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  • Der Eingang zum ehemaligen Star-Club
  • Foto: dpa

Hamburger Star-Club : Heute vor 58 Jahren wurde Musikgeschichte geschrieben

An einem Freitag, dem 13., wird Musikgeschichte geschrieben. Hauptakteur: ein Hamburger Striplokal-Besitzer, der sich überlegt hat, dass er mit einem Rock-Schuppen vielleicht noch mehr Geld machen kann als mit nackter Haut. Ein altes Kino wird ein bisschen hergerichtet. Fertig. Ein Volltreffer. Der Star-Club wird Legende. Die Größten der Großen spielen dort.

Es ist der 13. April 1962. Ein wunderschöner Frühlingstag. Auf den Alsterwiesen blühen die Tulpen. Kinder planschen im Stadtparksee. Und zwei Männer vom Kiez fiebern dem Abend entgegen: der Eröffnung des Star-Clubs. „Wir waren total aufgeregt“, erinnert sich später Horst Fascher, damals 25 und als Geschäftsführer rechte Hand des Inhabers Manfred Weissleder. Fascher: „Wir wussten ja nicht, wie viele Gäste kommen würden.“

13. April 1962: In Hamburg eröffnet der Star-Club

Doch der Laden brummt. Kurz nach 20 Uhr zählt Fascher 1200 Besucher. Ausverkauft! Ein Riesen-Erfolg. Das Publikum grölt, applaudiert und tanzt begeistert mit. Die Wände wackeln. Auf der Bühne an diesem ersten Abend: Roy Young, Tex Roberg, The Graduates, The Bachelors – und die noch total unbekannten Beatles.

Manfred Weissleder

Manfred Weissleder, der Betreiber des legendären Star-Clubs in Hamburg. Das Bild entstand in den 1960er Jahren.

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dpa

„Die Not hat ein Ende! Die Zeit der Dorfmusik ist vorbei!“ So heißt es auf dem Plakat, das auf die Eröffnung des Star-Clubs aufmerksam macht. Der neue Schuppen ist tatsächlich genau das, wonach sich die Jugend so lange gesehnt hat. Die spießigen 50er und frühen 60er Jahre – eine harte Zeit für musikbegeisterte junge Menschen.

Little Richard ist total verliebt in Ringo Starr

Als einziger Weltstar ist 1958 Bill Haley nach Deutschland gekommen. Ansonsten musste sich das Publikum lange mit Freddy Quinn, Fred Bertelmann und Peter Kraus begnügen. Na ja.

Horst Fascher, Mitbegründer und Geschäftsführer des Star-Clubs, holte die Beatles nach Hamburg.

Horst Fascher, Mitbegründer und Geschäftsführer des Star-Clubs, steht im August 2010 im Beatles-Museum in Hamburg vor dem nachgebauten Eingang des Star-Clubs.

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dpa

Doch das ist seit diesem 13. April 1962 Geschichte. Star-Club-Inhaber Manfred Weissleder, von Beruf eigentlich Flugzeug-Elektromechaniker und Besitzer von einem Dutzend Striplokalen auf dem Kiez, schafft es, den größten Rockclub auf die Beine zu stellen, den Deutschland je gesehen hat. Weissleder reist nach England, veranstaltet Nachwuchs- und Bandwettbewerbe, und die Besten engagiert er. Es dauert nicht lange, und sein Laden genießt einen so guten Ruf, dass jede Band schriftlich haben will, im Star-Club aufgetreten zu sein. Denn dies ist beinahe eine Garantie auf eine große Karriere.

Außer Elvis Presley und den Rolling Stones tritt jeder Weltstar der 60er Jahre im Star-Club auf: Zwei Monate nach Eröffnung ist der US-Rocker Gene Vincent der erste Prominente, den Weissleder unter Vertrag nimmt. Und von da geben sie sich die Klinke in die Hand: Bill Haley, Jimi Hendrix, Gerry and the Pacemakers, Ray Charles, Fats Domino und schließlich Little Richard.

Er – ein Homosexueller – ist einmal zeitgleich mit den Beatles engagiert und ist total verliebt in Schlagzeuger Ringo Starr. Geschäftsführer Horst Fascher erinnert sich an eine Anekdote: „Eines Nachts hörte ich aus Ringos Hotelzimmer Hilferufe. Ich ging hinein, da wollte Richard den Ringo küssen. Ich trennte die beiden. Ringo ist mir bis heute dankbar.“

Ende Dezember 1969 wird der Star-Club geschlossen. Auf den Beat folgt der Bums: Das „Salambo“, ein Sex-Etablissement, zieht in das Gebäude Große Freiheit 39 ein. 1983 bricht Feuer aus. Die Ruine liegt lange brach, wird schließlich 1987 abgerissen.

Der Star-Club ist tot. Die Legende lebt weiter.

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