• Die Obdachlosenhilfe in Hamburg ist zusammengebrochen.
  • Foto: imago images / Jürgen Ritter

Hilfe für Obdachlose kollabiert: Kein warmes Essen, keine Dusche, keine Schlafsäcke

Ein dichtes Netz von Ehrenamtlichen sorgt in Hamburg dafür, dass Obdachlose täglich eine warme Mahlzeit bekommen. Dass sie duschen können, neue Kleidung erhalten und ärztliche Hilfe oder Schlafsäcke für die kalten Nächte. Doch das alles ist in der Corona-Krise mittlerweile zusammengebrochen! Viele Aufenthaltsstätten mussten schließen, der Mitternachtsbus und der Duschbus fahren auch nicht mehr. Hinz&Kunzt fordert schnelle Lösungen.

Sie bitten um Geld, sie betteln um etwas zu Essen. Am Hauptbahnhof und auch in den Bahnen sind aktuell sehr viele Obdachlose unterwegs, die die wenigen Menschen ansprechen, die noch auf den Straßen unterwegs sind. Mehr als sonst. Denn sie haben kaum noch einen Ort für eine warme Mahlzeit. Vieles ist geschlossen.

Obdachlosenhilfe in Hamburg: Viele alte Leute im Ehrenamt

Eine Leserin schreibt der MOPO: „Sonst gebe ich Bettlern nichts, aber gestern war die Lage anders, das konnte man spüren.“ Sie habe dann ein paar Runden im Bahnhof gedreht und jedem Obdachlosen zwei Euro gegeben, damit er sich was kaufen kann.

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Zu den Gründen für die Schließungen gehört vor allem, dass unter den ehrenamtlichen Helfern viele alte und auch vorerkrankte Menschen gehören. Die müssen sich jetzt selbst schützen. Geöffnet ist derzeit noch das CaFée mit Herz. Das Herz As ist geschlossen, die Alimaus auch. Aber sie verteilt Essen.

Appell von Hinz&Kunzt-Geschäftsführer Jörn Sturm

Der Geschäftsführer des Straßenmagazins Hinz&Kunzt, Jörn Sturm, appelliert: „Da die meisten Tagesaufenthaltsstätten, Hilfseinrichtungen und sogar Behörden geschlossen sind oder nur noch einen Notbetrieb aufrecht erhalten, ist die Versorgung der Obdachlosen mit Lebensmitteln, Geld und medizinischen Angeboten nicht gewährleistet. Wir brauchen eine professionelle Corona-Koordinierungsstelle.

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Schon Menschen mit Wohnung hätten Probleme, ärztlich versorgt zu werden. „Obdachlose gehören in der Regel zur Risikogruppe. Sie brauchen dringend Schutz.“ Und die städtischen Übernachtungsstätten öffnen nur von 17 Uhr bis zum nächsten Morgen um 9 Uhr. Dann müssen die Obdachlosen raus und finden keine geöffnete Einrichtung mehr.

Räumungen von Schlafplätzen und Zelten von Obdachlosen soll es nicht geben

Sturm weiter: „Wir haben großes Verständnis dafür, dass momentan alle von einem Tag auf den anderen entscheiden müssen, wie es weitergeht. Aber wir brauchen täglich aktualisierte Informationen darüber, wohin sich Obdachlose wenden können.“

Außerdem fordert das Hamburger Straßenmagazin: „Obdachlose müssen so untergebracht werden, dass das Ansteckungsrisiko minimiert wird“, sagt Stephan Karrenbauer, politischer Sprecher von Hinz&Kunzt. Räumungen von Schlafplätzen und Zelten von Obdachlosen dürfe es nicht geben. Niemand solle seine Wohnung verlieren, auch Zwangsräumungen dürfe es deshalb nicht geben.

Unterkunft des Winternotprogramms wegen Corona-Fall geschlossen

Bereits seit Sonnabend ist die Unterkunft des Winternotprogramms in der Friesenstraße wegen des Coronavirus geschlossen. Auf Anordnung des Gesundheitsamtes bleiben alle 300 dort untergebrachten Personen in „häuslicher Isolation“ Zwei Wochen lang sollen die Obdachlosen die Einrichtung nicht verlassen. Normalerweise ist sie nur zum Übernachten da und die Bewohner müssen um 9 Uhr raus.

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