Dieses Haus an der Elbe steckt voller Geheimnisse
Zwei Weltkriege hat das Gebäude überstanden: Das Heine-Haus war das Gartenhaus einer Pracht-Villa an der Elbchaussee 31 (Ottensen). Heute ist es eine Gedenkstätte für Erbauer Salomon Heine. Er war damals der reichste Mann der Stadt und Onkel des berühmten Dichters Heinrich Heine. Heute haben ihn viele vergessen – und das, obwohl er Hamburg vor der Feuer-Katastrophe rettete. Welche Geheimnisse stecken hinter den Jahrhunderten alten Mauern?
Zwei Weltkriege hat das Gebäude überstanden: Das Heine-Haus war das Gartenhaus einer Pracht-Villa an der Elbchaussee 31 (Ottensen). Heute ist es eine Gedenkstätte für Erbauer Salomon Heine. Er war damals der reichste Mann der Stadt und Onkel des berühmten Dichters Heinrich Heine. Heute haben ihn viele vergessen – und das, obwohl er Hamburg vor der Feuer-Katastrophe rettete. Welche Geheimnisse stecken hinter den Jahrhunderten alten Mauern?
Salomon Heine, 1767 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Hannover geboren, wurde in Hamburg schnell vom Tellerwäscher zum Millionär. Mittellos kam er mit 17 Jahren nach Hamburg, um hier im Bankhaus Popert seine Lehre zu absolvieren.
Danach macht er sich als Wechselmakler selbständig und gründet 1797 das Bankhaus Salomon Heine. Schnell wird er zum reichsten und bekanntesten Mann der Stadt – eine wahre Erfolgsgeschichte. Sein Vermögen wird auf umgerechnet 14 bis 40 Millionen Euro geschätzt.
Salomon Heine rettet Hamburg vor der Katastrophe
Anfang Mai 1842: Hamburg brennt lichterloh. In der Deichstraße am Nikolaifleet bricht nachts ein Feuer aus – die Brandursache ist bis heute ungeklärt. Große Teile der Hamburger Altstadt werden zerstört, nur eine Feuerschneise am Jungfernstieg kann die Flammen stoppen. Es ist Salomon Heine, der keinen Moment zögert und am Morgen des 6. Mai sein Bankhaus sprengen ließ, um Hamburg zu retten. Am Tag darauf ist das Feuer unter Kontrolle.

Salomon Heine verzichtete auf die Versicherungssumme und finanzierte den Wiederaufbau der Stadt – dennoch ist er den Hamburgerinnen und Hamburgern heutzutage größtenteils unbekannt. Die vollen Bürgerrechte wurden Heine damals aufgrund seines jüdischen Glaubens übrigens verweigert.
1812: Heine kauft Grundstück für Landsitz
Die Geschichte des Gartenhauses beginnt im Jahre 1812, als Heine das Grundstück an der heutigen Elbchaussee vom britischen Kaufmann John Blacker kauft. Es wird der Sommer- und Landsitz von Heine in bester Elb-Lage und ganz in der Nähe des damals äußerst beliebten Ausflugslokal „Rainville-Terrassen“.

1881 wird das Hauptgebäude abgerissen, doch das 1832 gebaute Gartenhaus bleibt – bis heute. Nun hat der Verein Heine-Haus seinen Sitz dort: Vorträge, Lesungen, Tagungen und Ausstellungen finden hier statt. Zudem dient das rund 150 Quadratmeter große Haus als Gedenk- und Erinnerungsstätte für Salomon und Heinrich Heine.

Das Gartenhaus hat eine bewegte Geschichte. Der Gärtner, der das riesige Grundstück pflegte und so begnadet war, dass er es schaffte, Weintrauben und Ananas in den Gewächshäusern zu züchten, wohnte hier. Doch in den Gartensaal durfte er nicht. Das war Salomon Heine und seinen Gästen vorbehalten. Auch seinen Neffen Heinrich Heine und seine Frau Mathilde soll er hier einmal empfangen haben.
Salomon Heine finanzierte seinen Neffen. Die Vorsitzende des Vereins Heine-Haus, Beate Borowka-Clausberg, spricht von einer „Hassliebe“ zwischen den beiden. Für sie steht fest: Salomon hat das Talent Heinrichs erkannt und deshalb trotz durch Briefe belegte Reibereien seinem Neffen weiter Geld gegeben.
Heine Haus: Auch türkische Gastarbeiter wohnten hier
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert wechselt nach dem Tod Salomon Heines das Grundstück mehrmals den Besitzer. 1930 übernimmt die Stadt das Grundstück samt Gartenhaus, in den 1970er Jahren wohnten türkische Gastarbeiter hier. Inzwischen ist das Heine-Haus eine Außenstelle des Altonaer Museums.

„Das Innere des Hauses ist in den Händen des Vereins“, so die erste Vorsitzende Beate Borowka-Clausberg, als sie die MOPO durch das gut 190 Jahre alte Gebäude führt. Der Verein ist 1962 gegründet worden, um den Verfall des Gebäudes zu verhindern.
Die 62-Jährige steckt viel Leidenschaft und Zeit in das Haus und in den Verein; ihre Begeisterung für das Haus und seine Geschichte ist unübersehbar.
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Im Souterrain befindet sich eine Ausstellung, unter anderem mit zeitgenössischen Portraits von Heinrich Heine. Sie ist noch bis September dieses Jahres zu sehen. Vor Corona fanden rund 25 kulturelle Veranstaltungen im Jahr statt, 2023 soll dieses Niveau wieder erreicht werden.
Borowka-Clausberg bemängelt, dass die Stadt keinerlei Interesse an Unterstützung zeigt. Entsprechende Gespräche mit der Kulturbehörde würden immer wieder im Sand verlaufen. Auch ein Denkmal für Salomon Heine sucht man in Hamburg vergebens – und das, obwohl es die Hansestadt, so, wie wir sie heute kennen, ohne ihn gar nicht gäbe.