Der MOPO-Flohmarktfuchs: Das ist mein Hanseatenkreuz heute wert
Gestatten, ich bin Thomas Hirschbiegel, der MOPO-Flohmarktfuchs. Seit mehr als 50 Jahren besuche ich jede Woche Märkte im Norden und kaufe historische Dokumente, alte Fotos und alles, was mit Hamburg zu tun hat. Aber auch bei Design der 70er Jahre oder einer schönen alten Armbanduhr kann ich zu oft nicht widerstehen. Ab sofort präsentierte ich an dieser Stelle in unregelmäßigen Abständen meine neuesten Schätze. Heute: das Hanseatenkreuz.
Ich erwarb mein Exemplar an einer Dreierspange zusammen mit einem „Eisernen Kreuz 1914“ und der „Auszeichnung für Kriegsteilnehmer 1914-18“ auf der „Flohschanze“ an der Feldstraße für 110 Euro. Eine Urkunde hatte ich schon beim Auktionshaus Kendzia an der Sierichstraße ergattert.
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Gestatten, ich bin Thomas Hirschbiegel, der MOPO-Flohmarktfuchs. Seit mehr als 50 Jahren besuche ich jede Woche Märkte im Norden und kaufe historische Dokumente, alte Fotos und alles, was mit Hamburg zu tun hat. Aber auch bei Design der 70er Jahre oder einer schönen alten Armbanduhr kann ich zu oft nicht widerstehen. Ab sofort präsentierte ich an dieser Stelle in unregelmäßigen Abständen meine neuesten Schätze. Heute: das Hanseatenkreuz.
Der Hamburger nimmt keine Orden an – und der Senat verleiht auch keine. Der Grundsatz gilt bis heute, obwohl es darüber keine amtliche Verordnung gibt. Das „Ordensverbot“ geht auf das Stadtrecht aus dem Mittelalter zurück. Dazu muss man wissen, dass mit der Annahme eines Ordens eines Königs oder Großherzogs auch immer eine gewisse Verpflichtung gegenüber diesem „Oheim“ entsteht.
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Die stolzen Bürger der Hansestadt aber wollten unabhängig und frei an der Elbe leben. Deswegen war es auch verpönt, sich mit blinkenden Orden zu schmücken, um so zur Schau zu stellen, dass man etwas „Besseres“ ist. Hamburg und Bremen sind die einzigen Bundesländer, die keinen eigenen Verdienstorden gestiftet haben.
Doch für eine ganz kurze Zeit war das mal anders. 1915, während des Ersten Weltkriegs, sahen sich die drei Hansestädte Hamburg, Bremen und Lübeck genötigt, für ihre Bürger, die als Soldaten dienten, einen Orden zu stiften. Die Auszeichnung ist ein rot-emailliertes Kreuz mit einem Medaillon in der Mitte, welches das jeweilige Stadtwappen zeigt. Jeder Beliehene bekam eine schöne Urkunde, auf der oben das große Stadtwappen prangte. Unterschrieben hat die Urkunde aber kein Bürgermeister oder Senator, sondern meistens nur ein Oberregierungsrat mit dem Namen Siemsen.
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Viele Tausend Soldaten aus Hamburg haben das Hanseatenkreuz verliehen bekommen. Der Sammlerwert beträgt heute etwa 100 Euro. Ich erwarb mein Exemplar an einer Dreierspange zusammen mit einem „Eisernen Kreuz 1914“ und der „Auszeichnung für Kriegsteilnehmer 1914-18“ auf der „Flohschanze“ an der Feldstraße für 110 Euro. Eine Urkunde hatte ich schon beim Auktionshaus Kendzia an der Sierichstraße ergattert. Sie wurde 1917 für den Gefreiten Alfred Rogmann vom Infanterie-Regiment 418 ausgestellt. Auch Nicht-Hanseaten wie die Jagdflieger Manfred von Richthofen und Max Immelmann bekamen das Hanseatenkreuz verliehen.
So ganz ohne Auszeichnung müssen verdiente Hamburger übrigens heute doch nicht durchs Leben gehen. Es gibt zwar keinen Orden, aber Medaillen wie den 1956 gestifteten Verfassungsportugaleser in Gold, Silber oder Bronze. Ans Revers heften kann man sich den allerdings nicht.