Vergessenes Genie: Das abenteuerliche Leben von Hamburgs erstem Polarforscher
Albert Einstein kennt jeder. Eigentlich hätte es auch Georg von Neumayer verdient, bis heute in aller Munde zu sein. Denn so Großes wie Einstein in der Physik leistete der Direktor der Deutschen Seewarte auf dem Gebiet der Ozeanografie und der Südpolarforschung. Wie abenteuerlich sein Leben verlief – lesen Sie selbst.
Albert Einstein kennt jeder. Eigentlich hätte es auch Georg von Neumayer verdient, bis heute in aller Munde zu sein. Denn so Großes wie Einstein in der Physik leistete der Direktor der Deutschen Seewarte auf dem Gebiet der Ozeanografie und der Südpolarforschung. Wie abenteuerlich sein Leben verlief – lesen Sie selbst.
Georg Neumayer – damals noch ohne „von“ – wird 1826 in Kirchheimbolanden in der Pfalz geboren. Zum Studium der Ingenieurwissenschaften sowie Mathematik, Physik und Astronomie geht er nach München. Er promoviert, anschließend verlässt er die Uni, um praktische Erfahrung auf See zu sammeln: Im Herbst 1850 heuert er als einfacher Matrose an und macht an Bord des Hamburger Segelschiffs „Louise“ eine Reise von Holland über England nach Brasilien. 1851 legt er in Hamburg sein Steuermannspatent ab.
Es zieht Neumayer nach Australien, wo er zunächst Forschungsreisen ins Landesinnere unternimmt. Anschließend gründet er 1857 in Melbourne das Flagstaff-Observatorium für Geophysik, Magnetismus und Nautik, das bis heute existiert. Der Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere.

Neumayers Sehnsuchtsort war der Südpol – besucht hat er ihn jedoch nie
Zu Neumayers Sehnsuchtsort wird der Südpol, der in den 1860er Jahren der große unbekannte Flecken der Erde ist. Doch Deutschland besteht damals noch aus vielen Einzelstaaten und verfügt über keine leistungsfähige eigene Schifffahrt. Die Zeit ist also nicht reif, um die Antarktis zu erforschen.
Neumayer kehrt zurück in die Heimat und wird durch die Veröffentlichung seiner Forschungsergebnisse berühmt. 1875 wird er zum Chef der Deutschen Seewarte in Hamburg ernannt und sorgt in 28-jähriger Arbeit dafür, dass sie Weltgeltung erlangt. Auf den Gebieten des Erdmagnetismus, der Instrumentenkunde, der Uhrenkunde und der Meteorologie ist die Seewarte das weltweit führende Institut: Es sind Neumayer und seine Mitarbeiter, die als Erste Wetterkarten erstellen. Und nebenbei werfen sie die eine oder andere Flaschenpost ins Meer, um mit ihrer Hilfe die Meeresströmungen zu erforschen.
28 Jahre lang leitete Georg von Neumayer die Deutsche Seewarte in Hamburg

Den Traum vom Südpol gibt Neumayer nicht auf – er widmet sich seiner Erforschung aber nur aus der Ferne. Er wird zum anerkannten Wissenschaftsorganisator. 1879 hat er den Vorsitz der ersten Internationalen Polarkommission. Neumayer ist außerdem wesentlich am Zustandekommen des ersten Internationalen Polarjahres 1882/83 sowie des Antarktischen Jahres 1901 beteiligt. Im gleichen Jahr startet auch die deutsche Antarktisexpedition mit dem Forschungsschiff „Gauß“. Jetzt, da es endlich möglich wäre, seinen Sehnsuchtsort zu besuchen, ist er zu alt, um selbst mitzufahren.
Zum Ende seiner Berufszeit hat Neumayer einen Schüler, der große Berühmtheit erlangen sollte: den Norweger Roald Amundsen. Der erlernt bei ihm in Hamburg das Messen von Erdmagnetismus. Roald Amundsen erreicht ein paar Jahre später als erster Mensch den geografischen Südpol – nach einem atemberaubenden Wettrennen mit dem britischen Rivalen Robert Falcon Scott.
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Im Jahr 1900 wird Neumayer für seine Verdienste geadelt. Er geht 1903 mit 77 Jahren in den Ruhestand, verlässt Hamburg und kehrt zurück in seine pfälzische Heimat. Hoch geehrt stirbt er dort am 24. Mai 1909. Sein Name wäre wohl völlig in Vergessenheit geraten, wenn nicht heute die deutsche Antarktisforschungsstation – wie schon die beiden Vorgängerstationen – seinen Namen tragen würde: Neumayer-Station III.