Hamburgs gefährliche Exoten: Mit 81 Giftschlangen in einem Haushalt
Fast zehn Jahre waren es bei Bernie, rund acht bei Kaa. Die beiden Abgottschlangen (Boa Constrictor) mussten viele Jahre lang im Tierheim versorgt werden, bis jetzt endlich ein neuer Halter für sie gefunden wurde. Für das Heim an der Süderstraße entstehen enorme Kosten durch solche gefährlichen Tiere, die in Hamburg nur mit Auflagen gehalten werden dürfen. Die meisten Ausnahmegenehmigungen werden für giftige Schlangen erteilt, so gibt es in Hummelsbüttel einen Halter mit 81 Tieren. Aber grundsätzlich könnten auch Löwen, Bären und Affen privat in der Stadt gehalten werden. Welche exotischen Tiere es in Hamburger Haushalten gibt und wie die Regeln sind.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Fast zehn Jahre waren es bei Bernie, rund acht bei Kaa. Die beiden Abgottschlangen (Boa Constrictor) mussten viele Jahre lang im Tierheim versorgt werden, bis jetzt endlich ein neuer Halter für sie gefunden wurde. Für das Heim an der Süderstraße entstehen enorme Kosten durch solche gefährlichen Tiere, die in Hamburg nur mit Auflagen gehalten werden dürfen. Die meisten Ausnahmegenehmigungen werden für giftige Schlangen erteilt, so gibt es in Hummelsbüttel einen Halter mit 81 Tieren. Aber grundsätzlich könnten auch Löwen, Bären und Affen privat in der Stadt gehalten werden. Welche exotischen Tiere es in Hamburger Haushalten gibt und wie die Regeln sind.
Sie haben so nette, harmlose Namen wie Sophie und Chantal und sie sind auch wirklich sehr gemütliche Tiere, die sich den lieben langen Tag höchstens mal etwas räkeln. Aber ungefährlich sind die fünf Imperator-Schlangen (eine Boa-Unterart) im Tierheim nicht. Sie können bis zu drei Meter lang und 30 Kilo schwer werden. Oft landen Schlangen im Tierheim, wenn sie zu groß geworden sind und zu teuer in der Haltung – oder die Lebensumstände der Halter sich geändert haben. Denn eine Boa etwa kann 20 Jahre oder länger leben.
Boa Constrictor: Schlangen im Tierheim Süderstraße
Gefüttert werden diese mächtigen Schlangen mit toten Ratten, Mäusen und Küken. Hohe Kosten fallen allein schon durch den Strom für Licht und Wärme an. Schon ein kleines Terrarium erzeugt laut Tierheim geschätzt Kosten für Strom von 500 Euro im Jahr.
Grundsätzlich ist es in Hamburg verboten, gefährliche Tiere zu halten, die so kräftig, aggressiv oder giftig sind, dass sie Menschen und andere Tiere erheblich verletzten oder töten können. Dafür hat die Stadt extra ein Gefahrtiergesetz erlassen, plus Liste mit den entsprechenden Tieren. Die zählt vor allem Skorpione, Spinnen und Schlangen auf, aber auch Raubkatzen, Wölfe und Bären fallen darunter. Ebenso Gorilla, Schimpanse und Orang-Utan.
Die Stadt Hamburg hat ein Gefahrtiergesetz
Aber im Gesetz steht ebenfalls: Es können für jede dieser gefährlichen Tierarten Ausnahmen beantragt werden. Wenn ein Halter die „erforderliche Zuverlässigkeit“ nachweist, plus Sachkenntnis und ausreichend große und sichere Gehege oder Terrarien, so ist eine Haltung möglich und kann genehmigt werden. Selbst für Löwen. Allerdings sind die Hürden hoch, denn bei einem Löwen oder Bären stößt jeder potenzielle Halter schnell an seine finanziellen Grenzen, allein was die Sicherheitsvorschriften für ein mögliches Gehege angeht.
Wenig erstaunlich: In Hamburg hat noch nie jemand einen Antrag auf die Haltung eines großen Wildtieres gestellt. In der Hansestadt werden eher giftige Spinnen, Schlangen oder Echsen in Wohnungen gehalten. Solche Gefahrtiere sind sehr schwer vermittelbar. Tierheim-Sprecher Sven Fraass: „Anfragen gibt es zwar immer wieder mal, aber nicht alle Menschen sind geeignet – und manchmal werden solch „beeindruckende“ Exoten auch nur als Statussymbol gehalten bzw. angefragt, was natürlich kein verantwortungsbewusstes Adoptionsangebot ist.“ Und deshalb vom Tierheim abgelehnt wird.
Löwe, Bär, Orang Utan: Wann sie gehalten werden dürfen
Fraass: „Insgesamt ist die Reptilienhaltung für uns eine sehr große Herausforderung. Viele Tierheime nehmen wegen der Ansprüche der Tiere auch keine in ihre Obhut – was die Problematik für uns natürlich vergrößert, da wir als Folge solche Tiere auch aus dem Umland bei uns aufnehmen.“
Seit das Hamburger Gefahrtiergesetz gilt (2020), wurden nur 17 Anträge von Hamburgern gestellt, die ein gefährliches Tier halten wollten. Und im Laufe der Jahre kamen auch keine hinzu, im Gegenteil. Aktuell gibt es laut Senat nur acht Halter, die Riesen- und Giftschlangen haben und zwei mit jeweils giftigen Spinnen und gefährlichen Echsen. Bei Echsen gelten Panzerechsen als gefährlich, ebenso Warane und Krustenechsen.
Das könnte Sie auch interessieren: Hamburger Tierärztin unter Verdacht: Hilft sie der Welpenmafia?
Bei allen Hamburger Haltungen handelt es sich nur um wenige Tiere pro Haushalt – außer bei den Giftschlangen, da werden offenbar immer sehr viele auf einmal gehalten. So besitzt jemand in Hummelsbüttel 81 Giftschlangen, in Eidelstedt leben in einer Haltung 41 und in Rahlstedt 32. Laut Senat gab es aber in all den Jahren keinerlei Vorfälle mit diesen gefährlichen Tieren.
Der tierschutzpolitische Sprecher der CDU, Sandro Kappe, bezweifelt, dass die Zahlen die Hamburger Realität widerspiegeln. „Es ist davon auszugehen, dass neben den angemeldeten gefährlichen Reptilien noch weitere in privaten Haushalten gehalten werden. Schließlich stellt der Zoll bei den Einfuhren reihenweise Tiere fest.“ Es sei nur eine Frage der Zeit, bis wieder welche entdeckt würden. Und das stelle die überfüllten Tierheime vor Probleme.