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  • Normalerweise zieht der Christopher Street Day im Sommer durch Hamburg.
  • Foto: Markus Scholz/picture alliance/dpa

Heute ist Tag gegen Homophobie: Kommt in Hamburg der virtuelle CSD?

Es bleibt noch viel zu tun. Am internationalen Tag gegen Homophobie am 17. Mai veranstaltet der LSVD (Lesben- und Schwulenverband) Hamburg einen virtuellen Rainbowflash. Die MOPO hat mit dem Vorstand des LSVD und der Pride Week Hamburg über die aktuelle Lage und einen virtuellen CSD gesprochen.

Etwa 45 Prozent der Befragten in der LGBTI (Lesbian, Gay, Trans, Intersexual)-Community in Deutschland vermeiden es oft oder immer, mit ihrem Partner Händchen zu halten. Aus Angst vor Gewalt meiden 24 Prozent oft oder immer bestimmte Orte und Plätze.

Das geht aus einer aktuellen Studie der EU-Grundrechteagentur (FRA) hervor. Dort wurden etwa 140.000 Menschen aus 30 Ländern befragt. Wolfgang Preussner, Vorsitzender des LSVD Hamburg, zeigt sich alarmiert über die Ergebnisse.

Tag gegen Homophobie: Neue Studie für LGBTI in Europa

„In Berlin werden jeden Tag ein bis zwei Menschen wegen ihrer Homosexualität denunziert, geschlagen oder überfallen“, erzählt er im Gespräch mit der MOPO. „In Hamburg ist es nicht ganz so schlimm. Aber auch hier gibt es einige Stadtteile, in denen man als Männer nicht händchenhaltend spazieren gehen kann.“

Vor allem die Gewalt gegen Homosexuelle sei immer noch ein großes Thema. „Auf den Schulhöfen ist auch der Ausdruck ‚Schwule Sau‘ immer noch weit verbreitet“, fährt Preussner fort. Er wünscht sich eine noch größere Thematisierung im Unterricht in Hamburgs Schulen.

Tag gegen Homophobie: Forderung nach mehr Aufklärung in Schulen 

„Es gibt tolle Schulprojekte, zum Beispiel vom Magnus-Hirschfeld-Zentrum“, erzählt er. Da diese aber hauptsächlich ehrenamtlich arbeiteten, sei es unmöglich, alle zu erreichen. Deshalb sollten die Landeslehrpläne für Hamburg umgestaltet werden.

Am Sonntag, dem Tag gegen Homophobie, kann der alljährliche Rainbowflash des LSVD wegen Corona nicht stattfinden. Dort lassen jedes Jahr hunderte Menschen bunte Luftballons steigen. „Wir haben dazu aufgerufen, dass die Menschen etwas zu Hause erstellen“, erzählt Preussner, „ein virtueller Rainbowflash mit einer Flagge im Blumenkasten oder was auch immer.“

Besonders traurig ist er über die Absage des Christopher Street Day (CSD) Anfang August in Hamburg, das sei ein sehr wichtiges Event, um sichtbar zu sein für die Gesellschaft.

CSD Hamburg 2020: Das ist der aktuelle Stand

Auch Stefan Mielchen, Erster Vorsitzender von Hamburg Pride, bedauert die corona-bedingte Absage. „Wir schauen, ob wir einen Ersatztermin im September finden können“, sagt er. Bis 31. August sind bislang alle Großveranstaltungen verboten.

Allerdings sei überhaupt nicht klar, wie die Situation im September aussehe und dann so eine Veranstaltung möglich mache. „Eine Begrenzung der Teilnehmerzahl ist für uns keine Option“, betont er, „wir wollen, dass wirklich jeder teilnehmen kann, der das möchte. „

CSD Hamburg 2020: Virtueller CSD nur schwer vorstellbar

In Berlin wird der CSD virtuell stattfinden, Mielchen kann sich so etwas für Hamburg schwer vorstellen. „Das ist wahnsinnig schwierig“, gibt er zu bedenken, „außerdem soll der CSD die Sichtbarkeit innerhalb der Stadt gewährleisten. Online bleiben wir meistens in unserer eigenen Blase.“ 

Momentan hat die Pride Week Hamburg ein wöchentliches Online-Talk-Format gestartet, in dem bestimmte Themen der LGBTI-Community besprochen werden. Während der Pride Week Ende Juli sollen dann jeden Tag Videos kommen.

Der CSD ist die alljährlich größte Demonstration in Hamburg, 2019 gingen mehr als 240.000 Menschen auf die Straße. Die Veranstaltung will ein Zeichen für Vielfalt setzen und außerdem politische Forderungen nach mehr Gleichheit der LGBTI-Community ins Bewusstsein bringen. 

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