Kiez-Legende „Karate-Tommy“: Er war bei der Nutella-Bande „zuständig für Stress“
Er war einer von sechs führenden Köpfen der „Nutella-Bande", die Ende der 70er bis Anfang der 80er das Rotlichtmilieu in Hamburg beherrschte: Thomas „Karate-Tommy" Born. Bei einer Schießerei entging er 1982 knapp dem Tod, 2015 verstarb die Kiez-Legende. Die MOPO erzählt seine Geschichte.
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Er war einer von sechs führenden Köpfen der „Nutella-Bande“, die Ende der 70er bis Anfang der 80er das Rotlichtmilieu in Hamburg beherrschte: Thomas „Karate-Tommy“ Born. Bei einer Schießerei entging er 1982 knapp dem Tod, 2015 verstarb die Kiez-Legende. Die MOPO erzählt seine Geschichte.
In den späten 70er Jahren heuerte der 2015 im Alter von 64 Jahren verstorbene Ex-Karate-Europameister bei den „Nutellas“ an. „Dort war ich zuständig für den Bereich Stress.“ Wann immer jemand glaubte, sich an dem einträglichen Geschäft mit den Prostituierten beteiligen zu wollen, war „Tommy“ Born gefragt.
Foto: Hirschbiegel
Kiezlegende Thomas Born: Er schlug zu – und fragte dann, ob es „Probleme gibt“
„Ich bin dann hin zu den Leuten, hab mir den Chef gegriffen und ihm erst mal eine verpasst. Dann hab ich gefragt, ob es Probleme gibt.“ Die hatten sich damit dann meist erledigt.
Foto: hfr
Bis zum 22. Oktober 1982. Das bis dahin geltende Gesetz, dass Konflikte nur mit Fäusten ausgetragen werden, wurde aufgehoben. Der Anlass war banal. Zwei Mädchen prügelten sich.
Karate-Tommy: Sprung durch Tür rettete sein Leben
Die Jungs vom „Bel Ami“ verlangten Verdienstausfall, weil ausgerechnet ihre „Mitarbeiterin“ ein blaues Auge davontrug. „Ich also mit ,SS-Klaus‘ und ,Angie‘ Becker hin. Dann haben die geschossen.“
Borns Kollegen waren sofort tot. Er selbst wurde am Bauch und Unterarm getroffen. Mit einem Sprung durch eine verschlossene Holztür rettete er sein Leben.
Foto: Ruega
Die jetzigen Zuhältergruppen auf dem Kiez seien gut eingespielt, sagte er in einem Interview im Jahr 2011. „Sie sprechen eine Sprache, akzeptieren dieselben Regeln.“
Zuhälter in Hamburg: Tödliche Schießereien
Born hat es am eigenen Leib erlebt, was passiert, wenn auf dem Kiez ein Machtvakuum entsteht. Als die größte deutsche Zuhältervereinigung „GMBH“ Anfang der 80er an Einfluss verlor, kam es zu tödlichen Schießereien. In den 90ern, als viele Zuhälterchefs im Knast saßen, ballerten sich ausländische Gruppen den Weg frei.
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In den späten 80er versuchte sich Thomas Born als Schauspieler, eine Zeit lang lief es tatsächlich ganz gut mit der Karriere. Rollen im „Großstadtrevier“, bei Dieter Wedels „König von St. Pauli“ und sogar in Hollywood folgten. Heinz Hoenig lobte seine „ungeheure Präsenz“ vor der Kamera. Aber so richtig leben konnte Born davon nicht. Beim letzten ausführlichen Gespräch mit der MOPO sagte er, er sei im „Security-Business“. Nachdenklich meinte „Karate-Tommy“: „Mein ganzes Leben hat mit Gewalt zu tun, aber die bringt nichts.“
Thomas Born starb am 1. Mai 2015 im UKE, kurz nachdem er in seiner Wohnung auf St. Pauli einen Herzinfarkt erlitten hatte.