„Heiße Luft“: Kritik an Tschentschers Hyperloop-Begeisterung
Noch klingt es mehr nach Science-Fiction als nach einem tatsächlichen Szenario: Im Zuge der Olympia-Bewerbung planen Hamburg und Schleswig-Holstein eine Strecke für Hyperloop-Technologie. Dabei handelt es sich um eine Vakuumröhre, in der Geschwindigkeiten von bis zu 700 Kilometern pro Stunde möglich sind. Vor allem Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) klang zuletzt begeistert – doch wie viel ist da tatsächlich dran?
Konkret geht es um eine Teststrecke von Hamburg nach Kiel, denn immerhin sollen bei einer erfolgreichen Olympia-Bewerbung der Hansestadt in der schleswig-holsteinischen Hauptstadt die Segelwettbewerbe ausgerichtet werden.
Für Olympia: Hyperloop-Teststrecke zwischen Hamburg und Kiel geplant
„Es gibt eine technisch mittlerweile sehr weit entwickelte Hochgeschwindigkeitstechnik, die als privatwirtschaftliche Investition rechenbar ist“, gab sich Tschentscher kürzlich nach einer gemeinsamen Kabinettsitzung der Regierungen beider Länder optimistisch.
Eine neue Schriftliche Kleine Anfrage der Linken-Abgeordneten Heike Sudmann an den Senat zeigt jetzt allerdings, dass bislang noch gar nicht feststeht, ob sich solch ein Projekt privatwirtschaftlich rechnen würde. „Die bisherigen Aussagen (…) basieren auf Einschätzungen des Projektkonsortiums sowie öffentlich zugänglichen Informationen“, heißt es vage in der Antwort des Senats.
Die Strecke könnte laut Tschentscher entlang der A7 zwischen Hamburg und Kiel ohne eigenes Bahnfeststellungsverfahren entstehen, um das Projekt zu beschleunigen. Doch auch das steht laut der jetzt veröffentlichten Senats-Antwort gar nicht fest, demnach werden die rechtlichen Rahmenbedingungen derzeit noch geprüft.
Linke kritisiert Hamburgs Hyperloop-Pläne für Olympia
„Was treibt den Ersten Bürgermeister zu solch starken Behauptungen ohne jegliche Beweise?“, kritisiert Linken-Politikerin Sudmann. „Es ist doch nicht seine Aufgabe, den Fürsprecher für die Hochgeschwindigkeits-Magnetschwebebahn zu geben, wenn noch völlig unklar ist, ob und wie dieses Projekt überhaupt realisierbar ist.“ Statt „heiße Luft in Röhren zu verbreiten“, solle sich Tschentscher für eine normale Bahnstrecke entlang der A7 einsetzen.
In der Vakuumröhre des Hyperloop können Passagiere mit Kapseln, auch Pods genannt, in der Theorie auf bis zu 700 Kilometer pro Stunde beschleunigt werden. Grob geschätzt könnte die Distanz zwischen Hamburg und Kiel (90 Kilometer) in rund acht Minuten zurückgelegt sein. Die Projektverantwortlichen gehen laut der Senatsantwort derzeit allerdings eher davon aus, dass „nur“ eine mittlere Geschwindigkeit von bis zu 400 Kilometern pro Stunde erreicht werden könnte.
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