Rein kommt man nur über eine Gangway: Das ist Hamburgs kleinstes Hotel
Auf dem Wasser wohnen, ganz viel reisen und interessante Menschen treffen – davon träumte Marcel Klovert (53) früher oft, während er seinem Büro-Job als Programmierer nachging. Mittlerweile lebt er diesen Traum. Er hat gekündigt, sein Leben in Winterhude an den Nagel gehängt und betreibt Hamburgs kleinstes Hotel. Es hat fünf Zimmer und kann nur über eine Gangway betreten werden.
Auf dem Wasser wohnen, ganz viel reisen und interessante Menschen treffen – davon träumte Marcel Klovert (53) früher oft, während er seinem Büro-Job als Programmierer nachging. Mittlerweile lebt er diesen Traum. Er hat gekündigt, sein Leben in Winterhude an den Nagel gehängt und betreibt Hamburgs kleinstes Hotel. Es hat fünf Zimmer und kann nur über eine Gangway betreten werden.
Der Harburger Hafen versprüht noch echten Industrie-Charme. Auf großen Straßen donnern Zugmaschinen mit schwerer Ladung entlang. Gleise durchschneiden das Gebiet und erschweren es Ortsfremden sich zurechtzufinden. Doch sobald Besucher am Kanalplatz zum Museumshafen abbiegen, ist es plötzlich richtig ruhig. Hier liegt die „Lydios“ – einst ein Schüttgutfrachter und heute Hamburgs kleinstes Hotel.

Von außen sieht die „Lydios“ noch wie ein Frachter aus. Wären da nicht die verräterischen Bullaugen und das feste Dach. Marcel Klovert, der wohl einzige Hamburger Hotelier in Shorts und Flipflops, hat das Binnenschiff zu einem schwimmenden Hotel umbauen lassen, in dessen Bauch heute Hotelgäste in bequemen Boxspringbetten schlafen. Sie laufen über hundert Jahre alte Planken, auf denen jahrzehntelang Futtermais, Kohle und Sand transportiert wurden.
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Dass das Schiff sich bewegt, davon merkt der gebürtige Holländer selbst längst überhaupt nichts mehr. Und auch für Gäste ist es kaum spürbar, der Museumshafen liegt geschützt, das Wasser ist ruhig. Im Gästebuch schreiben begeisterte Übernachter nur von gelegentlichen Knarz-Geräuschen in den hellen und geräumigen „Kojen“ – dank der Dachfenster mit Blick in den Hamburger Himmel.
Es schwankt kaum: Hotelschiff im Hamburger Hafen
Während des Sommers sind die Zimmer meist komplett ausgebucht. Dann ist der ehemalige Schreibtischtäter Klovert statt mit Nullen und Einsen nun mit Frühstückmachen, dem Begrüßen der Gäste und Einkaufen beschäftigt. Sein Weg zur Arbeit ist kurz: Flurtür auf, schon steht er in der Hotel-Rezeption. Denn er wohnt mit Ehefrau Heike und Sohn Tom (8) ebenfalls auf dem Frachter.

Marcel Klovert: Lydios ist Hamburgs kleinstes Hotel
„So viel reisen muss ich jetzt gar nicht mehr, die interessanten Menschen kommen ja zu mir“, erzählt der Mann aus Rotterdam, der schon als Jugendlicher seinen Freund beneidete, der auf einem Hausboot lebte. Gerade übernachtete ein Tscheche bei ihm, der beim Buchen abends nicht nach einem Parkplatz fragte, sondern: „Kann ich an deinem Schiff festmachen?“ Er war mit einem kleinen Angelboot ganz die Elbe runtergeschippert (die MOPO berichtete).

Während seine Frau weiterhin als Journalistin arbeitet, geht Klovert voll in seiner Arbeit als Hotelier auf. Die harte Corona-Zeit hat sein Hotel gut überstanden. Das zeigt sich schon daran, dass er ein neues Projekt in Angriff nimmt: Klovert hat seinem Liege-Nachbarn das Segelschiff abgekauft. Die „Jonathan“ soll zu einer Ferienwohnung werden. „Aber erst, nachdem wir mit ihr noch einmal auf der Nordsee gesegelt sind.“