Hamburgs Gastro schafft das Bargeld ab – doch das birgt Risiken und Probleme
Weniger Bürokratie, weniger Kosten: Immer mehr Hamburger Gastronomen schaffen die Zahlung mit Bargeld ab – ob Spitzenkoch Fabio Haebel oder seit neuestem Jörg Meyer in seiner Bar „Le Lion“. Doch das klappt nicht immer reibungslos und sorgt für Probleme, wie „Green Lovers“-Inhaber Stephan Meinecke weiß. Woran seine Umstellung bisher gescheitert ist. Und welche Bedenken Experten beim Datenschutz haben.
Weniger Bürokratie, weniger Kosten: Immer mehr Hamburger Gastronomen schaffen die Zahlung mit Bargeld ab – ob Spitzenkoch Fabio Haebel oder seit neuestem Jörg Meyer in seiner Bar „Le Lion“. Doch das klappt nicht immer reibungslos und sorgt für Probleme, wie „Green Lovers“-Inhaber Stephan Meinecke weiß. Woran seine Umstellung bisher gescheitert ist. Und welche Bedenken Experten in Bezug auf den Datenschutz haben.
Für Jörg Meyer steht fest: Er will ab jetzt im „Le Lion“, einer der exklusivsten Bars der Stadt, auf Bargeld verzichten. Für ihn der wichtigste Grund: Gastronomen mit viel Bargeld stünden beim Finanzamt unter besonderer Beobachtung – um Schwarzgeld und Geldwäsche zu bekämpfen. Das Amt müsse bei ihnen einen Steuerbetrug nicht nachweisen, wie es sonst der Fall ist. Es dürfe den Umsatz schätzen, und der Gastronom sei in der Pflicht, seine Unschuld zu beweisen. „Andernfalls zahlst du.“ Meyer nennt das eine „fragwürdige Ungerechtigkeit“. Mit der Kartenzahlung will er jetzt dieses Problem und die damit verbundene aufwendige Buchhaltung umgehen.

„Die Entwicklung zur bargeldlosen Zahlung ist wohl nicht mehr aufzuhalten“, sagt Jens Stacklies (60), Hamburgs Vizepräsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), zur MOPO. „Aber es wird etwas langsamer gehen als viele sich das wünschen. In Deutschland gibt es bei den Gästen einfach noch eine große Affinität für Bargeld.“ Und auch persönlich mag Stacklies die reine Kartenzahlung nicht: „Die Abschaffung des Bargeldes ist für mich ein fataler Einschnitt in die persönliche Freiheit“, sagt er. „Ich möchte nicht überall meinen digitalen Fingerabdruck hinterlassen.“
Fabio Haebel: In seiner Bäckerei „bægeri“ auf St. Pauli verzichtet er auf Bargeld – ältere Kunden sind sauer
Spitzenkoch Fabio Haebel hat in seiner Bäckerei „bægeri“ auf St. Pauli von Beginn an auf Bargeld verzichtet. „Eine Kasse mit Bargeld birgt viele Fehlerquellen“, sagt eine Mitarbeiterin zur MOPO. „Die stimmt abends eigentlich nie.“ Zum Beispiel werde häufiger aus Versehen Wechselgeld falsch herausgegeben. Außerdem sei es viel zeitintensiver, ein Kassenbuch zu führen und Bargeld regelmäßig zur Bank zu tragen. „Bargeld birgt natürlich auch immer ein Risiko von Überfällen oder Einbrüchen.“
In Fabio Haebels Restaurants „haebel“ und der „XO Seafoodbar“ gibt es aber trotz der vielen Vorteile beides: Bargeld und Kartenzahlung. „Im Fine Dining ist es tatsächlich bei vielen Gästen üblich, bar zu zahlen“, so die Mitarbeiterin. „Dort könnten wir durch eine Abschaffung zu viele Stammgäste verlieren.“ Einige Kunden, vor allem ältere, weigern sich auch in der „bægeri“, mit Karte zu zahlen. „Es ist schon so, dass einige sauer wieder rauslaufen.“ Für die meisten Touristen aus dem Ausland sei Kartenzahlung dagegen schon völlig normal.
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Auch Experten der Verbraucherzentrale Hamburg sehen die Kartenzahlung kritisch: „Grundsätzlich bietet aus Sicht des Datenschutzes die Barzahlung natürlich Vorteile“, sagt Pressesprecher Martin Oetzmann. „Mit Kartenzahlung ist nachvollziehbar, wo ich was wann gekauft habe. Außerdem müssen fürs Barzahlen keine überraschenden Gebühren entrichtet werden.“
Gastronom Stephan Meinecke versucht, das Bargeld abzuschaffen – ohne Erfolg
Bei Gastronom Stephan Meinecke läuft die Umstellung auf Kartenzahlung nicht rund. Ihm gehören die Salat-Bars „Green Lovers“ in der Altstadt und in der HafenCity. Seit eineinhalb Jahren versucht der 46-Jährige, das Bargeld abzuschaffen – ohne Erfolg. „Es kommt immer wieder vor, dass das Internet nicht geht, das EC-Kartengerät nicht funktioniert oder der Router spinnt“, sagt er zur MOPO. Er habe deshalb immer etwas Bargeld für den Notfall da. Doch es sei auch schon vorgekommen, dass er Stammkunden „auf Vertrauensbasis“ habe anschreiben lassen müssen. „Das ist einfach nur nervig. Ich plane jetzt, mir einen zweiten EC-Terminal zu bestellen und einen Backup-Router mit SIM-Karte zu installieren“, sagt Meinecke. Denn das Bargeld will er unbedingt loswerden.