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Die Polizei rückt am Morgen des 4. November 2002 an, um die Räumungsverfügung durchzusetzen. Schnell folgen Proteste.
  • Die Polizei rückt am Morgen des 4. November 2002 an, um die Räumungsverfügung durchzusetzen. Schnell folgen Proteste.
  • Foto: Rüdiger Gärtner

Vor 20 Jahren: Wie der Streit um Bambule Hamburg auf den Kopf stellte

Vor 20 Jahren rückte die Polizei mit großem Besteck im Karoviertel an und räumte den Bauwagenplatz Bambule. Die Aktion war auch ein symbolischer Akt, denn die Regierung aus CDU, Schill-Partei und FDP wollte diese alternative Wohnform in der Stadt nicht mehr dulden. Der Protest, der auf die Räumung folgte, hielt wochenlang an und war massiv. 

Etwa ein Jahr war die Regierungskoalition aus CDU, Schill-Partei und FDP im November 2002 im Amt, hatte der Drogenszene mit dem Einsatz von Brechmitteln zur Beweissicherung den Kampf angesagt, hatte die Asylpolitik verschärft und vor allem Innensenator Ronald Schill setzte voll auf die Law-and-Order-Rhetorik. Bauwagenplätze? Sollten weg. 

Bambule adé: Ein Bauwagen landet am 4. November 2002 auf einem Transporter und letztlich in einem Müllcontainer. Roland Magunia/ddp
Ein Bauwagen landet am 4. November 2002 auf einem Transporter
Bambule adé: Ein Bauwagen landet am 4. November 2002 auf einem Transporter und letztlich in einem Müllcontainer.

Nun waren die Bambule-Bewohner von Beginn an nicht sonderlich willkommen. Schon 1994 wollte der Bezirk Mitte sie mit einer Räumungsklage zum Umzug bewegen. Ergebnis war eine heftige Auseinandersetzung Anfang Dezember im Karoviertel. Molotow-Cocktails flogen, Autos brannten, Straßen wurden aufgerissen, mehr als 20 Polizisten wurden verletzt. Immer wieder wurde den Bambule-Bewohnern in den folgenden Jahren mit Räumung gedroht. 

Hamburg: Polizei räumt Bauwagenplatz Bambule

Die Gründe variierten, mal ging es um Erweiterungspläne der Messe, mal um die Hygiene, dann um die Anwohner, die Kleingärten bekommen sollten, und zuletzt darum, dass die Bambule-Leute ja weder Miete noch Wasser, Abwasser und Strom bezahlten. Am Morgen des 4. November 2002 rückten dann mehrere Hundertschaften der Polizei an. Die meisten Bewohner, die bis dahin noch versuchten, diese Räumungsverfügung vor Gericht außer Kraft setzen zu lassen, verließen die Vorwerkstraße widerstandslos. 

Tausende gehen in den folgenden Wochen auf die Straße, um gegen die Bambule-Räumung zu demonstrieren. Roland Magunia/ddp
Tausende gehen in den folgenden Wochen auf die Straße, um gegen die Bambule-Räumung zu demonstrieren.
Tausende gehen in den folgenden Wochen auf die Straße, um gegen die Bambule-Räumung zu demonstrieren.

So friedlich der Rückzug der Bambule-Bewohner verlief, desto heftiger die Reaktion, die in den Tagen und Wochen darauf folgte. Es folgten immer größere Demonstrationen in der Stadt, schließlich auch bundesweit. Es ging um Solidarität mit der Bambule und die linke Szene begehrte gegen Schill auf. Die Auseinandersetzung wurde teils heftig geführt, ebbte erst Wochen später ab.

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20 Jahre ist das her. In der Vorwerkstraße mit altem Baumbestand und Kopfsteinpflaster erinnert heute nichts mehr an die Bambule. Nach der Räumung war auf dem Platz lange gar nichts. Dann wurde das Grundstück mit Zäunen in karge Parzellen unterteilt, in denen nie jemand war, und vor ein paar Jahren wurde hier ein Mietshaus aus Holz gebaut. 

Kino: Doku „Bambule in Hamburg“, Samstag, 5.11., 16 Uhr im 3001, Schanzenstraße 75

Ausstellung bis 12. November: „20 Jahre Bambule Räumung – Protest – Widerstand“, Vernissage im Centro Sociale (Sternstraße 2) am 5.11., 19 bis 23.30 Uhr

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