Im Stadtpark: Diese Hamburger Renn-Tradition endete tragisch
Vor genau 88 Jahren fand das erste Hamburger Stadtparkrennen statt, und in der grünen Lunge der Stadt erbebte die Luft vom Aufheulen Dutzender Motorräder. Tollkühne Männer, nur geschützt durch dicke Lederjacken, Helme und Schutzbrillen, jagten über die sechs Kilometer lange Rennstrecke. Bis 1952 wurden die Rennen ausgetragen. Die MOPO hat jetzt auf dem Flohmarkt ein Fotoalbum entdeckt – mit unveröffentlichten Privataufnahmen des Rennens 1949.
Angefangen hat die Renn-Tradition im Stadtpark mit den Nazis.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Vor genau 88 Jahren fand das erste Hamburger Stadtparkrennen statt, und in der grünen Lunge der Stadt erbebte die Luft vom Aufheulen Dutzender Motorräder. Tollkühne Männer, nur geschützt durch dicke Lederjacken, Helme und Schutzbrillen, jagten über die sechs Kilometer lange Rennstrecke. Bis 1952 wurden die Rennen ausgetragen. Die MOPO hat jetzt auf dem Flohmarkt ein Fotoalbum entdeckt – mit unveröffentlichten Privataufnahmen des Rennens 1949.
Angefangen hat die Renn-Tradition im Stadtpark mit den Nazis. Schon durch die Gründung eines „Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps“ (NSKK) 1930/31 hatten sie deutlich gemacht, wie wichtig ihnen die Motorisierung Deutschlands und die Förderung des Motorsports war. Spätestens nach der Machtergreifung 1933 stand dahinter auch immer das Ziel der Aufrüstung des „Großdeutschen Reiches“. In den 30er Jahren waren viele Wehrmachtseinheiten noch mit Pferdegespannen unterwegs, und die Umrüstung auf Lastkraftwagen lief.
Hamburger Stadtparkrennen: 1938 kamen 100.000 Zuschauer
Zusammen mit der Organisation „Kraft durch Freude“ wurde das erste Rennen im Stadtpark am 30. September 1934 gestartet. Vor den Augen von 80.000 Zuschauern lieferten sich Motorradfahrer packende Duelle. Erst 1938 fanden im Stadtpark wieder Rennen statt – diesmal sogar vor 100.000 Zuschauern. Im Programmheft hieß es: „Jeder neue Motor und jeder Mensch, der ihn zu bedienen und zu handhaben lernt, bedeutet eine Stärkung der nationalen Abwehrkraft.“
Das könnte Sie auch interessieren: Ende eines Sammler-Traums – ungewöhnlicher Fuhrpark unter dem Hammer
Dann kam der Krieg und spätestens 1945 die Erkenntnis, dass die Nazis ihre „Abwehrkraft“ überschätzt hatten.
Nach Kriegsende sehnten sich die Norddeutschen nach Ablenkung, und schon 1947 knatterten wieder Motorräder über die Rennstrecke in Winterhude. Schnell wurden die Rennen auch zu gesellschaftlichen Höhepunkten. Neben Filmstars wie Zarah Leander kamen Tausende Fans von weit her, um die Rennen zu verfolgen.
Das letzte Rennen: Drei Tote bei Unfall 1952
Das jetzt auf dem Flohmarkt aufgetauchte Fotoalbum vom Rennen 1949 stammt von einem Motorradfahrer aus Hannover. Der Maler war mit einer Clique junger Männer in einem Omnibus angereist, um die Rennen zu verfolgen. Ziemlich professionell schoss der Motorsportfan seine Bilder und beschriftete sie akkurat mit „350er Klasse, Herz auf DKW“ oder „Heiner Fleischmann NSU“.
Auch 1952 besuchte der Mann das Rennen und machte wieder Fotos. Doch diese Veranstaltung sollte die letzte sein. Ein Motorrad mit schwerem Beiwagen raste in die Zuschauermenge. Drei Menschen starben. Erst 2004 wurde die Veranstaltung als „Stadtpark-Revival“ mit Oldtimerrennen neu gestartet.