Hamburgs Helden: Museum über den Widerstand gegen Hitler – aber wohin damit?
Es waren nur wenige, die den Mut hatten: Aber es gab diese Aufrechten, die ihr Leben riskierten im Kampf gegen die Nazis. Der Hamburger Zweig der Weißen Rose oder die Bästlein-Jacob-Abshagen-Gruppe – nur zwei von einer ganzen Reihe von geheimen Zirkeln, die zwischen 1933 und 1945 Flugblätter verteilten, Sabotageakte verübten oder Zwangsarbeitern halfen. An sie soll erinnert werden. Für sie soll es ein Museum geben. Endlich.
Aber wo? Wenn es nach der Initiative Gedenkort Stadthaus geht, dann mitten in der Stadt. Auf einer Kundgebung der Initiative wurde gestern die Forderung erhoben, einen Museumsneubau auf dem Bürgermeister-Petersen-Platz zu errichten – direkt gegenüber vom Görtzschen Palais am Neuen Wall. Der Ort sei perfekt. Denn durch die Einfahrt des Palais wurden zwischen 1933 und 1943 die Gefangenen auf den berüchtigten „Gestapo-Hof“ des Stadthauses gebracht, der zum Vorhof der Hölle wurde.
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Es waren nur wenige, die den Mut hatten: Aber es gab diese Aufrechten, die ihr Leben riskierten im Kampf gegen die Nazis. Der Hamburger Zweig der Weißen Rose oder die Bästlein-Jacob-Abshagen-Gruppe – nur zwei von einer ganzen Reihe von geheimen Zirkeln, die zwischen 1933 und 1945 Flugblätter verteilten, Sabotageakte verübten oder Zwangsarbeitern halfen. An sie soll erinnert werden. Für sie soll es ein Museum geben. Endlich.
Aber wo? Wenn es nach der Initiative Gedenkort Stadthaus geht, dann mitten in der Stadt. Auf einer Kundgebung der Initiative wurde gestern die Forderung erhoben, einen Museumsneubau auf dem Bürgermeister-Petersen-Platz zu errichten – direkt gegenüber vom Görtzschen Palais am Neuen Wall. Der Ort sei perfekt. Denn durch die Einfahrt des Palais wurden zwischen 1933 und 1943 die Gefangenen auf den berüchtigten „Gestapo-Hof“ des Stadthauses gebracht, der zum Vorhof der Hölle wurde.
„Das Gedenken darf nicht nach Fuhlsbüttel verbannt werden“
„In einer Zeit der zunehmenden Verbreitung von rassistischen, antisemitischen und faschistischen Ideologien ist die Aufklärung über den mörderischen NS-Terror und das Wissen über den Widerstand notwendig und drängender denn je“, so Judith Kerth von der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA). Und Wolfgang Kopitzsch, Vorsitzender des Arbeitskreises ehemals verfolgter und inhaftierter Sozialdemokraten (AVS), fügte hinzu: „Das Gedenken darf nicht nach Fuhlsbüttel verbannt werden, wie es die Kulturbehörde plant.“
Der Idee eines Neubaus am Neuen Wall erteilte die Kulturbehörde gegenüber der MOPO bereits eine Absage. Wie Sprecher Enno Isermann sagt, sei dieser Vorschlag bereits in dem von der Kulturbehörde einberufenen Beirat zum Geschichtsort Stadthaus diskutiert worden. Ein Neubau auf dem Platz wäre mit erheblichen Kosten verbunden. „Zudem fehlen hierfür die planungsrechtlichen Voraussetzungen.“
Kulturbehörde lehnt Neubau am Neuen Wall ab
Wie also soll es aus Sicht der Kulturbehörde weitergehen? Nachdem die Buchhandlung „Lesesaal“ im Stadthaus Insolvenz angemeldet hat – mit ihr musste sich der dortige Gedenkort bisher den ohnehin geringen Raum teilen – will die Behörde nun die gesamte Fläche übernehmen und im Dialog mit den Verfolgtenverbänden eine neue Ausstellung schaffen. Dabei soll die ganze Geschichte des Ortes vermittelt werden – „dazu gehört selbstverständlich auch die Perspektive der Opfer und des Widerstandes“, so die Kulturbehörde.
Darüber hinaus setze sich Kultursenator Carsten Brosda dafür ein, dass in nicht mehr benötigten Gebäudeteilen der Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel „ein Ort der Würdigung des Widerstands gegen den Nationalsozialismus“ eingerichtet wird. Das sogenannte „Haus Drei“ habe unter anderem als Frauen-Konzentrationslager gedient. „Dieses weitgehend im Originalzustand erhaltene Gebäude bietet sich daher besonders für eine Würdigung des Widerstands gegen den Nationalsozialismus an. Die Gespräche hierzu laufen.“
Behörde favorisiert „Haus Drei“ in Fuhlsbüttel als Standort
Was die Gedenkstätte im Stadthaus angeht, so müsse nach der Insolvenz der Buchhandlung ein neues Konzept erarbeitet werden. „Sobald der Nutzungsvertrag abgeschlossen ist, wird nach einer entsprechenden räumlichen Umgestaltung der neue sogenannte ,Lernort‘ voraussichtlich noch vor dem Sommer eröffnet werden können“, so Enno Isermann.
„Bis dahin wird auch das Denkzeichen ,Stigma‘ fertiggestellt sein“ – dabei handelt es sich um eine rote Fläche auf dem Asphalt vor dem Stadthaus, die das Leid der Gefangenen symbolisieren soll. „In der Zwischenzeit“, so Isermann, „wird die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte weiterhin Rundgänge und Veranstaltungen zur Geschichte des Stadthauses anbieten.“