Exklusiv: Alkoholverbot am Hamburger Hauptbahnhof kommt – was das bedeutet
Das Leid der Stadt scheint sich am Hamburger Hauptbahnhof zu ballen: Das Gebiet rund um den Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB), den Heidi-Kabel-Platz und den Hachmannplatz ist ein Ort, an dem man sich nicht länger als nötig aufhalten will. Jetzt greift die Politik durch: Wie die MOPO exklusiv erfahren hat, gibt der Senat grünes Licht für ein Alkoholverbot am Hauptbahnhof. Was das genau bedeutet, wann das Verbot kommen soll und wer dagegen ist, erfahren Sie hier.
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Das Leid der Stadt scheint sich am Hamburger Hauptbahnhof zu ballen: Das Gebiet rund um ZOB, Heidi-Kabel-Platz und Hachmannplatz ist ein Ort, an dem man sich nicht länger als nötig aufhalten will. Jetzt zeigt die Politik Härte: Wie die MOPO exklusiv erfuhr, gibt der Senat grünes Licht für ein Alkoholverbot am Hauptbahnhof. Was das genau bedeutet, wann das Verbot kommen soll und wer dagegen ist, erfahren Sie hier.
Die Innenbehörde geht am Hamburger Hauptbahnhof in St. Georg in die Offensive: In diesem Jahr wurden zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, die die Sicherheit an Deutschlands größtem Bahnhof verbessern sollen.
Waffenverbot am Hamburger Hauptbahnhof: Zwischenbilanz nach drei Monaten
So wurde vor drei Monaten ein dauerhaftes Waffenverbot beschlossen: Seitdem sind dort Schusswaffen, Schlagringe oder Messer mit Klingen länger als vier Zentimeter tabu. Die Zwischenbilanz: Seit dem 1. Oktober wurden bei drei Schwerpunkteinsätzen 66 Messer und 20 sonstige Waffen wie Reizgas, Schreckschusspistolen, Elektroschocker oder Teleskopschlagstöcke gefunden.
Bei weiteren Überprüfungen zählte die Polizei im gleichen Zeitraum insgesamt 111 verbotene Gegenstände. Laut Innenbehörde könnte es aber nach gemeinsamen Streifen von Polizei und Bundespolizei sein, dass einige Waffen mehrfach erfasst wurden.
Eine weitere Maßnahme: die Gründung der „Allianz sicherer Hauptbahnhof“. Das ist ein Zusammenschluss der Hamburger Polizei, der Bundespolizei, der „DB Sicherheit“ und der Hochbahnwache. Bei gemeinsamen Streifen – sogenannten „Quattro-Streifen“ – wurden seit dem Frühjahr knapp 8800 Personen überprüft und rund 650 Strafanzeigen gefertigt.
Zudem soll die App „SafeNow“ für schnelle Hilfe sorgen: Nutzer können damit einen digitalen Hilferuf auslösen, der die Sicherheitskräfte im Bahnhof alarmiert. Seit dem Start Ende Oktober wurde die App rund 50.000 Mal heruntergeladen – allerdings wurde nur 27 Mal damit ein Alarm ausgelöst.
Zu den in diesem Jahr durchgesetzten Maßnahmen der Innenbehörde kommt nun eine weitere Maßnahme. Bereits im Juli war ein Alkoholverbot rund um den Hauptbahnhof auf dem Hachmannplatz und Heidi-Kabel-Platz im Gespräch. Damals hieß es von der Behörde, dass eine entsprechende Gesetzesänderung in Arbeit sei, damit der Senat den Konsum von Alkohol auf bestimmten öffentlichen Flächen untersagen kann.
Gesetzesänderung für Alkoholverbot auf den Weg gebracht
Wie die MOPO jetzt erfahren hat, hat der Senat diese Gesetzesänderung kurz vor Weihnachten auf den Weg gebracht. Das Ziel: eine Alkoholkonsumverbotszone am Hauptbahnhof ab dem 1. April.
Jetzt muss die Bürgerschaft noch die Gesetzesänderung beschließen, dann steht dem Verbot nichts mehr im Weg. Hintergrund der Maßnahme sei eine Vielzahl an Straftaten unter Alkoholeinfluss, so die Innenbehörde. Rund jede vierte Gewaltstraftat am Hamburger Hauptbahnhof geschehe demnach unter Alkoholeinfluss.
Alkoholverbot am Hauptbahnhof: Das ist konkret geplant
Konkret wird künftig der Konsum und das Mitführen von alkoholischen Getränken in geöffneten Behältern verboten sein – Verstöße werden als Ordnungswidrigkeit verfolgt und mit einem Bußgeld belegt. Fest verschlossene Flaschen oder Dosen bleiben erlaubt.
Kritik am Alkoholverbot kommt unter anderem von den Linken. Der Senat setze auf Vertreibung, so der der Vorwurf des Linken-Politikers Deniz Celik. „Dabei liegen die Lösungsvorschläge auf dem Tisch: die Ausweitung der suchtspezifischen Straßensozialarbeit, die Schaffung konsumtoleranter Tagesaufenthaltsstätten und ‚Housing first‘. Wir brauchen eine starke Allianz gegen die soziale Verelendung“, so der Fachsprecher für Innenpolitik.
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Für die Zukunft ist neben der Einführung des Alkoholverbots auch die Ausweitung der Videoüberwachung geplant: Die ersten Baumaßnahmen für die geplanten zehn Standorte sollen im ersten Quartal 2024 beginnen. Derzeit sind im Hauptbahnhof 450 Kameras in Betrieb – von Januar bis November dieses Jahres konnten laut Bundespolizei mit Hilfe der Videoüberwachung rund 950 Straftaten aufgeklärt werden.