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Der Agenturchef Sören Fock vor der Agentur für Arbeit
  • Der Chef der Hamburger Agentur für Arbeit: Sören Fock.
  • Foto: dpa | Marcus Brandt

So kommt Hamburgs Arbeitsmarkt durch die Corona-Krise

Der Arbeitsmarkt erweist sich als robuster als gedacht. Trotz Pandemie stieg im vergangenen Jahr die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf einen Höchststand – während die Zahl der Arbeitslosen zehn Monate am Stück sinkt.

Die Arbeitslosigkeit in Hamburg ist auch im Dezember gesunken. Insgesamt waren 70.965 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das sind 400 oder 0,6 Prozent weniger als im November, wie die Agentur für Arbeit am Dienstag mitteilte. Damit setzte sich ein seit Februar anhaltender Trend fort. Damals hatte die Arbeitslosigkeit coronabedingt mit fast 87.000 Menschen ohne Job einen Spitzenwert erreicht. Gemessen am Dezember 2020 sank die Zahl der Arbeitslosen um 11.400 oder 13,8 Prozent. Die Arbeitslosenquote lag im Dezember wie im November bei 6,6 Prozent. Im Vorjahresmonat hatte der Wert, der den Anteil der registrierten Arbeitslosen an allen Erwerbspersonen angibt, bei 7,7 Prozent gelegen. Für die Dezember-Statistik hat die Bundesagentur Daten bis 13. Dezember berücksichtigt.


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Insgesamt ist der Hamburger Arbeitsmarkt relativ gut durch das zweite Corona-Jahr 2021 gekommen. So stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten trotz Pandemie im Oktober 2021 auf rund 1,03 Millionen und damit auf den höchsten je gemessenen Wert – nachdem die Zahl im Juli 2020 coronabedingt noch auf 995.000 abgesackt war, wie die Hamburger Agentur für Arbeit mitteilte.

„Von hohen Beschäftigungsverlusten im Sommer 2020 konnten sich fast alle Branchen gut erholen und verzeichneten einen spürbaren Personalaufbau, der zwischen einem Prozent in der Logistikbranche, 6,1 Prozent im Bereich IT und Kommunikation sowie 6,2 Prozent im Gesundheitswesen lag“, betonte Agenturchef Sönke Fock. Lediglich Bereiche wie Arbeitnehmerüberlassung oder Gastgewerbe benötigten noch einige Zeit, um auf das Vor-Corona-Niveau zu kommen.

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Nach Angaben der Arbeitsagentur zeigte sich der Arbeitsmarkt in Hamburg im vergangenen Jahr sogar dynamischer als im Vor-Corona-Jahr 2019. „Positiv und ermutigend sind die Auswertungen, die zeigen, dass weniger Hamburger:innen 2021 ihren Job verloren haben, aber auch, dass mehr Arbeitslose eine neue Beschäftigung begonnen haben“, sagte Fock. So verloren im vergangenen Jahr zwar 72.671 Frauen und Männer ihren Job. Doch das seien deutlich weniger als 2020 mit 87.068 und überraschenderweise auch 6644 weniger als 2019 mit 79.315. Auf der anderen Seite fanden im vergangenen Jahr 68.840 Arbeitslose eine neue Stelle – etwa 6000 mehr als 2020.

Langzeitarbeitslose nehmen als einzige Gruppe zu

Besorgt zeigte sich Fock mit Blick auf die Ende des Jahres gezählten 26 354 Frauen und Männer, die länger als ein Jahr arbeitslos sind. Die Gruppe der Langzeitarbeitslosen sei die einzige am Arbeitsmarkt, die innerhalb eines Jahres mit einem Plus von 2164 oder 8,9 Prozent deutlich größer geworden sei. Schwer täten sich auch An- und Ungelernte. Deren Zahl sei zwar um mehr als 4500 oder fast zehn Prozent auf knapp 42.000 gesunken. Doch Hamburgs Arbeitgeber suchten zu mehr als 90 Prozent Fachkräfte, „die über eine qualifizierte Berufsausbildung oder ein Studium verfügen“.

Insgesamt gab es im vergangenen Jahr den Angaben zufolge rund 30.600 gemeldete Stellenangebote – 5300 oder 21 Prozent mehr als 2020, aber fast 30 Prozent weniger als 2019. „Trotz dieses Rückgangs werden Fach- und Führungskräfte im Gesundheitswesen, der Logistik, der IT, im Handwerk und in Dienstleistungsberufen gesucht“, betonte Fock. So verlören Hamburger Unternehmen in den nächsten sieben Jahren rund 65.000 Fach- und Führungskräfte, weil sie in den Ruhestand gingen. „Schauen wir weitere fünf Lebensjahre zurück, sind es sogar 165 000 langjährig beschäftigte Mitarbeiter:innen, die nur sehr schwer über den freien Markt zu ersetzen sein werden.“

Fachkräftemangel muss mit neuen Ausbildungsplätzen begegnet werden

Entsprechend appellierte Fock an die Wirtschaft, Ausbildungsplätze anzubieten: „Die berufliche Ausbildung junger Leute sehe ich als entscheidenden Hebel, um die Handlungs- und Konkurrenzfähigkeit Hamburger Unternehmen zu halten und auszubauen.“ Im vergangenen Jahr seien 9250 Ausbildungsstellen gemeldet worden, in diesem Jahr sollten es aus Focks Sicht 11.500 werden.

Die Kurzarbeit war aus Sicht des Arbeitsagenturchefs zu Beginn der Pandemie das beschäftigungssichernde Instrument der Stunde. „Allein im Jahr 2021 hat die Arbeitsagentur über 1,6 Milliarden Euro an Kurzarbeitergeld ausgezahlt, seit Beginn der Pandemie waren es über 2,9 Milliarden“, sagte Fock. Die Inanspruchnahme der Kurzarbeit sei seit Februar 2021 mit rund 12.200 Betrieben und knapp 125.000 Beschäftigten zwar bis September wohl auf rund 4500 Betriebe mit knapp 33.000 Beschäftigten gesunken. Gleichwohl geht Fock wieder von einem Anziehen der Zahlen aus. (dpa)

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