Historisches Urteil: Wie Mutter und Tochter die Klimapolitik veränderten
Niemand hatte im April 2021 mit dieser Sensation gerechnet: Das Bundesverfassungsgericht stellte fest, dass das frisch erlassene Klimaschutzgesetz zu lasch ist und die Lebensgrundlagen kommender Generationen gefährdet – ein Paukenschlag. Geklagt hatte unter anderem Sophie Backsen (23) von der Insel Pellworm. Jetzt hat sie zusammen mit ihrer Mutter Silke (52) ein Buch geschrieben: „Butter bei die Fische“. Zur Vorstellung kam auch Deutschlands unermüdlichster Klima-Mahner Prof. Mojib Latif.
Den Moment, als sie von dem historischen Urteil erfuhr, hat Studentin Sophie noch genau vor Augen: „Ich gab gerade ein Radio-Interview, als in der Signal-Gruppe plötzlich die Nachrichten aufploppten. Alle waren total aufgeregt, Lisa postete eine Passage des Urteils nach der anderen in den Chat.“ Lisa, das ist Greenpeace-Kampaignerin Lisa Göldner. Die Umweltschützer haben die Klima-Klage gegen die Bundesregierung unterstützt.
Neun junge Menschen zwischen 16 (Sophies Bruder Jakob) und 33 (ein Landwirt aus Brandenburg) hatten gegen die Bundesregierung geklagt, weil das schwammige Klimaschutzgesetz die Zukunft ihrer Generation bedroht. „Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass unsere Beschwerde abgelehnt wird“, sagt Sophie – stattdessen erklärten die Richter, dass Klimaschutz ein Menschenrecht ist.
Niemand hatte im April 2021 mit dieser Sensation gerechnet: Das Bundesverfassungsgericht stellte fest, dass das frisch erlassene Klimaschutzgesetz zu lasch ist und die Lebensgrundlagen kommender Generationen gefährdet – ein Paukenschlag. Geklagt hatte unter anderem Sophie Backsen (23) von der Insel Pellworm. Jetzt hat sie zusammen mit ihrer Mutter Silke (52) ein Buch geschrieben: „Butter bei die Fische“. Zur Vorstellung kam auch Deutschlands unermüdlichster Klima-Mahner Prof. Mojib Latif.
Den Moment, als sie von dem historischen Urteil erfuhr, hat Studentin Sophie noch genau vor Augen: „Ich gab gerade ein Radio-Interview, als in der Signal-Gruppe plötzlich die Nachrichten aufploppten. Alle waren total aufgeregt, Lisa postete eine Passage des Urteils nach der anderen in den Chat.“ Lisa, das ist Greenpeace-Kampaignerin Lisa Göldner. Die Umweltschützer haben die Klima-Klage gegen die Bundesregierung unterstützt.
Neun junge Menschen zwischen 16 (Sophies Bruder Jakob) und 33 (ein Landwirt aus Brandenburg) hatten gegen die Bundesregierung geklagt, weil das schwammige Klimaschutzgesetz die Zukunft ihrer Generation bedroht. „Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass unsere Beschwerde abgelehnt wird“, sagt Sophie – stattdessen erklärten die Richter, dass Klimaschutz ein Menschenrecht ist.
Von Pellworm aus die Klimapolitik verändert
Zu normalen Zeiten hätten Kläger und Unterstützer sich jubelnd in den Armen gelegen, aber es herrschte Lockdown: „Wir haben uns also nur in den Kacheln bei Zoom zuprosten können“, sagt Sophie: „Wir haben einen Grundstein gelegt, auf den sich nun alle anderen berufen können.“ Ein Jahr ist das nun her – und konkrete Klimaschutzmaßnahmen fehlen immer noch, nicht mal das Tempolimit wurde eingeführt: „Ich hatte unterschätzt, wie stark die FDP werden würde“, sagt die Studentin der Agrarwissenschaft ernüchtert: „Auch, weil viele junge Menschen die gewählt haben – unsere Generation ist gespalten.“

Tatsächlich tritt just am Tag der Buchpräsentation der Tankrabatt in Kraft, auf Betreiben der FDP: „Das ist eine direkte Geldspritze für die Mineralölindustrie“, sagt Mojib Latif: „Alle wissen das, aber eine einzelne Partei hat ihre Interessen durchgesetzt.“
Mojib Latif zum Tankrabatt: Geldspritze für Industrie
Sophies Mutter Silke (52) kennt den Professor vom Kieler Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung noch aus ihren Studientagen: „Er hat bereits vor 30 Jahren davor gewarnt, was jetzt eintritt“, sagt die Biologin und Bio-Bäuerin. 2018 gehörte Silke Backsen zu einer Gruppe, die eine Klimaklage gegen die Bundesregierung eingereicht hatte. Diese Klage wurde abgewiesen, weil die Bundesregierung ja gerade ein neues Klimaschutzgesetz erlassen würde. Gegen eben dieses neue, lasche Gesetz legten dann ihre Kinder erfolgreich Beschwerde ein.

In dem Buch beschreiben Mutter und Tochter Riesendemos, Talkshow-Auftritte, Tränen nach Ratssitzungen – und Pellwormer, die die Köpfe schüttelten über die Backsens mit ihren Klimaklagen: „Unsere Insel ist ein Spiegel der Gesellschaft“, sagt Silke Backsen: „Viele wollen eben lieber weggucken.“
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Seit der Wahl sitzt sie als Abgeordnete für die Grünen im Kieler Landtag. Tochter Sophie studiert – und träumt davon, den Hof auf Pellworm, der seit 1703 in Familienbesitz ist, einmal zu übernehmen. Im Buch beschreibt sie ihre Bullerbü-Kindheit mit drei Brüdern, hoch oben auf der Warft. Aber wenn der Meeresspiegel durch die Klimaerwärmung weiter ansteigt, dann retten Deiche und Warft nicht mehr. Dann wird es Pellworm irgendwann nicht mehr geben.