotel und noch eine Veranstaltungshalle braucht. Ob der Stadtteil nicht ohnehin schon zu viele Besucher mit Attraktionen anlockt und ob das mit dem grünen Garten auf dem Dach nicht nur eine PR-Ente ist und der Bunker am Ende grau bleibt.
Damit das auf keinen Fall passiert, hat der Investor Matzen Immobilien bei der Baumschule von Ehren in Marmstorf 4700 Pflanzen geordert. Darunter zu zwei Drittel immergrüne Pflanzen wie etwa Bergkiefern und Stechpalmen, Efeu (rankend) und Cotoneaster (bodendeckend). Das optische Highlight ist aber der Feldahorn, der ein schönes buntes Herbstlaub bekommt.
Wenn die Bäume geliefert werden, sind sie an die fünf Meter hoch. Wie groß sie auf dem Bunker werden können, dazu wagt von Ehren keine sicheren Prognosen. „Wenn alle Parameter stimmen, können sie sicher zehn Meter hoch werden.“ Aber es handle sich um ein Pilotprojekt ohne viele Vergleichsmöglichkeiten. „Das ist ja das Spannende. Wir wagen hier mit viel Herzblut und großem Aufwand etwas Neues, das es wirklich vergleichbar kaum irgendwo gibt.“