Milliarden-Gewinn: Witz-Steuer für Hapag-Lloyd macht Kühne noch reicher
Hapag-Lloyd verkündete kürzlich einen Rekord-Gewinn von 9,4 Milliarden Euro. Hamburg profitiert – ein bisschen – von der Gewinnexplosion: Mit 13,9 Prozent ist die Stadt an dem Logistikunternehmen beteiligt, erhält eine Dividende von rund 875 Millionen Euro. Aber: Steuergelder nimmt die Stadt trotz des Mega-Gewinns kaum ein. Norbert Hackbusch, hafenpolitischer Sprecher der Linken, spricht von einem „himmelschreienden Skandal“. Ein weiterer Nutznießer der Mini-Steuer: Klaus-Michael Kühne, einer der Haupteigner von Hapag-Lloyd.
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Mini-Steuer auf Mega-Gewinn: Hapag-Lloyd zahlt bei einem Rekordgewinn von 9,4 Milliarden Euro nur 61,3 Millionen Euro Steuern, das sind 0,65 Prozent. Norbert Hackbusch, hafenpolitischer Sprecher der Linken, spricht von einem „himmelschreienden Skandal“ und fordert eine Umstellung der Besteuerung für Reedereien.
Hamburg profitiert – ein bisschen – von der Gewinnexplosion: Mit 13,9 Prozent ist die Stadt an dem Logistikunternehmen beteiligt, erhält eine Dividende von rund 875 Millionen Euro. „Darüber könnte man sich vielleicht freuen“, so Hackbusch. „Wenn man aber bedenkt, dass der Staat insgesamt auf rund 3 Milliarden Steuern verzichtet, bleibt ein sehr schaler Geschmack.“
Hapag-Lloyd: Mini-Steuer auf Mega-Gewinn
Grund für die quasi nicht vorhandene Steuerlast ist die sogenannte „Tonnagebesteuerung“, die vor mehr als 20 Jahren eingeführt wurde, um deutsche Reedereien global wettbewerbsfähig zu machen. Dabei zahlen die Reeder nur eine gleichbleibende Steuer auf die Tonnage, also die Größe des Schiffs, während der Gewinn, den das Schiff einfährt, unversteuert bleibt.
Zum Vergleich: Unternehmer anderer Branchen zahlen zahlen mit Gewerbesteuer und Körperschaftssteuer um die 30 Prozent Steuern.
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Norbert Hackbusch: „Von der de facto Null-Besteuerung auf Unternehmensebene profitiert auch einer der Haupteigner von Hapag-Lloyd, Klaus-Michael Kühne. Bei einer Gesamtdividende von 6,3 Milliarden Euro erhält er allein 30 Prozent davon, also fast 1,9 Milliarden. Kein Wunder also, dass sich das Vermögen von Herrn Kühne allein in den letzten zwei Jahren auf nunmehr 37 Milliarden Euro verdoppelt haben soll. Auch das ist obszön, wird aber durch die Steuerpolitik unterstützt.“
Hapag-Lloyd: Umsatz fast verdoppelt
Hapag-Lloyd hat seinen Umsatz von 12,8 Milliarden Euro in 2020 auf 22,3 Milliarden im Jahr 2021 fast verdoppelt. Grund waren ausschließlich gestiegene Preise. Die Schiffe haben also nicht mehr Container transportiert, aber mehr kassiert. Die Folge: Der Nettogewinn von 927 Millionen (2020) explodierte um fast 1000 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro im Jahr 2021.
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„Es ist an der Zeit, in Deutschland und allen anderen europäischen Ländern die ungerechte Tonnagesteuer endgültig abzuschaffen“, so Norbert Hackbusch: „Wer ordentliche Gewinne macht, muss auch ordentliche Steuern zahlen. Gerade in diesen Zeiten kann es sich der Staat nicht länger leisten, auf Steuereinnahmen zu Gunsten von Herrn Kühne und vielen anderen schwerreichen Reedern der Stadt zu verzichten.“