Hilfe, unsere Wohnstraße ist plötzlich ein Busbahnhof!
Eigentlich wohnt es sich im Öjendorfer Weg und dem Fritzschweg (Billstedt) idyllisch und ruhig. Doch jetzt sind die Anwohner empört – ihre Wohnstraßen sollen zum Busbahnhof umfunktioniert werden. Und das praktisch über Nacht und ohne Vorwarnung – und für fast ein ganzes Jahr.
Eigentlich wohnt es sich im Öjendorfer Weg und dem Fritzschweg (Billstedt) idyllisch und ruhig. Doch jetzt sind die Anwohner empört – ihre Wohnstraßen sollen zum Busbahnhof umfunktioniert werden. Und das praktisch über Nacht und ohne Vorwarnung – und für fast ein ganzes Jahr.
Die beiden Straßen sehen aus wie viele in Hamburg. Rechts und links am Straßenrand stehen Mehrfamilienhäuser mit Mietwohnungen, an den Balkons hängen Blumenkästen. Eine ganz normale Wohngegend. Doch plötzlich stehen da Haltestellenpfähle am Straßenrand und mit der Ruhe im Wohngebiet ist es erst einmal vorbei. Seit Montag rauschen hier für ein knappes Jahr täglich bis zu 380 Busse am Tag vor den Haustüren entlang, fünf Haltestellen gibt es hier jetzt.
Bei Gesprächen mit Anwohnern des Öjendorfer Wegs wird schnell klar: die Menschen sind auf Zinne. Für viele bedeutet die Verlagerung des Busbahnhofs in ihre Wohnstraße viel Lärm, Stress und Luftverschmutzung. Auch entfallen die Parkplätze in den beiden Straßen in dieser Zeit komplett. Im Fritzschweg stehen die Haltestellenpfähle dicht vor mehreren Feuerwehrzufahrten, auch die Zufahrt zu einer Anwohnergarage könnte durch wartende Busse blockiert werden.
Die Anwohner sind sauer: „Ich habe da gar keine Worte für“
Jutta Strohmeyer wohnt schon seit 30 Jahren in ihrer Wohnung, beschwert habe die Rentnerin sich bisher noch nie. Bei diesem Thema ist die 79-Jährige jedoch fassungslos: „Ich habe da gar keine Worte für. Ohne ein Anschreiben oder irgendetwas zu sagen, stellen die uns hier die Pfähle vor die Tür.“ Die Rentnerin wohnt im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses. Direkt vor ihrem Balkon steht jetzt ein Haltestellenpfeiler. „Wir hier unten sind am schlimmsten dran, von meinem Balkon aus gucke ich genau auf die Busse, eigentlich hätte man eine Mietminderung beantragen müssen.“ Ein weiterer Kritikpunkt: die Anwohner hätten erst kurz vorher durch Flyer an ihren Türen von den Maßnahmen erfahren. „Wir konnten ja nichts dagegen machen. Das hätte man diskutieren können, wenn man Bescheid gewusst hätte, aber es hat keiner was gesagt“, so die Anwohnerin.

So wie Jutta Strohmeyer geht es in der Straße vielen: „Alle Nachbarn, die ich hier kenne, regen sich darüber auf“, so die 79-Jährige zur MOPO. Auch Renate Garrandt (65) ist verärgert. „Mir graut davor, wenn hier erstmal die Busse durchfahren.“ Auch sie sei nicht über die kommenden Maßnahmen informiert worden. „Was mich am meisten ärgert ist, dass die Haltestellen nachher vor der Garagenausfahrt stehen. Ich bin gespannt, wie gut ich dann noch aus meiner Garage rauskomme. Ich hoffe dass das dann auch funktioniert“, sagt die Rentnerin. Noch könne sie nicht beurteilen wie stark sie die kommenden Maßnahmen beinträchtigen werden, sie sei aber froh, dass ihr Schlafzimmer nicht direkt an der Straße liege.
Busbahnhof in Billstedt wird direkt in Wohnstraße verlegt
Warum aber sollen ausgerechnet diese beiden kleinen Wohnstraßen zum Busbahnhof umfunktioniert werden?

Der Grund für die Verlegung des Busbahnhofes in die Wohnstraße ist laut Hochbahn eine Sperrung der Strecke der Linien U2/U4 zwischen den Haltestellen Rauhes Haus und Legienstraße. Hier finden ab Mai Bauarbeiten zur Ausfädelung der U4 auf die Horner Geest statt. Während der Sperrung will die Hochbahn Direktbusse anbieten, die ohne Zwischenstopp zwischen Billstedt und Rauhes Haus fahren sollen. „Das ist nur möglich, wenn in Billstedt die Haltestellen und Busparkplätze der Buslinien 23 und 213 in den Fritzschweg/Öjendorfer Weg verlegt werden, da die Kapazitäten des Busbahnhofs Billstedt nicht ausreichen“, sagt Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum. Die beiden Straßen seien aufgrund ihrer Nähe zum Bahnhof die beste Lösung. Dafür müssten sie für knapp ein Jahr als Einbahnstraßen agieren und die Parkplätze entfallen. Ein Anspruch auf Verfügbarkeit von Parkplätzen auf öffentlichen Straßen bestehe hier nicht.
Hier wird es künftig laut in den Straßen
Und wie wird sichergestellt, dass Anwohnerinnen wie Renate Garrandt ihre Garagen problemlos nutzen können? „Die Fahrerinnen und Fahrer sind darüber informiert, die Garagenzufahrten nach Möglichkeit freizuhalten. Sollte dieses einmal nicht der Fall sein, so ist das nur kurzfristig. Gerne können die Fahrer:innen dann angesprochen werden“, heißt es vom Hochbahn-Sprecher. An den Feuerwehrzufahrten sollen die Busse angeblich wegfahren, sobald das notwendig sei. Warum die Anwohner nicht früher über die Maßnahmen in ihren Wohnstraßen informiert wurden, beantwortete die Hochbahn trotz Nachfrage nicht.
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Die Anwohner des Öjendorfer Wegs und des Fritzschwegs können sich also auf eine Menge Lärm einstellen. Die Busse fahren von Sonntag bis Freitag in den üblichen Betriebszeiten (ca. 4.30 Uhr bis 0 Uhr). Die Line 23 verkehrt am Wochenende auch in der Nacht jede 20 Minuten. Der Ausstieg ist ausschließlich im Öjendorfer Weg vorgesehen, der Einstieg ausschließlich im Fritzschweg.