• Kommen sie oder kommen sie nicht? Die durch Corona stark gebeutelte Gastronomie könnte sie jedenfalls durchaus gebrauchen: Heizpilze. Im öffentlichen Raum in Hamburg verboten, wird derzeit heftig über ihre Wiedererlaubnis debattiert. Umweltschutz steht gegen Corona-Wirtschaftshilfe. Die MOPO gibt eine Übersicht der ...

Heftige Debatte in Hamburg: Das Dilemma um die Wärmepilze

Kommen sie oder kommen sie nicht? Die durch Corona stark gebeutelte Gastronomie könnte sie jedenfalls durchaus gebrauchen: Heizpilze. Im öffentlichen Raum in Hamburg verboten, wird derzeit heftig über ihre Wiedererlaubnis debattiert. Umweltschutz steht gegen Corona-Wirtschaftshilfe. Die MOPO gibt eine Übersicht der Positionen.

2020 ist alles anders. Viele Gastronomiebetriebe in Hamburg leiden trotz der von den Bezirken genehmigten Außengastronomie noch immer unter Corona. „Unsere Forderung ist die Zulassung von Heizpilzen oder anderen Wärmeanlagen, mindestens bis Ende des Jahres“, so der Präsident des Deutsche Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Franz J. Klein. „Mit der Außengastronomie könnten zahlreiche Betriebe die immer noch großen Umsatzeinbußen zumindest teilweise kompensieren.“

Heizpilze in Hamburg: Einwohnerverein spricht sich dagegen aus

Dem steht unter anderem der Einwohnerverein von St. Georg entgegen, der sich bereits über die vermehrte Außengastronomie im Stadtteil beschwert hatte — unter anderem wegen nicht Einhalten der Sperrstunde. Das Problem würde sich damit bis in den Winter verlängern.

„Bei dieser Politik des inkonsequenten Handelns zugunsten von wirtschaftlichen Interessen werden wir die Klimakatastrophe in wachsendem Umfang abbekommen“, warnt der Vorsitzende, Michael Joho.

Heizpilze in Hamburg: Das sagt der Umweltsenator

Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) hat sich derweil für eine temporäre Zulassung der Wärmepilze ausgesprochen. „Klimapolitisch wäre das nicht wünschenswert, aber man muss natürlich mit den realen Gegebenheiten umgehen“, sagte der Politiker dem „Hamburg Journal“. „Denn wir haben alle ein Interesse daran, dass die Gastronomie in unserer Stadt auch erhalten bleibt.“

„Fürchterliche Energieschleudern“: „Bund“ gegen Heizpilze

Der „Bund für Umwelt und Naturschutz“ (Bund) Hamburg warnt hingegen vor der Wiedereinführung. „Heizpilze sind fürchterliche Energieschleudern“, sagt Pressesprecher Paul Schmid zur MOPO. Eine Übergangslösung sieht er in den Strahlern ebenfalls nicht. „Viele Gastronomen haben keine Wärmepilze und müssen sie sich deshalb teuer anschaffen. Wenn sie nächstes Jahr wieder verboten werden, lohnt sich das nicht.“

Katharina Fegebank spricht sich für temporäre Erlaubnis aus

Unterstützung bekommt Jens Kerstan hingegen von Bezirkssenatorin Katharina Fegebank (Grüne). Sie will den Gaststätten in den Wintermonaten entgegenkommen. „Wir nehmen die Nöte und Sorgen der Gastronomiebetriebe ernst, daher unterstützen wir eine hamburgweit einheitlich Lösung“, sagt Fegebank. „Wir müssen trotzdem darauf achten, jetzt nicht die aktuelle Corona-Krise gegen die Klimakrise auszuspielen.“

Debatte um Heizpilze: FDP Altona will Antrag an den Bezirk stellen

Die FDP Altona will derweil einen Antrag in der Bezirksversammlung stellen, um das Verbot der Heizpilze für den Bezirk befristet auszusetzen. „Befürchtungen, dass Heizpilze die Klimabilanz nennenswert beeinflussen, teilen wir so nicht“, sagt Wolf Achim Wiegand, klima- und verbraucherpolitischer Sprecher der FDP Altona. Er könne sich vorstellen, dass der Bezirk die Genehmigung von Heizpilzen an die Zahlung einer Klimaabgabe koppelt.

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Am Mittwoch steht die Debatte auf der Agenda der Bürgerschaft — auf Antrag der CDU, die das Verbot von Heizpilzen vorübergehend in allen Bezirken aussetzen will. Das wäre im Sinne vom „Dehoga“, der einen Flickenteppich in der Stadt unbedingt vermeiden will.

Heizpilze werden über das Hamburger Wegegesetz geregelt: Auf privaten Flächen sind sie erlaubt, auf öffentlichen Wegen wie einem Bürgersteig allerdings von den Bezirken genehmigungspflichtig. Das gilt auch für Tische, Stühle und Schirme.

Debatte um die Heizpilze: In Hamburg sind sie teilweise verboten

Die Bezirke sind allerdings zurückhaltend, wenn es um die Genehmigung von Heizpilzen geht. Zum Teil liegen Beschlüsse der Bezirksversammlungen vor, dass Heizstrahler im öffentlichen Raum nicht genehmigt werden dürfen. Eimsbüttel war 2007 als erster Bezirk vorgeprescht und hatte die Strahler verboten. Der Grund ist die Umweltbilanz. Neben Wärme strahlen die Heizpilze bis zu 3,5 Kilogramm Kohlendioxid pro Stunde in die Luft.

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