• In der elften Folge des Podcasts „Leben mit Corona“ ist Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank zu Gast.
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Hamburgs Zweite Bürgermeisterin: So geht Katharina Fegebank mit der Corona-Krise um

„Leben mit Corona“ heißt der tägliche Podcast der Gute Leude Fabrik und der Hamburger Morgenpost. In Folge elf sprach PR-Profi Lars Meier mit Hamburgs Zweiter Bürgermeisterin Katharina Fegebank.

Lars Meier: Normalerweise wären Sie seit eineinhalb Wochen in Koalitionsverhandlungen. Nun müssen Sie wieder zusammenhalten. Wie läuft das in der Krise?

Katharina Fegebank: Das ist eine Ausnahmesituation. Das spüren nicht nur wir in der Politik, sondern das erleben gerade wirklich alle. Wir müssen jetzt zeigen, dass wir zusammenhalten und dass wir in einen guten Krisenmanagement-Modus kommen. Ich habe den Eindruck, dass uns das stärkt und dass wir es schaffen, eine neue Vertrauensbasis aufzubauen. Wir gehen alles, was jetzt kommt, sehr konzentriert und sehr ernst, aber natürlich auch mit Optimismus gemeinsam an. Das ist eine richtige Bewährungsprobe, vor der wir stehen. Ich habe den Eindruck, dass wir das bisher gut meistern.

Katharina Fegebank: Corona-Pandemie ist „Ausnahmesituation“

Geht es Ihnen auch so, dass Sie gerade komplett das Zeitgefühl verlieren, als würde die Wahl schon ein halbes Jahr zurückliegen?

Ja, ich habe auch einen völligen Raum- und Zeitverlust. Ich weiß teilweise nicht, welcher Wochentag ist. Auch im Laufe des Tages verliert man ein wenig das Zeitgefühl. Es war ein paar Mal schon so, gerade wenn wir zuhause waren, dass man das Gefühl hatte: Der Tag zieht sich und zieht sich. Auch der Wahlkampf und die Spannung hin zum Wahltag könnte Ewigkeiten zurückliegen.

Können Sie im Home Office denn effektiv arbeiten?

Wie wahrscheinlich alle finde ich es unwahrscheinlich schwierig, die Aufgaben, die hier zuhause anstehen mit den kleinen Zwillingen, zu meistern, und gleichzeitig konzentriert zu telefonieren, in Videoschalten zu stecken und auch Entscheidungen zu treffen.

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Was mich jedoch überrascht und auch erfreut ist, dass es doch funktioniert. Aber das ist kein normaler Modus, das ist ein Ausnahmezustand und für uns alle eine Bewährungsprobe – emotional und beruflich. Ein echter Stresstest für uns als Gesellschaft und als Familien.

Fegebank: „Vielleicht sind wir alle gerade Seelsorger“

Wie viel Struktur hat Ihr Tag denn im Moment?

Was ich gemacht habe, ist ein bisschen aus der Not eine Tugend. Ich bin nahezu jeden Tag drei bis vier Stunden spazieren gegangen – meistens schön mit Stöpseln im Ohr und habe versucht, in der Zeit alles zu klären, was zu klären ist. Da kommen aber natürlich zwischendurch noch Anrufe von Freunden, die im Einzelhandel tätig sind oder von Leuten, die eine Firma haben. Man ist jetzt auch Brückenbauerin, Ratgeberin und Seelsorgerin.

Der Podcast mit Katharina Fegebank

Vielleicht sind wir alle gerade ein bisschen Seelsorgerinnen und Seelsorger in diesen Tagen, wenn wir zuhören, Trost und Hilfe spenden. Das sind ganz andere Strukturen, in denen wir alle unterwegs sind. Das Positive ist aber, dass darüber noch mal ein ganz anderer Zusammenhalt entsteht.

Coronavirus: Bundesregierung macht „einen ziemlich guten Job“

In Hamburg haben Sie einen guten Zusammenhalt. Wie schätzen Sie die Situation denn in Berlin ein?

Ich habe den Eindruck, dass wir alle – und da kann sich niemand ausnehmen – diese Situation so noch vor drei oder vier Wochen nicht antizipiert hätten. Deswegen finde ich die Meinung derjenigen, man hätte doch alles ganz anders und noch viel drastischer machen müssen, ein bisschen wohlfeil. Das ist eine Situation, die hat es so noch nicht gegeben. Man steht täglich vor neuen Aufgaben und Herausforderungen. Das berücksichtigt, finde ich, dass die Bundesregierung da gerade einen ziemlich guten Job macht.

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Was ich sehr wohltuend finde ist, dass dort nicht Einzelne vorpreschen und ihr Ego in den Mittelpunkt stellen. Sie sind in einen guten Krisenmanagement-Modus gekommen. Man ist bemüht, ein Bild der Geschlossenheit und der Handlungsfähigkeit zu zeigen. Wenn man Streitpunkte nach außen tragen würde, wären das jetzt beunruhigende Nachrichten. Da kann und muss die Bevölkerung von uns erwarten, dass wir wirklich alles dafür tun, dass Dinge schnell und zum Wohle aller in der Bevölkerung umgesetzt werden.

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