Drogen, Alkohol, Gewalt: Sie kümmern sich um die härtesten Hamburger Problemfamilien
Ein drogensüchtiger Vater; ein Kind, das schwer misshandelt wird. Alkohol, Depressionen, falsche Erziehungsmethoden – in einigen Hamburger Kinderzimmern herrschen schlimme Zustände. Bei den krassesten Fällen braucht sogar das Jugendamt Hilfe – und hier kommt die Magie von „Aladin“ ins Spiel. Die besondere Beratungsstelle feiert dieses Jahr 25-jähriges Bestehen. Für Hamburg wird sie immer wichtiger.
Ein drogensüchtiger Vater; ein Kind, das schwer misshandelt wird. Alkohol, Depressionen, falsche Erziehungsmethoden – in einigen Hamburger Kinderzimmern herrschen schlimme Zustände. Bei den krassesten Fällen braucht sogar das Jugendamt Hilfe – und hier kommt die Magie von „Aladin“ ins Spiel. Die besondere Beratungsstelle feiert dieses Jahr 25-jähriges Bestehen. Für Hamburg wird sie immer wichtiger.
Bei den 400 Hamburger Familien, die „Aladin“ im Jahr betreut, gibt es unterschiedliche „Härtegrade“. Zu den „frühen Hilfen“, einer offenen Beratungsstelle für Schwangere und Familien mit Kindern im Alter von bis zu drei Jahren, kommen die meisten noch aus eigenem Antrieb, wie „Aladin“-Geschäftsführerin Barbara Standke-Erdmann (63) sagt.
Das Beratungsangebot „Wellengang“ nehmen Kinder im Alter von acht bis 16 Jahren wahr, deren Eltern psychische Erkrankungen haben. „Der Bedarf ist riesig“, sagt Standke-Erdmanns Kollege Volker Rath. „Depressionen sind die neue Grippe. Sie werden immer häufiger“. Auch hier kämen viele Familien freiwillig – meist nach einem Tipp vom Psychologen.
Problemfamilien: Manche machen die Tür einfach nicht auf
Die „richtig schlimmen Fälle“ werden vom Jugendamt zu „Aladin“ geschickt. Ursachen für Streit, physische und emotionale Gewalt in den Familien sind häufig Drogen-, Alkohol- und finanzielle Probleme, Arbeitslosigkeit und Bildungsdefizite. So wie bei einem alleinerziehenden Vater und seinem etwa vierjährigen Sohn, von dem die Geschäftsführer erzählen. „Die Kita hat das Amt darauf hingewiesen, dass der Junge zunehmend verwahrlost. Der Nachbar hat von lauten nächtlichen Streitigkeiten berichtet“, sagt Standke-Erdmann. Die beiden gingen kaum an die frische Luft, hockten nur in ihrer kleinen Wohnung.
In solchen Fällen versuchen Betreuer, die Familien bei häuslichen Besuchen im Alltag zu unterstützen. Das ist nicht immer so einfach: Manchmal bleiben die Haustüren auch nach mehrmaligem Klingeln verschlossen. „Dann bleiben wir hartnäckig. Wir kommen immer wieder und versuchen, die Familien über Telefon, E-Mail oder Social Media zu erreichen“, so Standke-Erdmann.
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Bei dem jungen Vater stieß auch „Aladin“ an seine Grenzen. „Er hat jegliche Unterstützung abgelehnt“, sagt Rath bedauernd. Das Jugendamt schickte ihn und seinen Sohn in eine stationäre Eltern-Kind-Einrichtung. Alltag für die Pädagogen der Einrichtung. Über schlimmere Fälle, die durchaus auch bei „Aladin“ landen, möchten sie im Detail nicht erzählen.
Jugendamt als „Kinderwegnehmamt“ gefürchtet
Die Geschichte einer schwangeren Migrantin, die mit ihren vier Kindern und ohne jegliche Deutschkenntnisse zu „Aladin“ kam, macht dagegen Hoffnung. „Mithilfe unserer Betreuer hat sie schnell Deutsch gelernt, Kontakte geknüpft und dann auch eine Wohnung gefunden“, sagt Standke-Erdmann lächelnd. „Dadurch wurden auch die familiären Probleme gelöst. Am Ende hat sie ein Fest für ihre Familie und ihre Betreuerin gegeben.“
Um die 40 Mitarbeiter arbeiten an den drei „Aladin“-Hauptstandorten in Wandsbek, Rahlstedt und Bramfeld. Gerade wurde ein weiterer in der Wandsbeker Schloßstraße eröffnet, weil der Bedarf immer größer wird. „Jede Familie hat ein Anrecht auf kostenlose Beratung in schwierigen Situationen“, sagt Rath. Seine Kollegin fügt hinzu: „Das Jugendamt wird weithin als ‚Kinderwegnehmamt‘ gefürchtet. Aber in den seltensten Fällen kommt es wirklich so weit. ‚Aladin‘ versucht, den Familien die Angst zu nehmen.“
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Vor diesem Hintergrund ist übrigens auch der Name entstanden: „Aladin“ und seine Wunderlampe sollen Familien Hoffnung auf Besserung machen. Und ganz oft klappt das auch.