Mehr gießen reicht nicht: Wie retten wir Hamburgs Straßenbäume?
Naturschützer sind in Sorge: Hamburgs Bäume leiden unter der Hitze und Trockenheit der vergangenen Jahre. Die Folge: Äste mit eigentlich noch grünen Blättern können abbrechen und Pilze und Insekten Bäume leichter befallen. Die Stadt tue nicht genug dagegen, findet die CDU. Sie fordert ein „echtes Bewässerungskonzept“. Doch Experten der Uni Hamburg sehen das Problem woanders.
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Naturschützer sind in Sorge: Hamburgs Bäume leiden unter der Hitze und Trockenheit der vergangenen Jahre. Die Folge: Äste mit eigentlich noch grünen Blättern können abbrechen und Pilze und Insekten Bäume leichter befallen. Die Stadt tue nicht genug dagegen, findet die CDU. Sie fordert ein „echtes Bewässerungskonzept“. Doch Experten der Uni Hamburg sehen das Problem woanders.
Der umweltpolitische Sprecher der CDU, Sandro Kappe, ist unzufrieden mit der Stadt. Wegen der Trockenheit der vergangenen Jahre sollte sie den Bezirken mehr Geld für die Bewässerung der Bäume zur Verfügung stellen, fordert er. „Natürlich können wir nicht jeden Baum bewässern, aber so könnten die Bezirke entscheiden, welche Bäume gefährdet sind“, sagt er der MOPO. „Es bedarf zwar entsprechende Gelder, aber deutlich weniger, als wir derzeit für die abgestorbenen Bäume zahlen.“
Trockenheit in Hamburg: Werden Bäume nicht ausreichend bewässert?
Seine Kritik: Aktuell werden Bäume in Hamburg in der Regel nur in ihrer Aufzuchtphase gegossen. „Doch die Folgen des Klimawandels nehmen mittlerweile auch in Hamburg zu“, sagt Kappe. Die Strategie vor allem an Hitze und Trockenheit angepasstere Bäume anzupflanzen, befürworte er zwar. „Aber wir müssen trotzdem etwas tun, um die jetzt vorhandenen Bäume zu schützen.“
Aber die Bäume mehr zu gießen – bringt das überhaupt etwas? Das Vorgehen der Stadt habe sich in den letzten Jahren bewährt, sagt Renate Pinzke, Sprecherin der Umweltbehörde der MOPO. Nur weniger als ein Prozent von Tausend neugepflanzten Straßenbäumen seien in den zurückliegenden Jahren abgestorben. Das sei zudem meist auf Pilzbefall, Schäden durch Autos oder, bei älteren Bäumen, auf Erkrankungen zurückzuführen.
Mehr Bewässerung von den mehr als 227.000 Straßenbäumen und geschätzt 600.000 Bäumen in Parks halte die Behörde für weder leistbar noch aussichtsreich. Denn gerade ältere Bäume können das Wasser mit ihren langen Wurzeln aus den tieferen Bodenschichten ziehen. Gießwasser erreiche die tiefen Schichten ohnehin nicht – da helfe nur langanhaltender Regen.
Untersuchung: Junge Bäume sitzen auf dem Trockenen
Einfach mehr zu gießen reicht nicht, meinen auch Experten der Universität Hamburg. Handlungsbedarf sehen sie trotzdem – und das bei jungen Bäumen, die die Stadt eigentlich bewässert.
Der Bodenkundler Alexander Schütt vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) hat bei 17 Pflanzungen von jungen Bäumen über mehrere Jahre die Verfügbarkeit von Wasser im Boden untersucht. Auch die Umweltbehörde war als Projektpartner beteiligt. Das Ergebnis: Alle Bäume litten unter Wassermangel, der nach Einschätzung der Experten ihre Lebensdauer verkürzen kann. In den Jahren 2018 und 2019 war es sogar über drei bis fünf Monate für die Bäume viel zu trocken. Die Folge: Gerade junge Bäume werden gestresst und sterben häufig bevor sie 30 Jahre werden, dabei könnten sie eigentlich mehr als 150 Jahre alt werden.
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Und was kann helfen? Eine bessere Pflanzung. „In der Stadt finden wir häufig zu kleine Pflanzgruben und rund herum meist reinen Sandboden, der kaum Wasser speichern kann. Oder sogar physische Barrieren wie Bauschutt oder Kanalrohre,“ sagt Schütt. „Deshalb muss zumindest die Pflanzgrube mit ihrem Bodensubstrat ausreichend groß sein.“ Aktuell seien die Pflanzgruben oft kleiner als zwei Kubikmeter – empfohlen sind eigentlich zwölf.
Zudem müsse die Stadt die Bäume zusätzlich über mehrere Jahre regelmäßig auch außerhalb des Pflanzballens bewässern und neben der Wahl anderer Baumarten auch die zunehmende Versiegelung und Verdichtung von Böden vermeiden.
Das Bezirksamt Altona will junge Bäume künftig regelhaft gießen, bis sie mindestens fünf Jahre an ihrem Standort stehen – und untersuchen, ob etwa Wasser aus Regenrückhaltebecken, Tiefenbrunnen oder Baumrigolen für die Bewässerung genutzt werden kann.