Hilfe, mein Onkel ist ein Schwurbler! So bleibt Weihnachten trotzdem friedlich
Besinnliche Weihnachtszeit? Von wegen! Egal ob übers Impfen, Gendern oder den Klimawandel – in vielen Familien wird zwischen Gänsebraten und Weihnachtsbaum auch heftig gestritten. Besonders schwer wird es, wenn Corona-Leugner oder Verschwörungstheoretiker unter den Verwandten sind. Die MOPO hat mit der Psychologin Alexandra Bielecke gesprochen. Die Vorsitzende des Bundesverbands für Mediation gibt Tipps, wie trotzdem ein friedliches Familienfest gelingen kann.
MOPO: Frau Bielecke, warum streiten wir uns ausgerechnet an Weihnachten so oft?
Alexandra Bielecke: Die Gründe sind sehr vielfältig. So gern man seine Familie in der Regel hat. Oft gibt es alte Konflikte aus der Kindheit, die immer noch wirken und zu Weihnachten aufbrechen. Selten wird hinterfragt, ob es für alle richtig ist, Weihnachten zusammen zu verbringen. Hilfreich ist es, vorher über die unterschiedlichen Wünsche zu sprechen. Sonst kommt es schnell zu Enttäuschungen, wenn die verschiedenen Erwartungen aufeinandertreffen.
Was, wenn ich einen radikalen Impfgegner oder Corona-Leugner in der Familie habe?
Besinnliche Weihnachtszeit? Von wegen! Egal ob übers Impfen, Gendern oder den Klimawandel – in vielen Familien wird zwischen Gänsebraten und Weihnachtsbaum auch heftig gestritten. Besonders schwer wird es, wenn Corona-Leugner oder Verschwörungstheoretiker unter den Verwandten sind. Die MOPO hat mit der Psychologin Alexandra Bielecke gesprochen. Die Vorsitzende des Bundesverbands für Mediation gibt Tipps, wie trotzdem ein friedliches Familienfest gelingen kann.
MOPO: Frau Bielecke, warum streiten wir uns ausgerechnet an Weihnachten so oft?
Alexandra Bielecke: Die Gründe sind sehr vielfältig. So gern man seine Familie in der Regel hat. Oft gibt es alte Konflikte aus der Kindheit, die immer noch wirken und zu Weihnachten aufbrechen. Selten wird hinterfragt, ob es für alle richtig ist, Weihnachten zusammen zu verbringen. Hilfreich ist es, vorher über die unterschiedlichen Wünsche zu sprechen. Sonst kommt es schnell zu Enttäuschungen, wenn die verschiedenen Erwartungen aufeinandertreffen.
Ist Weihnachten der richtige Zeitpunkt für solche Konflikte?
Grundsätzliche Familienkonflikte sollten eher nicht an Weihnachten geklärt werden. Es ist besser, sich dafür gezielt zu treffen. Aktuelle Konflikte, wie der Abwasch oder der Besuch eines Gottesdienstes, sind jedoch wichtig anzusprechen, um Frust zu vermeiden. Allerdings verstecken sich hinter den scheinbaren Sachthemen oft Beziehungskonflikte. Die Ebenen voneinander zu trennen und gegebenenfalls vertagen zu können ist die Kunst.

Was, wenn ich einen radikalen Impfgegner oder Corona-Leugner in der Familie habe?
In der Regel wird es schwierig, wenn man versucht, sich gegenseitig zu überzeugen. Vor allem, wenn man sich auf der moralisch besseren Seite wähnt. Versuchen Sie die Person nicht zu verurteilen, sondern herauszufinden, worum es ihr geht. Menschen haben Sorge, dass ihre Grundwerte beschnitten werden, wie die Selbstbestimmtheit über den eigenen Körper, den Bewegungsradius oder eine Erkrankung. Dahinter versteckt sich oft das Gefühl der Angst. Das könnte eine gemeinsame Basis sein.
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Wenn jemand einen verschwörungstheoretischen Kommentar abgibt: Ignorieren oder widersprechen?
Das kommt auf die Situation an. Aber man sollte nicht aus Ärger oder Prinzip reagieren, sondern erst überlegen, was einem wichtig ist. Vertagen könnte man zum Beispiel so: „Wir sind da sehr unterschiedlicher Meinung und kommen im Moment nicht weiter. Lass uns heute Weihnachten feiern und später darüber sprechen.“
Aber so ein fundamentaler Werteunterschied – wie lässt sich das in der Familie aushalten?
Die Unterschiede werden deutlich und das ist oft unangenehm, weil man in einer Familie eher Ähnlichkeit erwartet. Wichtig ist es, das Gegenüber nicht zu beschädigen oder den Eindruck zu erwecken, dass es sich rechtfertigen muss. Sie können durch Zuhören signalisieren, dass Sie Ihr Gegenüber zwar verstehen, aber deutlich machen, dass Sie anderer Meinung sind. Fokussieren Sie sich nicht nur auf die Polarisierung, schauen Sie auf die vielen anderen Seiten des Menschen, mit denen Sie übereinstimmen und die Sie schätzen.
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Wenn ich weiß, dass jemand mit völlig anderen Ansichten kommt. Kann ich mich vorbereiten?
Man kann für sich klären, was einem für das Treffen wichtig ist, und sich die eigenen „roten Knöpfe“ bewusst machen. Wenn sie dann gedrückt werden, kann man sich bewusster entscheiden: „Ich kann jetzt eskalieren, aber ich muss es nicht.“ Fragen Sie sich, was die Kosten sind, wenn es jetzt zum Streit kommt. Das klappt nicht immer, kann aber helfen, sich selbst zu schützen.
Was, wenn sich die Familie einigt, sich vor dem Treffen zu testen, doch eine:r macht es nicht?
Zunächst einmal hilft die positive Annahme, dass die Absprache nicht (als verbindlich) verstanden wurde. Eine Nachfrage, wieso der Test nicht gemacht wurde, klärt das jeweilige Grundverständnis. Bringen Sie Tests mit. Erklären Sie, warum ist es für Sie wichtig. Fragen Sie, wie die anderen das Thema sehen. Wenn man die Person mit dem höchsten Sicherheitsbedürfnis ist, muss man sich die Konsequenzen überlegen und gegebenfalls fahren.
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Und wie kann ich nach einem Streit wieder auf den anderen zugehen?
Den eigenen Anteil an der Situation reflektieren und dafür die Verantwortung übernehmen, sind die ersten Schritte. Für eine Entschuldigung muss man manchmal über den eigenen Schatten springen. Aber auch kleine Gesten können helfen. Etwa dem Onkel beim Vorbeigehen über den Arm streichen, anlächeln oder einen Kaffee mitbringen. Das sind kleine Vorstufen, um Kontakt aufzunehmen.
Wenn es trotz der Tipps in der Familie kracht, kann die kostenlose Konflikt-Hotline des Bundesverbands Mediation helfen, die täglich von 8 bis 20 Uhr unter 0800 247 36 76 erreichbar ist.