Einst Hamburgs wichtigste Industrie: Warum die Werften den Bach runtergingen
Über Jahrzehnte war Hamburg der hellste Stern am Schiffbauhimmel: Die fünf größten Werften der Welt produzierten Schiffe von Weltrang. Schön, modern, groß, luxuriös. Doch dann holte die Konkurrenz aus Asien auf. Die Ölpreiskrise 1973 und die Weltwirtschaftskrise Anfang der 80er Jahre sorgten schließlich dafür, dass nicht mehr viel übrig blieb vom alten Glanz. Die Geschichte von Hamburgs fünf bedeutendsten Großwerften.
Über Jahrzehnte war Hamburg der hellste Stern am Schiffbauhimmel: Die fünf größten Werften der Welt produzierten Schiffe von Weltrang. Schön, modern, groß, luxuriös. Doch dann holte die Konkurrenz aus Asien auf. Die Ölpreiskrise 1973 und die Weltwirtschaftskrise Anfang der 80er Jahre sorgten schließlich dafür, dass nicht mehr viel übrig blieb vom alten Glanz.
Und das sind sie, die fünf bedeutendsten Hamburger Großwerften:
Stülckenwerft: Hier brüllt heute der „König der Löwen“

Stülckenwerft: Der 1846 in Steinwerder gegründete Betrieb lag direkt an der Norderelbe, zwischen Fährkanal und Reiherstiegwerft. Insgesamt wuren dort rund 930 Schiffe gebaut, davon etwa 60 Kriegsschiffe. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Werk schwer beschädigt. 1966 erfolgte die Übernahme duch Blohm+Voss. Auf dem ehemaligen Werftgelände befinden sich heute das Theater im Hafen Hamburg und das Theater an der Elbe – zwei Häuser der Musical-Produktionsfirma Stage Entertainment.
Howaldtswerke: 1913 lief das größte Schiff der Welt vom Stapel

Vulcan-Werft/Howaldtswerke AG: 1906 pachtete die Stettiner Vulcan-Werft eine Fläche auf der Insel Ross für 50 Jahre und eröffnete dort 1909 in Anwesenheit des Kaisers das Zweigwerk Stettiner Vulcan Maschinenbau AG. Um 1910 waren 8000 Menschen beschäftigt. 1913 lief der „Imperator“, das bis dahin größte Passagierschiff der Welt, vom Stapel. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Werft an die Howaldtswerke AG in Kiel verkauft.
Deutsche Werft: Die „Cap San Diego“ ist das berühmteste Schiff

Deutsche Werft: Die Werft wurde 1918 auf Initiative von Hapag-Chef Albert Ballin gegründet. In den 20er Jahren arbeiteten auf dem Gelände des heutigen Rüschparks 6000 Personen. 1927 erwarb die Deutsche Werft die Mehrheitsanteile an der Reiherstiegwerft. Durch Hitlers Aufrüstung erlebten beide Werften einen Boom. 113 U-Boote wurden gebaut. Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge wurden beschäftigt. Das bekannteste Schiff der Werft lief 1961 vom Stapel: die Cap San Diego. 1968 fusionierte die Deutsche Werft mit der Howaldtswerke Hamburg AG und der Kieler Howaldtswerk AG zur HDW.
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Schlieker-Werft: Der Chef überreichte jedem Mann zu Weihnachten eine Gans

Schlieker-Werft: Sie existierte von 1954 bis 1962, stieg innerhalb weniger Jahre zu einem der modernsten Werftbetriebe Eurpas auf. Inhaber Willy Schlieker war bei seinen Arbeitern sehr beliebt, zahlte besser als andere und war bekannt dafür, dass er jedem Arbeiter zu Weihnachten persönlich eine Gans überreichte. 1962 verkalkulierte er sich, und weil der Hamburger Senat ihm eine Bürgschaft verweigerte, ging er pleite. B+V übernahm das Gelände und die Aufträge. Rund 125 Schiffe wurden auf der Werft gebaut.
Blohm+Voss: Im Krieg der größte Auftragnehmer des NS-Regimes

Blohm + Voss: 1877 auf der Elbinsel Kuhwerder gegründet. Das Unternehmen baute im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg Kriegsschiffe, war der größte Auftragnehmer des NS-Regimes: Hier liefen das KdF-Schiff „Wilhelm Gustloff“ und das Schlachtschiff „Bismarck“ vom Stapel. Ende der 30er Jahre gab es 14.000 Mitarbeiter. Auf dem Werftgelände befand sich ein Außenlager des KZ Neuengamme. Ab den 60er Jahren war die Werft mehrheitlich im Besitz des Thyssen-Konzerns, 2016 wurde sie von der Bremer Lürssen Werft übernommen.