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Handysucht
  • Experten gehen davon aus, dass bei rund acht Prozent der 12- bis 17-Jährigen eine computerspiel- oder internetbezogene Störung vorliegt. Knapp ein Drittel der Jugendlichen zeigt ein problematisches Nutzungsverhalten.
  • Foto: BZgA

Hilfe, mein Kind ist internetsüchtig! Was kann ich jetzt tun?

204 Minuten sind 12- bis 19-Jährige täglich mit ihrem Handy zugange. Das ist das Ergebnis von Umfragen unter Jugendlichen. Experten glauben, dass die tatsächliche Mediennutzung noch weitaus umfangreicher ist. Kein Wunder also, dass sich Eltern Sorgen machen. Wieviel Stunden Handy bzw. Internet ist normal? Wann ist die Grenze zur Sucht überschritten? In einer Telefonaktion zum Thema exzessive Mediennutzung standen Experten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) MOPO-Lesern Rede und Antwort. Hunderte Anrufe gingen ein. Hier die am häufigsten gestellten Fragen. Dazu die Antworten des Expertenteams.

Meine Tochter sagt nichts dazu, dass unser Enkel (13) fast pausenlos am Handy hängt. Sie will jedem Streit aus dem Wege gehen. Ich als Opa bin der Meinung, das Thema muss klar angesprochen werden. Was sagen Sie dazu?

Sie haben Recht. Es ist wichtig, eine gesunde Mediennutzung in den Familien zu besprechen und vorzuleben. Jugendliche wollen es zwar oft nicht wahrhaben, aber das Elternhaus hat für sie eine unersetzbare Vorbildfunktion. Tipps für gute Gespräche zu diesem Thema findet Ihre Tochter bei der Online-Beratung für Eltern unter www.ins-netz-gehen.info

Wie lange sollten Jugendliche maximal Smartphone und Co. nutzen? 

Bein Zehn- bis Zwölfjährigen halten wir eine Stunde pro Tag für hinnehmbar, bei 13- und 14-Jährigen anderthalb Stunden und bei 15- und 16-Jährigen zweieinhalb Stunden. Das sind aber nur Richtwerte. Vereinbaren Sie in der Familie Ihre eigenen Regeln. Bedenken Sie, dass die festgelegten Bildschirmzeiten nicht gelten sollen, wenn Arbeiten für die Schule zu erledigen sind.  

Ich habe die Medien-Zeit meiner Tochter (15) auf zwei Stunden täglich begrenzt. Aber sie hält sich nicht daran… 

Exzessive Mediennutzung - immer wieder Anlass zum Streit in Familien. BZgA
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Exzessive Mediennutzung – immer wieder Anlass zum Streit in Familien.

Vereinbarungen werden eher eingehalten, wenn sie gemeinsam ausgehandelt wurden. Suchen Sie einen passenden Moment, um das Thema noch einmal in aller Ruhe zu erörtern. Vermeiden Sie Schuldzuweisungen. Sagen Sie ihrer Tochter, dass Sie sich Sorgen machen und warum. Das bewirkt meistens was. 

Die vereinbarten Medienzeiten werden von unseren Jungs (12 und 14 Jahre) immer wieder überschritten – obwohl sie ursprünglich damit einverstanden waren. Was können wir tun?

Legen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern fest, welche Konsequenzen Zeitüberschreitungen haben. Überlegen Sie vorher, ob Sie die Konsequenzen auch durchsetzen können. Bleiben Sie bei der Einhaltung konsequent, auch wenn es schwerfällt. 

Meine Frau gesteht unserer Tochter mehr Medienzeit zu, wenn sie eine Eins nach Hause bringt. Was meinen Sie dazu?

Medienzeiten sollten nicht als Belohnung und auch nicht als Bestrafung eingesetzt werden.  

Schadet es eigentlich ihrer geistigen Entwicklung, wenn Teenies ständig daddeln?

Die exzessive Nutzung digitaler Medien kann zu problematischen Entwicklungen unter jungen Menschen führen. Bei rund acht Prozent der 12- bis 17-Jährigen gehen wir von einer computerspiel- oder internetbezogenen Störung aus. Bei knapp einem Drittel liegt ein problematisches Nutzungsverhalten vor. 

Mein Sohn (14) akzeptiert nicht meine Überzeugung, dass er zu lange am Smartphone ist. Kann er seine Handy-Nutzung irgendwo selbst testen? 

Ja, auf der BZgA-Plattform www.ins-netz-gehen.de gibt es einen Selbsttest für Jugendliche. 

Unser Sohn (13) hat ein paar Apps auf seinem Smartphone, die ich nicht für geeignet halte. Aber er sagt, die seien alle ab 12 zugelassen. Kann man darauf vertrauen?

Nein, die Angaben der App-Stores sind nicht verlässlich. Schauen Sie sich die Plattformen lieber genauer an. Mit Jugendlichen muss klar besprochen werden, dass sie manche App erst ab einem bestimmten Alter benutzen dürfen. 

Schon wenn ich das Thema Smartphone anschneide, blockiert meine Tochter (16). Wie komme ich an sie ran?

Zeigen Sie Interesse an der Faszination Ihrer Tochter für das Smartphone. Lassen Sie sich erklären, warum es für sie so wichtig ist. Sie können sich auch erkundigen, wie sie sich fühlt, wenn sie einmal ohne Handy unterwegs ist und was dafür der Grund sein könnte. Sie dürfen auch Ihre eigenen Befürchtungen äußern und fragen, ob sie ausgeräumt werden könnten.

Ab wie viel Stunden Computer-Nutzung pro Tag sind Jugendliche abhängig?

Die Zeit allein ist nicht entscheidend für die Bewertung, sondern das Warum. Wird der Computer als Trost oder bei Stress oder zur Ablenkung genutzt? Bestimmt er hauptsächlich die Freizeit? Gibt es schon gesundheitliche Probleme, wie ständige Müdigkeit? Werden schulische oder häusliche Pflichten vernachlässigt? Wird auf sonst übliche soziale Kontakte verzichtet? Unter Umständen macht es sich, sich an die örtliche Suchtberatungsstellen zu wenden. Sie finden Sie hier: www.ins-netz-gehen.info/beratungstellendatenbank

Unser Sohn sitzt – wenn die Medienzeit vorbei ist – mürrisch auf der Couch. Wie kann ich ihn für andere Dinge begeistern? 

Vielleicht, indem Sie in der Familie einen medienfreien Abend oder einen ganzen medienfreien Tag ausrufen. Kein Fernsehen, kein Smartphone, kein Computer – das gilt dann aber auch für alle. Auch für Sie! Spielen Sie zusammen, unternehmen Sie Ausflüge, gehen Sie ins Kino, ins Konzert oder ins Bowling-Center, kochen oder backen Sie gemeinsam – bestimmt fällt Ihnen noch mehr ein. Je interessanter diese Zeit für Ihren Sohn wird, desto zugänglicher wird er für Freizeitaktivitäten ohne digitale Medien. 

Gibt es technische Möglichkeiten, um zu verhindern, dass meine Tochter (13) nachmittags Serien mit Gewaltszenen sieht?

Bei den meisten Streaming-Diensten, wie Netflix, Amazon prime oder Disney+ kann der Zugang für Kinder durch einen Kindermodus oder eine PIN reguliert werden. Detaillierte Informationen dazu finden Sie unter www.ins-netz-gehen.info/eltern/.

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