Hamburgs höchstes Bauwerk muss abgerissen und erneuert werden
Früher waren die Kirchen die höchsten Gebäude der Stadt, etwa der Michel mit 132 Metern, dann kam der Fernsehturm (279 Meter), und mittlerweile sind einige Windkraftanlagen fast 200 Meter hoch. Aber das höchste Bauwerk wird dabei oft vergessen, es ist sogar 304 Meter hoch und hat einen Fahrstuhl bis in eine Höhe von 250 Metern! Jetzt ist es in die Jahre gekommen, wird abgerissen und neu gebaut.
Wohnen kann im höchsten Bauwerk niemand, auch nicht beten, aber wenn es ihn nicht gäbe, hätten viele Hamburger keinen Radio- oder Fernsehempfang. Und auch viele Wetterdaten würden nicht mehr ermittelt. Die Rede ist vom Sendemast Billwerder-Moorfleet am Unteren Landweg in Billwerder. Zu sehen ist der rot-weiße Mast mit einer Höhe von 304 Metern schon weithin von der A25 oder auf dem Ring 2.
Und obwohl der Mast aussieht, wie eine dünne Nadel, ist er doch dicker als man denkt. Er hat sogar einen Fahrstuhl. Der 304 Meter hohe Hauptmast besitzt in sechs Höhen (50, 70, 110, 175, 250 und 280 m) begehbare Plattformen, die bis 250 Meter mit einem Aufzug, danach mit einer Leiter im Mast zu erreichen sind.

Der Mast spielt eine zentrale Rolle als Hauptsender für die Versorgung des NDR-Gebiets mit Radio- und Fernsehprogramm, besonders im Katastrophenfall. Installiert sind Antennen für Hörfunk- und Fernsehprogramme des NDR, einzelne Programme anderer Sender, Mobilfunk und meteorologische Instrumente. NDR-Sprecherin Carolin Stratmann: „Der Standort gehört nach wie vor zu den wichtigsten Senderstandorten im Norden. Er soll daher auch künftig bestehen bleiben.“
NDR Sendemast für Radio, Fernsehen und Wetterdaten
Die Arbeiten für den Aufbau des neuen Mastes haben bereits im Februar begonnen. Bis Ende 2026 soll alles fertig sein. Der Rückbau beginnt demnächst, die Anwohner wurden bereits informiert, und laut Nachbarn soll dabei ein Helikopter eingesetzt werden. Für Schaulustige kann es also spannend werden.
Der jetzt bald abgebaute Mast wurde 1960 errichtet und kann den aktuellen statischen und konstruktiven Anforderungen laut NDR nicht mehr gerecht werden. Sendemasten gibt es an dem Standort aber schon seit 1934, sie wurden ständig modernisiert und auf neuesten technischen Stand gebracht. Stratmann: „Ein sicherer Betrieb ist nicht mehr gewährleistet, weshalb ein Neubau notwendig ist.“ Die Anforderungen an die Antennen ändern sich ebenfalls im Laufe der Zeit, beispielsweise durch neue Technologien oder Dienstanforderungen. Um das Sendegebiet weiterhin und langfristig krisenfest zu versorgen, muss der alte Antennenträger ersetzt werden.
Neuer Sendemast versorgt 2,5 Millionen Menschen
Der neue Sendemast versorgt dann etwa 2,5 Millionen Menschen in Hamburg und Schleswig-Holstein mit den regionalen NDR-Hörfunk- und Fernsehprogrammen sowie einigen privaten Programmen.
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Bereits seit dem Jahr 1967 betreibt das Meteorologische Institut der Universität Hamburg zusammen mit dem Max-Planck-Institut am Sendemast eine meteorologische Messanlage. 1994 wurden die alten, meist analogen Messgeräte abgebaut und durch eine moderne, vollständig digitale Aufzeichnung ersetzt. Diese Anlage wurde immer wieder ergänzt und modernisiert und besteht aus zwei Masten: dem 300 Meter hohen Hauptmast auf dem NDR-Gelände und einem zehn Meter hohen Mast in etwa 170 m Entfernung auf einer Wiese. Der kleine Mast musste bereits für die Bauarbeiten versetzt werden.
Der Standort des Sendemastes ist besonders spannend für die Meteorologie, weil er sich in Billwerder direkt am Übergang von typisch städtisch zu typisch ländlich geprägter Landnutzung befindet und somit die Möglichkeit bietet, je nach Windrichtung unterschiedlich beeinflusste Grenzschichten zu vermessen. 50 unabhängige Messgeräte am Sendemast zeichnen in ganz verschiedenen Höhen die Temperaturen auf, Luftfeuchtigkeit, Wind, Infrarot-Strahlung, CO2-Konzentration, Luftdruck, Feinstaubbelastung und vieles mehr.
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