Noch ist es ein „Lost Place“: Hier plant die Stadt Harburgs Zukunft
Eine gigantische historische Fabrikhalle aus dem Jahr 1906, verfallene Baracken und ein demolierter Verwaltungsbau aus den 1980er Jahren dominieren die Seevestraße mitten in Harburg. Zwischen diesen „Lost Places“ fließt der Seevekanal, verschwindet dann aber im Untergrund. Kaum vorstellbar, dass hier einmal ein angenehmer Ort entstehen könnte, an dem man sich gerne aufhält. Doch genau das ist das Ziel der Stadt, deswegen hat sie hier auf dem „Freudenberger Areal“ ein Vorkaufsrecht geltend gemacht. Hier wird nicht weniger als Harburger Zukunft geplant.
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Eine gigantische historische Fabrikhalle aus dem Jahr 1906, verfallene Baracken und ein demolierter Verwaltungsbau aus den 1980er Jahren dominieren die Seevestraße mitten in Harburg. Zwischen diesen „Lost Places“ fließt der Seevekanal, verschwindet dann aber im Untergrund. Kaum vorstellbar, dass hier einmal ein angenehmer Ort entstehen könnte, an dem man sich gerne aufhält. Doch genau das ist das Ziel der Stadt, deswegen hat sie hier auf dem „Freudenberger Areal“ ein Vorkaufsrecht geltend gemacht.
Die Gegend an Seevestraße und Karnapp unweit des Harburger Bahnhofs ist seit Jahrhunderten von Industrie geprägt. Schon 1855 gründete dort der Unternehmer German Julius Koeber die „Eisen- und Bronzewerke“. Hier wurden unter anderem Öldrehpressen hergestellt und dafür gab es 1908 auf der Pariser Weltausstellung einen ersten Preis.
Die Fabrik direkt an den Bahngleisen vor dem Harburger Bahnhof wechselte später mehrfach Namen und Eigentümer. Aber immer wurden gute deutsche Qualitätsprodukte, vor allem verschiedene Pressen unter anderem für die Reifenherstellung, fabriziert. Vor knapp 20 Jahren übernahm die Lübecker Possehl Gruppe die Fabrik und benannte sie in „Harburg-Freudenberger Maschinenbau GmbH“ um.
Fabrik wurde 2020 geschlossen
2020 wurde das historische Areal aber aufgegeben und ein Neubau an der nahen Schlachthofstraße bezogen. Das 57.000 Quadratmeter große Grundstück am Seevekanal kam in den Besitz von Immobilienspekulanten. Doch in Harburg war die Stadt schlauer als beim brachliegenden Grundstück der Holstenbrauerei in Altona. An der Seevestraße ließ sich die Stadt vorsorglich ein Vorkaufsrecht eintragen und zog diesen „Joker“. Jetzt konnte zwischen den Beteiligten eine Einigung zur weiteren Abwicklung des Ankaufs erzielt werden, sodass eine gerichtliche Auseinandersetzung vermieden wurde, so die Finanzbehörde.
Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) selbstbewusst: „Der Fall sendet ein klares Signal an den Immobilienmarkt, dass mit der Stadt und ihrer Intervention gerechnet werden muss.“
„Schlüsselareal der Stadtentwicklung in Harburg“
Der Politiker bezeichnete das Grundstück als „Schlüsselareal der Stadtentwicklung in Harburg“. Tatsächlich könnte hier eine attraktive Verbindung zwischen Bahnhof Harburg und Harburger Binnenhafen geschaffen werden. Von Wohnungsbau will man im Harburger Bezirksamt allerdings nichts wissen. Angeblich sind Wohnungen wegen der „Immissionslage“ nicht denkbar. Harburgs Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen: „Die Fläche eignet sich, um ein urbanes Stadtquartier unter anderem mit Gewerbe, Dienstleistungsangeboten und Freizeitnutzungen zu entwickeln.“
Die denkmalgeschützte Fabrikhalle aus dem Jahr 1906 bietet viel Platz für Handwerk und Kleingewerbe. Außerdem ist eine Freilegung des Seevekanals angedacht und gleichzeitig soll hier ein schöner Grünzug entlang des Fließgewässers entstehen.
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Viele Harburger hoffen nun, dass die Stadt das umsetzt, was die bisherigen Eigentümer wohl nie vorhatten. Denen dürfte es nie um gute Stadtentwicklung, sondern nur um schnellen Profit gegangen sein.