Irre Funde! Hier wird das „Pompeji Altonas“ freigelegt
Hamburgs Stadtarchäologe Professor Rainer-Maria Weiss ist ganz aus dem Häuschen. Er spricht vom „Pompeji Altonas“. Bei Grabungen rund um die St. Trinitatis-Hauptkirche wurde eine ganze Straße wiederentdeckt, die vor 79 Jahren bei der „Operation Gomorrha“ unterging und nie wieder aufgebaut wurde. Die Kibbelstraße. Was hat es damit auf sich?
Hamburgs Stadtarchäologe Professor Rainer-Maria Weiss ist ganz aus dem Häuschen. Er spricht vom „Pompeji Altonas“. Bei Grabungen rund um die St. Trinitatis-Hauptkirche wurde eine ganze Straße wiederentdeckt, die vor 79 Jahren bei der „Operation Gomorrha“ unterging und nie wieder aufgebaut wurde. Die Kibbelstraße. Was hat es damit auf sich?
Die Keller und Grundmauern der einstigen Häuser sind freigelegt (MOPO berichtete). Laufend werden neue interessante und spannende Funde gemacht: ein Sandsteinrelief, Barockfliesen, Werkzeuge, Knochen, Töpfe und Bestecke wurden entdeckt.
Die Vergangenheit ist konserviert wie in einer Zeitkapsel

Die ältesten Gegenstände stammen aus dem 17. Jahrhundert, die jüngsten stammen aus dem Sommer 1943, als alliierte Bomber Altonas Altstadt in Trümmer legten. Gläser, Tassen, Flaschen und Metallteile, die unauflöslich miteinander verschmolzen sind, führen heute noch eindrücklich vor Augen, was für eine Hitze die Brandbomben erzeugten. 1000 Grad und mehr müssen geherrscht haben in der Nacht, als die Kibbelstraße in Flammen stand.
Die Kibbelstraße war einst Teil der Mitte Altonas
Es ist erstaunlich, was die Forscher selbst aus kleinsten Funden herauslesen können. Die Archäologen wissen inzwischen ganz genau, wo in der Straße ein Schumacher sein Geschäft hatte, wo ein Schneider.
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In den Ruinen der Kibbelstraße sei alles eingefroren wie einer „Zeitkapsel“, so Rainer-Maria Weiss, Direktor des Archäologischen Museums Hamburg. Das Alltagsleben der Menschen lässt sich genau rekonstruieren – genau wie im italienischen Pompeji, wo im Jahr 79 n. Chr. der Ausbruch des Vesuvs eine ganze Stadt verschüttete, gleichzeitig aber auch konservierte.

Schon seit Februar führt das Unternehmen ArchOn archäologische Grabungen in der Kibbelstraße durch, unterstützt von der Baufirma Ehlert & Söhne. Der Bereich südlich der Königstraße war einst das Stadtzentrum Altonas. Direkt neben der Hauptkirche St. Trinitatis befand sich der Friedhof, ringsherum gab es dicht gedrängt Straßen, Gassen und Häuser.
1943 ging die Kibbelstraße bei alliierten Bombenangriffen unter
Und das soll auch bald wieder so sein: Denn ab 2023 wird hier mit dem Trinitatis-Quartier ein neues urbanes Stück Hamburg entstehen. Bis dahin aber haben Archäologen noch Gelegenheit, das Erdreich zu untersuchen – bis Herbst dauern die Grabungen an.

Die Kirchengemeinden St. Trinitatis und Evangelisch-Lutherische Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein haben nun den Ehrgeiz, mehr über die Kibbelstraße zu erfahren. Gesucht wird nach historischen Fotos und Postkarten, nach Filmaufnahmen und anderen Erinnerungsstücken zur Kibbelstraße. Vor allem der Kontakt zu Menschen wird gesucht, die dort einst gewohnt haben. Sie werden gebeten, ihre Erinnerungen und persönlichen Lebensgeschichten zu erzählen.
Kibbelstraße in Hamburg: Ehemalige Bewohner sind gebeten, sich zu melden

Als kleines Dankeschön wird es für einstige Bewohner am 26. August die einmalige Möglichkeit einer Führung durch das „Pompeji Altonas“ geben. Wer Interesse hat, kann sich hier melden: gunnar.urbach@kirchenkreis-hhsh.de.