Hier sind in Hamburg die 50er Jahre noch lebendig
Petticoat und Nierentisch, Pastellfarben und Rock‘n‘Roll: Nach dem Zweiten Weltkrieg prägte amerikanischer Einfluss das Leben in der neuen Bundesrepublik. Auch in Hamburg sind noch einige Spuren aus dieser Zeit zu finden. Einige Gebäude aus der Nachkriegszeit sind fast unverändert erhalten geblieben, andere wurden renoviert und es gibt sogar einen Laden, der dieses Jahrzehnt lebendig macht.
Petticoat und Nierentisch, Pastellfarben und Rock‘n‘Roll: Nach dem Zweiten Weltkrieg prägte amerikanischer Einfluss das Leben in der neuen Bundesrepublik. Auch in Hamburg sind noch einige Spuren aus dieser Zeit zu finden. Einige Gebäude aus der Nachkriegszeit sind fast unverändert erhalten geblieben, andere wurden renoviert und es gibt sogar einen Laden, der dieses Jahrzehnt lebendig macht.
Oldtimer-Tankstelle
Bis 2010 war die Tankstelle am Billhorner Röhrendamm (Rothenburgsort) nur noch eine Ruine. Dank eines engagierten Teams ist die Tankstelle zum beliebten Treffpunkt nicht nur für Oldtimer-Fans geworden. Kfz-Prüfstelle und Erfrischungsraum wurden originalgetreu restauriert, so, wie es in den 50er Jahren aussah. „Tanken“ können Besucher und Besucherinnen hier zwar bislang nur Filterkaffee und Kaltgetränke (Mittagstisch gibt es auch), aber die Inhaber hoffen, bald auch echte Zapfsäulen in Betrieb nehmen zu können.

Kino mit Geschichte
Klinkerfassade und Neonschriftzug: von außen, aber auch von innen sieht das Holi Kino in der Schlankreye (Harvestehude) noch fast genauso aus wie zur Eröffnung 1951. Besucher der „Hochhauslichtspiele“ sollten auf den denkmalgeschützten Vorhang achten. Der wurde von Berliner Künstlerinnen bemalt und besteht zum Teil aus glänzendem Pralinenpapier.

Alles Rock‘n‘Roll
Petticoats und Pumps mit Pfennigabsatz, Bowlingshirts und Hawaiihemden – Fans der 50er Jahre werden im Nostalgie-Shop in der Dithmarscher Str. 46 in Dulsberg fündig. Neben neuer Mode im Stil der 50er Jahre verkauft Inhaber Jürgen Schewior auch gebrauchte Nierentische, Tütenlampen oder LPs. „Unser Laden, der im September 20-jähriges Jubiläum feiert, ist in dieser Kombination weltweit einmalig“, sagt Schewior. Klar, dass er auch ein passendes Auto fährt: einen Ford Sewan von 1959.

Das könnte Sie auch interessieren: Hamburg rettet das Café Seeterrassen
Buntes Neonlicht
Seit 1949 leuchtet ein Neon-Diamant mit Krone auf dem Dach der Kiezkneipe „Zum Silbersack“ (St. Pauli). Bis auf die Getränkepreise hat sich auch drinnen nicht allzuviel verändert. Die Musik kommt aus der Jukebox und geraucht werden darf auch. Erna Thomsen führte die legendäre Kneipe zunächst mit ihrem Mann, dann allein bis 2012, seit elf Jahren steht Dominik Großefeld hinter der Theke. Stars der 50er Jahre wie Hildegard Knef, Heinz Rühmann oder Freddy Quinn kamen gern auf ein Bier vorbei.

Gebäude mit Schwung
Klare Formen, Helligkeit, Stahl, Beton und Glas: in den 50er Jahren musste nicht nur viel und schnell gebaut werden, die Gebäude sollten als Kontrast zur NS-Monumentalarchitektur leicht und transparent wirken. Baumerkmale wie abgerundete Ecken, und geschwungene Formen – so wie der halbkreisförmige Alsterpavillon von 1953, die Ladenzeile im U- und S-Bahnhof Landungsbrücken oder die in Spannbetonbauweise errichteten Großmarkthallen sind typisch für die Zeit.

Auch das Café Seeterrassen in Planten un Blomen, das seit Jahren leer steht und verfällt, gehört zu den architektonischen Besonderheiten der 50er Jahre in Hamburg. Ab 1946 entstanden die ersten Wohnhochhäuser Deutschlands. Die Grindelhochhäuser sorgten damals als „seelenlose Wohnmaschinen“ oder „Manhattan von Hamburg“ in der Bundesrepublik für Aufregung und stehen heute unter Denkmalschutz.