Hochsicherheitszone Hamburg: Mit Panzer-Mercedes gegen den RAF-Terror
Der US-General Frederick Kroesen verdankt diesem Auto sein Leben. Die legendäre GSG 9 nutzte die Wagen als Dienstfahrzeuge und Bundespräsident Walter Scheel ließ sich in einem schwer gepanzerten Modell durch Hamburg fahren. Die Rede ist natürlich von der allerersten „echten“ S-Klasse von Daimler Benz – der Mercedes-Baureihe 116.
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Der US-General Frederick Kroesen verdankt diesem Auto sein Leben. Die legendäre GSG 9 nutzte die Wagen als Dienstfahrzeuge und Bundespräsident Walter Scheel ließ sich in einem schwer gepanzerten Modell durch Hamburg fahren. Die Rede ist natürlich von der allerersten „echten“ S-Klasse von Daimler Benz – der Mercedes-Baureihe 116.
S – das stand für Sonderklasse und damit war klar, für wen diese Fahrzeuge gedacht waren, für Promis, Politiker oder andere hochgefährdete Personen, die dann oft die erstmals gebaute speziell gepanzerte Version der 1972 bis 1980 gebauten 116er Baureihe wählten. Und diese Panzerung war vor allem in der schlimmsten Zeit des RAF-Terrors wichtig. Zuvor war es den Terroristen mehrfach gelungen, ihre Opfer in deren ungesicherten Dienstfahrzeugen zu erschießen.
Hamburg: Die erste S-Klasse – Symbol einer Epoche
Bekanntestes Beispiel ist der Anschlag auf Generalbundesanwalt Siegfried Buback. Der Jurist wurde 1977 in Karlsruhe zusammen mit zwei weiteren Insassen in seinem ungepanzerten Mercedes („Strich Acht“) von zwei Terroristen von einem Motorrad aus mit einem Sturmgewehr abgeknallt.
1981 dagegen saß der US-Vier-Sterne-General Frederick Kroesen in Heidelberg in einer gepanzerten S-Klasse. Der RAF-Terrorist Christian Klar schoß mit einer sowjetischen Panzerfaust RPG7 auf das Fahrzeug. Die Granate traf den Wagen, doch der General und seine Begleiter kamen mit leichten Verletzungen davon.
Im MOPO-Archiv entdeckten wir das große Foto ganz oben im Artikel. Die 1972 nach dem Olympia-Attentat von München gegründete Grenzschutzgruppe 9 (GSG 9) besuchte Hamburg. Stolz präsentierten sich die Elite-Beamten auf dem Flughafen Fuhlsbüttel vor ihren 116er Modellen. Wir wurden neugierig und wühlten weiter in unserem Fotobestand. Es kamen martialische Bilder zum Vorschein. Der legendäre erste Chef der GSG 9, Ulrich Wegener, posiert mit seinen schwer bewaffneten Leuten vor einer S-Klasse. Dann entdeckten wir Bilder von Bundespräsident Walter Scheel (1919-2016).
Der FDP-Politiker war 1977 in Hamburg zu Besuch, man sieht seine Fahrzeugkolonne vor dem Museum für Kunst und Gewerbe am ZOB. Scheels schwarze gepanzerte S-Klasse mit Präsidenten-Stander und dem Kennzeichen O-1 wird von GSG-9-Leuten bewacht.
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Selbst bei einer Veranstaltung im CCH wichen ihm die mit Maschinenpistolen bewaffneten Grenzschützer nicht von der Seite. Die GSG 9 und die allererste S-Klasse von Mercedes wurden zum Symbol der wohl schlimmsten Terrorzeit in der Geschichte der Bundesrepublik.