Von Hamburgs Stadtgründer: Die kostbare Reliquie im „kleinen Michel“
Vor fast 1200 Jahren kam der Benediktinermönch Ansgar in die Hammaburg am heutigen Domplatz in der City. Hamburg war damals nicht mehr als eine kleine Siedlung, kaum 30 Jahre alt. Weil der fromme Mann hier eine Kirche bauen ließ und so „Hamburgs“ Bedeutung auf einen Schlag immens vergrößerte, gilt er sogar als eine Art Stadtgründer. Was kaum einer weiß: Heute findet sich in der Neustadt, gut versteckt im Altar des „Kleinen Michels“, eine kostbare Reliquie.
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Vor fast 1200 Jahren kam der Benediktinermönch Ansgar in die Hammaburg am heutigen Domplatz in der City. Hamburg war damals nicht mehr als eine kleine Siedlung, kaum 30 Jahre alt. Weil der fromme Mann hier eine Kirche bauen ließ und so „Hamburgs“ Bedeutung auf einen Schlag immens vergrößerte, gilt er sogar als eine Art Stadtgründer. Was kaum einer weiß: Heute findet sich in der Neustadt, gut versteckt im Altar des „Kleinen Michels“, eine kostbare Reliquie.
Kleiner Michel? Davon werden viele Hamburger noch nie gehört haben. Dabei gibt es kaum ein Gotteshaus in Hamburg mit einer so interessanten und bewegten Geschichte. Die heutige katholische Pfarrkirche St. Ansgar und St. Bernhard steht unweit der Ludwig-Erhard-Straße, schräg gegenüber dem „großen“ Michel. Um 1600 ist die Kirche als Kapelle eines Pestfriedhofs gegründet worden. Doch schon bald wurde die dem Erzengel Michael geweihte Kapelle erweitert und nach der Reformation zum ersten evangelischen Kirchenbau in Hamburg.
Der „kleine Michel“ wurde 1747 abgerissen
Die Gemeinde dieses Kirchspiels St. Michaelis in der Neustadt wuchs rasant, und 1661 entstand der allererste neu gebaute „große“ Michel. Der „kleine“ Michel wurde 1747 abgerissen. Nur drei Jahre später aber brannte der „große“ Michel ab. Nun war guter Rat teuer, und Senator Caspar Voght ließ 1754 auf dem Gelände des kleinen Michels wiederum eine Kirche errichten. 1762 war auch der Michel gegenüber wieder aufgebaut und beide Kirchen wurden nebeneinander genutzt.
1806 besetzten napoleonische Truppen Hamburg, auch spanische Soldaten kamen, und die waren katholisch. 1807 feierten diese im Kleinen Michel den ersten katholischen Gottesdienst. 1811 erklärte der französische Präfekt die ehemals evangelische Kirche offiziell zu einem römisch-katholischen Gotteshaus. Das blieb auch so, als die Franzosen 1814 abzogen, und 1887 konvertierte hier der Komponist Gustav Mahler (1860-1911) zum katholischen Glauben.
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, am 11. März 1945, wurde die barocke Kirche durch einen Luftangriff zerstört. Durch französische Hilfe aber entstand 1955 der heutige Neubau der Ansgar-Kirche.
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Seit 2007 stellen die Jesuiten den Pfarrer, und Pater Philipp Görtz präsentierte nun exklusiv für die MOPO in der Kirche ein kostbares Reliquiar. Das ist ein kunstvoll verziertes Kästchen, in dem sich ein Knochen befindet. Nicht irgendein Knochen, nein, hierbei handelt es sich um die Elle vom rechten Arm des Heiligen Ansgar. Warum
Reliquie war ein Geschenk eines Bischofs
Nun kann nach so vielen Jahren ja jeder behaupten, dass die Reliquie vom „Apostel des Nordens“ stammt. Pater Görtz schmunzelt und erzählt, wie sie in seine Kirche kam. Zum 1000. Todestag Ansgars 1865 schenkte nämlich der Osnabrücker Bischof Paulus Melchers der Hamburger Gemeinde diese Reliquie. Ansgar war 865 in Bremen als dortiger Erzbischof gestorben und wurde auch an der Weser beigesetzt. Seine Gebeine gingen aber in der Reformationszeit verloren, doch einige Knochen, die vorher seinem Grab entnommen worden waren, blieben erhalten und gelangten in verschiedene Bistümer.
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Heute befinden sich weitere Knochen des Ansgar im Marien-Dom in St. Georg. Eine DNA-Analyse hat vor Jahren ergeben, dass alle diese menschlichen Knochen tatsächlich von einem Mann stammen, der im 9. Jahrhundert gelebt hat. Die Wahrscheinlichkeit ist also sehr groß, dass sie tatsächlich vom Heiligen Ansgar stammen. Der Ellen-Knochen wird in einer Einfassung im Altar des Kleinen Michels verwahrt und ist durch ein kleines Fenster sichtbar.