Handy-Spanner filmt nackte Kolleginnen – und überführt sich selbst!
Miguel B. hat keinen Verteidiger, dafür merklich schlechte Laune: Er soll zwei junge Kolleginnen heimlich beim Umziehen in der Umkleide gefilmt haben. Dann vergisst er sein Handy im Bus – und fliegt auf. Vor dem Amtsgericht Hamburg zeigt er am Mittwoch keine Reue. Stattdessen reagiert er auf jede Frage patzig und aggressiv.
Miguel B. (49, Name von der Redaktion geändert) wirkt, als wolle er schnell wieder weg: Er zieht weder seine Daunenjacke aus, noch legt er seinen Rucksack ab. Wie eine Schildkröte, die sich bei der kleinsten Bewegung in ihren Panzer zurückziehen will, folgt er der Verlesung der Anklage. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen in sieben Fällen vor.
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Miguel B. hat keinen Verteidiger, dafür merklich schlechte Laune: Er soll zwei junge Kolleginnen heimlich beim Umziehen in der Umkleide gefilmt haben. Dann vergisst er sein Handy im Bus – und fliegt auf. Vor dem Amtsgericht Hamburg zeigt er am Mittwoch keine Reue. Stattdessen reagiert er auf jede Frage patzig und aggressiv.
Miguel B. (49, Name von der Redaktion geändert) wirkt, als wolle er schnell wieder weg: Er zieht weder seine Daunenjacke aus, noch legt er seinen Rucksack ab. Wie eine Schildkröte, die sich bei der kleinsten Bewegung in ihren Panzer zurückziehen will, folgt er der Verlesung der Anklage. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen in sieben Fällen vor.
Hamburg: Koch soll Frauen heimlich beim Umziehen gefilmt haben
Die Tatzeit liegt schon etwas zurück: Zwischen dem 10. November und 4. Dezember 2020 soll er sein Handy mehrfach in der Umkleidekabine für Mitarbeiterinnen einer Firmenkantine platziert haben und die jeweils 21-jährige und die 20-jährige Auszubildende beim Umziehen gefilmt haben – zu Beginn und am Ende ihrer Schicht. Die jungen Frauen sind in den Videos nackt bis auf die Unterwäsche. Die Filme dauern zwischen sechs und neunzehn Minuten.
Die ausgedruckten Bilder aus den Videos werden vor Gericht gesichtet. Sie zeigen neben den jungen Frauen auch den Angeklagten, wie er das Handy wieder zu sich nimmt und die Aufnahme stoppt. Das wurde ihm zum Verhängnis – genau wie eine weitere Unachtsamkeit. Miguel B. ließ das Handy mit den Spanner-Aufnahmen im Bus liegen. Es wurde gefunden und an die Polizei weitergegeben.
„Mir reichen die Lichtbilder. Der Angeklagte ist deutlich zu erkennen“, sagt die Richterin zum Staatsanwalt, der sich ebenfalls über die Aufnahmen beugt und nickt. „Wollen Sie noch etwas dazu sagen?“, fragt sie den Angeklagten, der sich selbst verteidigt. Miguel B. blafft: „Was soll ich sagen? Ich kann es doch nicht mehr leugnen. Es ist offensichtlich.“
Die Richterin versucht es weiter: „Möchten Sie etwas über sich erzählen?“ Er patzt zurück: „Warum? Was hat das hiermit zu tun?“ Dann erzählt er doch: Er arbeite seit einem halben Jahr als Koch in Rahlstedt, verdiene netto 1600 Euro, habe keine Familie und keine Schulden.
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Es ist ein kurzer Prozess: Die Taten, Tatzeiten und der Täter sind durch die Videos belegt. Der Staatsanwalt plädiert für eine Gesamtstrafe von 140 Tagessätzen à 50 Euro. Der Richterin geht das nicht weit genug. „Das ist keine kleine Dummheit“, macht sie deutlich. „Für die jungen Frauen ist das eine sehr unangenehme Erfahrung, die sie lange prägen kann.“ Ihr Urteil: 180 Tagessätze je 50 Euro (insgesamt 9000 Euro). Die Verhandlung ist vorbei – und Miguel B. verlässt fluchtartig den Raum.