„Hanseatische Weltreise“: Neues Konzept: So sollen Hamburger die Touris ersetzen
Mit der venezianischen Gondel übers Wasser gleiten, Tea for two wie die Queen genießen und anschließend durch einen japanischen Garten spazieren – weil die Gäste aus der ganzen Welt coronabedingt noch immer fehlen, sollen die Hamburger nun den dramatisch eingebrochenen Tourismus ankurbeln und die Highlights ihrer Stadt neu entdecken. So jedenfalls der Plan der Hamburg Tourismus GmbH und des Wirtschaftssenators. Helfen sollen dabei unter anderem ein „Erlebnisticket für Einheimische“.
Hamburgs Marketingstrategen, die normalerweise Touristen aus der ganzen Welt in den Norden locken wollen, nehmen jetzt die Einheimischen ins Visier: „Wir wollen die Menschen in Hamburg motivieren, die touristischen Angebote in Anspruch zu nehmen und die Branchen zu unterstützen“, so Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) bei der Vorstellung der Marketingkampagne „Die ganze Welt in deiner Stadt“.
Hamburg: Touristenzahlen dramatisch eingebrochen
Hintergrund sind die dramatischen Einbrüche bei den Besucherzahlen. Die letzte veröffentlichte Zahl stammt aus dem April, als Hamburg 80.000 Übernachtungen verzeichnete – statt der für diesen Frühlingsmonat üblichen 1,3 Millionen. Westhagemann: „Der Mai lief etwas besser, aber wir reden weiterhin über dramatische Rückgänge.“ Ein kleiner Hoffnungsschimmer liegt in den nahezu ausgebuchten Ferienregionen an Nord- und Ostsee: „Da hoffen wir, dass viele Gäste auch einen Ausflug nach Hamburg machen“, so Westhagemann.
Viel mehr als ein flackerndes Licht am Ende des Tunnels sind die Badegäste aber nicht: Die erfolgsverwöhnte Hamburger Tourismusbranche, die sich noch Anfang des Jahres auf eine weitere Saison mit Rekord-Umsätzen freute, hat eine Vollbremsung hingelegt.
Hamburger sollen ausbleibende Touris ersetzen
Nun sollen die Hamburger die Leere füllen, die die ausbleibenden Kreuzfahrer und Musicalgäste, die Touristen aus Übersee und die Städtereisenden aus Europa hinterlassen haben. Schließlich hat Hamburg Sommerferien und viele Auslandstrips der Bewohner sind geplatzt: „Wenn die Hamburgerinnen und Hamburger schon nicht die Welt bereisen können, dann laden wir sie eben ein, die Welt in Hamburg zu entdecken“, so Michael Otremba, Geschäftsführer der Hamburg Tourismus GmbH.
Auf Weltreise gehen, ohne Hamburg zu verlassen
Auf der Seite hamburg-tourismus.de sind liebevoll zusammengestellte Tipps für eine „hanseatische Weltreise“ zu finden, Aktivitäten, Restaurants, Ausstellungen. Wer sich einmal „very british“ fühlen will, dem wird etwa der Jenischpark empfohlen, Schweizer Schoki gibts im Chokoversum, ein Gruß aus Skandinavien liegt mit dem „Alten Schweden“ am Elbstrand und très francais ist die Lebensart im Café Paris.
Hamburg Card Local: Rabattkarte für Einheimische
Die bei Touris überaus beliebte „Hamburg Card“, eine Kombi aus Rabattkarte und vergünstigtem HVV-Ticket, gibt es jetzt auch für Einheimische: Die „Hamburg Card Local“ bietet dieselben Rabatte (etwa fünf Euro Ersparnis bei einer Hafenrundfahrt), umfasst aber keine öffentlichen Verkehrsmittel. Die Karte kostet ab 3,90 Euro für einen Erwachsenen und drei Kinder bis 14 Jahren. Hamburger können sie sich über die kostenlose App „Hamburg erleben und sparen“ direkt aufs Smartphone laden oder bei den Touristeninformationen kaufen.
Hamburger sollen Gäste nach Hamburg einladen
Eine weitere Marketing-Aktion, um die verwaisten Hotelzimmer zu füllen, heißt „Hamburg – Ahoi again“. „Klingt wie ein alter Howard Carpendale Song“, witzelte Otremba bei der Vorstellung des Konzepts. Hamburger sollen damit motiviert werden, Freunde und Verwandte nach Hamburg zu lotsen, mit Übernachtungen ab 49 Euro pro Person in ausgewählten Hotels, die in dem Reisepaket auch noch ein Upgrade, einen Willkommensdrink, einen Rabatt im Hotelrestaurant oder einen kostenfreien Parkplatz bieten. Infos unter www.hamburg-tourism.de/ahoi-again oder telefonisch unter (040) 30051720.
Hamburgs Tourismus: Der Schwung ist weg
Hamburgs oberster Touristiker Michael Otremba findet ein eingängiges Bild für die Lage der Branche: „Der Hamburger Tourismus war wie ein gut laufendes Rad. Dieses Rad in Schwung zu halten, war leicht. Aber jetzt ist es, als wäre dieses Rad in den Sand gefallen und bevor es wieder in Schwung kommen kann, müssen wir es erst einmal wieder aufrichten.“ Das schaffen die Tagesgäste aus Timmendorf und St. Peter Ording nicht alleine. Dazu wird die Hilfe der Einheimischen gebraucht.