Bausenatorin winkt den Mega-Tower durch – klammheimlich?
Hamburg hat die Baugenehmigung für den Elbtower erteilt – und nicht nur die Opposition ist entsetzt: Die Behörde von Bausenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) soll das Projekt im Alleingang durchgewunken haben, ohne Rücksprache mit Bürgerschaft und der eigenen Fraktion.
Paukenschlag in der HafenCity: Hamburg hat die Baugenehmigung für den Elbtower erteilt – und nicht nur die Opposition ist entsetzt: Die Behörde von Bausenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) soll das Projekt im Alleingang durchgewunken haben, ohne Rücksprache mit Bürgerschaft und der eigenen Fraktion.
2019 hatte die Bürgerschaft eigentlich beschlossen, dass das Projekt erst genehmigt wird, wenn 30 Prozent der Gesamtfläche vermietet sind. Laut „Bild“ soll die Baubehörde sich nun darüber hinweggesetzt haben: „Ich wusste von nichts. Ich gehöre seit 25 Jahren der Bürgerschaft an. So ein Hintergehen habe ich noch nie erlebt“, sagte der Chef des Haushaltsausschusses, Mathias Petersen (SPD) der Zeitung. Er gehört zu den bekanntesten Kritikern.
Hamburg: Kritik an der Baubehörde von der SPD-Fraktion
Ein Sprecher der Baubehörde spricht gegenüber der MOPO hingegen von „einem Missverständnis“. Der Beschluss gegenüber der Bürgerschaft habe sich auf die Grundstücksübergabe und nicht auf die Baugenehmigung bezogen. „Die Grundstücksübergabe ist auch schon längst erfolgt“, so der Sprecher. 2019 hatte die Bürgerschaft dem Verkauf des Grundstücks zugestimmt. „Wenn jemand, wie hier die Firma Signa, einen Bauantrag gestellt hat, hat er einen Anspruch darauf, dass dieser auch genehmigt wird. Natürlich nur, wenn er alle Voraussetzungen erfüllt und das ist der Fall.“
Die Genehmigung sei in der vorigen Woche fertiggestellt worden und werde „voraussichtlich Ende dieser Woche rechtskräftig“, heißt es aus der Behörde. Der Chef der Entwicklungsgesellschaft Signa Real Estate, Timo Herzberg, erklärt, dass es eine große Nachfrage bei Mietinteressenten gebe und etwa 30 Prozent der Gesamtflächen „bereits vermietet“ seien und verspricht: „Mit weiteren Unternehmen stehen wir in fortgeschrittenen Verhandlungen. In Kürze können wir weitere Mieter vorstellen.“

Der Büroturm gegenüber dem Elbpark Entenwerder, der Hamburgs Silhouette massiv verändern wird, war von Anfang an ein Streitpunkt. Viele Hamburger reagierten entsetzt auf den gläsernen Prunkbau, der alle Hamburger Gebäude überragen wird und von fast überall in der Stadt zu sehen sein wird.
Bauherr des 700-Millionen Baus ist der umstrittene Milliardär René Benko aus Österreich, der mit Luxushotels, Bürogebäuden und Kaufhäusern die Innenstädte in Deutschland und Europa erobert. Zum Portfolio seiner Firma Signa Real Estate gehören in Hamburg bereits die Alsterarkaden, das Alsterhaus sowie die geplante neue Gänsemarktpassage. Kritiker sprechen von „einem undurchsichtigen Geflecht an Firmen“.
Hamburg: Elbtower soll grünes Licht bekommen
Aber nicht nur in Teilen der Hamburger SPD regt sich schon seit langem Unmut an dem Projekt. Auch Heike Sudmann von den Linken in der Bürgerschaft findet deutliche Worte für den „Olaf-Scholz-Gedächtnisturm“: „Anscheinend unternimmt der Senat weiterhin alles, um dem umstrittenen Investor René Benko und seiner Firma Signa goldene Brücken zu bauen. Hamburg bekommt ein völlig überflüssiges Hochhaus, das sich weder in die Stadtsilhouette noch in irgendwas – außer den Geldbeutel des Investors – einfügt.”
Der damalige Bürgermeister und heutige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte den Plan bei der Bekanntgabe einen „Meisterentwurf“ genannt.
Das könnte Sie auch interessieren: Hamburgs XXL-Baustelle: Mit Riesen-Schritten in Richtung Wahrzeichen
65 Stockwerke, die 245 Meter in den Himmel über der HafenCity ragen – in dem Megaturm soll es ein Luxushotel mit 191 Zimmern sowie Büros für 3000 Menschen geben. Betreiber der Nobelherberge soll „Nobu Hospitality“ werden, eine Marke, an der auch Hollywoodstar Robert de Niro beteiligt ist.
In den unteren Geschossen sind Museen, Gastronomie und Geschäfte vorgesehen, ganz unten 550 Tiefgaragenstellplätze. An der Spitze soll eine öffentlich zugängliche Aussichtsplattform entstehen. Auf Basis einer Teilgenehmigung laufen bereits Vorbereitungen: Auf dem Grundstück an den Elbbrücken werden auf einer Fläche von etwa drei Fußballfeldern Dichtwände gesetzt, außerdem Schutzwände, die bis zu 55 Meter tief in die Erde reichen.