Heftige Corona-Welle in Hamburg: Im Abwasser ist das wahre Ausmaß sichtbar
Die Stadt schnieft und schnäuzt und man hört wieder Wörter wie „Inzidenz”, „Maske” und „Isolation” – dabei liegt die offizielle Inzidenz grade mal bei 29. Doch Messungen aus dem Hamburger Abwasser verraten das wahre Ausmaß der Erkrankungen: Sie zeigen eine Kurve, die steil nach oben geht. Hamburg steht kurz vor dem absoluten Corona-Rekord. Und während Gesundheitsminister Lauterbach schon wieder Masken in Innenräumen, etwa bei Weihnachtsfeiern, empfiehlt, widerspricht ein Hamburger Virologe vehement – aus einem einfachen Grund.
- Deutsch (Deutschland)
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Die Stadt schnieft und schnäuzt und man hört wieder Wörter wie „Inzidenz”, „Maske” und „Isolation” – dabei liegt die offizielle Inzidenz grade mal bei 29. Doch Messungen aus dem Hamburger Abwasser verraten das wahre Ausmaß der Erkrankungen: Sie zeigen eine Kurve, die steil nach oben geht. Hamburg steht kurz vor dem absoluten Corona-Rekord. Und während Gesundheitsminister Lauterbach schon wieder Masken in Innenräumen, etwa bei Weihnachtsfeiern, empfiehlt, widerspricht ein Hamburger Virologe vehement – aus einem einfachen Grund.
Seit 2022 gehört Hamburg zu den Städten, die ihr Abwasser auf Coronaviren überprüfen lassen. Der Vorteil: Mit nur einer Probe können Millionen Menschen auf das Virus überprüft werden und das – im Gegensatz zu herkömmlichen Tests – anonym.
Für ganz Deutschland zeigte sich laut Robert-Koch-Institut (RKI) bei den Messungen in der vergangenen Woche, dass die Viruslast in den Ausscheidungen der Menschen so groß ist wie noch nie seit Beginn der Messungen im Juni 2022. In einem Liter Abwasser schwimmen derzeit im Schnitt eine Million Genkopien des Coronavirus Sars-CoV-2.
So verbreitet ist das Corona-Virus gerade in Hamburg
Hamburg macht da keine Ausnahme. Hier ist der Wert im Klärwerk Köhlbrandhöft/Dradenau zwar noch nicht ganz so hoch wie im Juli/August 2022, aber vergleichbar. Wie in fast ganz Deutschland steigt die Viruslast stetig – schlimmer ist es nur noch in vielen Landkreisen in Nordrhein-Westfalen.
Dass die Hamburger Sieben-Tage-Inzidenz gerade wie in ganz Deutschland bei nur 29 liegt (man erinnere sich an Zeiten mit bis zu 2000) hat tatsächlich nicht viel zu bedeuten, denn es wird kaum noch getestet. Wie „Spiegel Online“ berichtet, schicken Ärzte aber immer wieder Abstriche ihrer erkälteten Patienten ins Labor. Das Ergebnis: Das Virus fand sich in jedem vierten Abstrich. Bei etwa 7,1 Millionen erkrankten Menschen in Deutschland hat also ein bedeutender Teil Corona.
Auch SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach mahnt zur Vorsicht. „Corona bleibt gefährlich. Es ist keine Erkältung, die man sich bedenkenlos jede Saison einfangen kann“, sagt er und empfiehlt Impfungen gegen Corona und Grippe noch vor Weihnachten, eine Maske in Bus und Bahn sowie den Verzicht auf große Weihnachtsfeiern in Innenräumen.
Hamburger Virologe kritisiert Lauterbachs Weihnachtsfeier-Warnung
Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit sieht das ganz anders. „Karl Lauterbach rät wegen steigender Corona-Zahlen zur Absage von Weihnachtsfeiern in Innenräumen. Ich beurteile die Lage differenzierter“, schreibt er auf der Plattform „X“. „Die WHO hat die Corona-Krise für beendet erklärt. Deshalb passe es nicht mehr ins Lagebild, alle Weihnachtsfeiern in Innenräumen abzusagen. Dann müsste man das jedes Jahr machen, weil es nächstes Jahr auch wieder Infektionen geben wird.“
Infizierte scheiden über Kot und Urin Bruchstücke des Virus aus. Im Abwasser lassen sie sich schon vor Ausbruch der Erkrankung nachweisen. Es ist also eine Art Frühwarnsystem. Ganz genau ist es trotzdem nicht: Je nach Variante und Infektionszeitraum scheidet man mal mehr, mal weniger Bruchstücke des Virus‘ aus. Und je nach Wochentag gehen wir auch zu unterschiedlichen Zeiten aufs Klo.
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Trotzdem: Die Daten aus unseren Ausscheidungen mahnen zur Vorsicht. Immerhin: Die neueste Omikron-Variante BA.2.86 soll zwar laut WHO besonders ansteckend sein, aber nicht besonders gefährlich für den Menschen. Bleibt nur das zu tun, was auch in den vergangenen Jahren galt: Abstand halten, mit Erkältungssymptomen zuhause bleiben und in vollen Räumen Maske tragen.