Hilfe, unser Vermieter will uns alle rausschmeißen!
Die Verunsicherung ist groß ist Winterhude. Genauer, bei den Mietern der „PEG Hamburg“: In den Straßen Krohnskamp und Heidberg besitzt die Immobiliengesellschaft Mehrfamilienhäuser. Diese sollen saniert, teilweise sogar abgerissen werden. Die Mieter sollen dafür weichen – dabei bedient sich der Eigentümer fragwürdiger Methoden. Bei den Betroffenen regt sich derweil Widerstand.
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Die Verunsicherung ist groß in Winterhude. Genauer: bei den Mietern der „PEG Hamburg“. In den Straßen Krohnskamp und Heidberg besitzt die Immobiliengesellschaft Mehrfamilienhäuser. Diese sollen saniert und teilweise sogar abgerissen werden. Die Mieter müssen deshalb raus – und um das zu erreichen, bedient sich der Eigentümer fragwürdiger Methoden. Bei den Betroffenen regt sich Widerstand.
Am Anfang stand ein Brief: Die Hausverwaltung „Adolph Grünewald“ informierte ihre Mieter, dass „große Veränderungen“ anstehen. Über diese wolle man in einem Sechs-Augen-Gespräch zwischen Mieter, Eigentümer und Verwaltung berichten. Die Eigentümerin, die „PEG“, hatte die Häuser mit rund 90 Wohnungen erst vor zwei Jahren gekauft.
Winterhude: Immo-Gesellschaft will Mietern reihenweise kündigen
„Die Gebäude Krohnskamp 20-24 sind aufgrund von Sanierungs- und Reparaturstau modernisierungsbedürftig“, sagt ein „PEG“-Sprecher auf MOPO-Anfrage. Das betreffe den Energiestandard sowie die Ausstattung. Die Häuser sollen vollsaniert und aufgestockt werden – die Bewohner ausziehen.
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Im benachbarten Heidberg möchte der Eigentümer ebenfalls sanieren, in den Hausnummern 1 bis 5 soll dies im bewohnten Zustand erfolgen. Die Nummern 7 bis 9 hingegen will die „PEG“ ganz abreißen und neu bauen.
Mieterverein: „Da wird psychologischer Druck aufgebaut“
Mit den Gesprächen wolle die „PEG“ den „individuellen Umständen gerecht werden“, es gehe um einen „offenen Austausch“ und eine „gemeinschaftliche Lösung“ mit den Bewohnern, so der Sprecher.
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Das sehen nicht alle so: „Da wird psychologischer Druck aufgebaut“, sagt Paul-Hendrik Mann vom Mieterverein zu Hamburg. Er berät Betroffene in der Angelegenheit, organisierte einen Info-Abend. Mann mahnt zu Besonnenheit. Gerüchte führten nur dazu, dass Mieter voreilig das Handtuch werfen. Dagegen helfe eine gut informierte und geschlossene Mieterschaft.
Bewohner, die die Gesprächstermine bereits wahrnahmen, berichten von Druck, der ihnen gemacht werde: Einer Betroffenen aus dem Heidberg soll die Eigentümer-Vertreterin erklärt haben, dass ein rascher Auszug noch vor Ende der Kündigungsfrist wünschenswert wäre.
Eine Mieterin: „So leicht lassen wir uns nicht verjagen“
Eine weitere Mieterin aus dem Krohnskamp schildert, dass ihr der Umzug in ein Altenheim nahegelegt worden sein soll. Auch soll sie nach dem Termin noch ein zweites Mal aufgesucht worden sein, ohne Ankündigung, berichtet sie. Völlig überrumpelt sei sie gefragt worden, ob sie schon eine neue Bleibe gefunden habe. Mit solchen Aussichten konfrontiert, haben Bewohner die Gesprächstermine reihenweise abgesagt.
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„Keine Mieterin und kein Mieter wurde und wird vorsätzlich unter Druck gesetzt“, beteuert der „PEG“-Sprecher. Der unangemeldete Zweitbesuch sei spontan erfolgt: „Ein Nachbar berichtete uns im Treppenhaus, die Dame habe sich bereits für eine Wohnung entschieden.“
„So leicht lassen wir uns nicht verjagen“, sagt eine Mieterin, die anonym bleiben möchte. Die 53-Jährige lebt seit mehr als zehn Jahren mit ihrem Partner und zwei Kindern im Quartier. Nach einer betriebsbedingten Kündigung droht ihr nun auch noch der Wohnungsverlust. Sie lehnte das Gesprächsangebot ebenfalls ab. „Wir lassen es jetzt darauf ankommen. Im schlimmsten Fall haben wir noch neun Monate Zeit, uns etwas Neues zu suchen.“
Einer Kündigung sind rechtlich enge Grenzen gesetzt
Ist ein Rausschmiss zwecks Modernisierung überhaupt zulässig? Nein, sagt Paul-Hendrik Mann: „Eine Modernisierung ist durch den Mieter zu dulden, nicht aber eine Kündigung deswegen.“ Die „PEG“ will eine sogenannte Verwertungskündigung geltend machen. Diese greife jedoch nur, wenn dargelegt werden könne, dass die Weitervermietung wirtschaftlich unzumutbar wäre. Eine Unzumutbarkeit müsse außerdem detailliert dargelegt werden, was bisher nicht passiert sei.
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Unklar ist, ob die „PEG“ das noch nachliefern wird. Währenddessen warten alle Mieter gespannt auf die Kündigung – gegenüber der 53-jährigen Mieterin gab die Hausverwaltung an, dass diese noch im Juli zugestellt werden soll. Doch untätig bleiben sie und die anderen Bewohner in der Zwischenzeit nicht: Dutzende Bewohner organisieren sich in einer WhatsApp-Gruppe, beraten weitere Schritte. „Wir halten echt zusammen“, sagt sie.