Krasser Schwund: Hamburgs AfD rennen die Mitglieder davon – das sind die Gründe
Für die AfD geht es derzeit nur in eine Richtung: nach unten. Wahlerfolge bleiben aus, die Partei ist so zerstritten wie eh und je, der Verfassungsschutz hat längst ein Auge auf die Funktionäre geworfen und nun laufen den Rechtspopulisten auch noch die Mitglieder weg. Vor allem in Hamburg ist der Schwund gewaltig. Aber warum?
Nein, eine AfD-Hochburg ist Hamburg noch nie gewesen. Aber es geht nun weiter bergab – zumindest was die Mitgliederzahl angeht. Vor zwei Jahren hatte die Partei noch 486 Mitglieder, seitdem sind nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios fast ein Viertel von ihnen ausgetreten.
Für die AfD geht es derzeit nur in eine Richtung: nach unten. Wahlerfolge bleiben aus, die Partei ist so zerstritten wie eh und je, der Verfassungsschutz hat längst ein Auge auf die Funktionäre geworfen und nun laufen den Rechtspopulisten auch noch die Mitglieder weg. Vor allem in Hamburg ist der Schwund gewaltig. Aber warum?
Nein, eine AfD-Hochburg ist Hamburg noch nie gewesen. Aber es geht nun weiter bergab – zumindest was die Mitgliederzahl angeht. Vor zwei Jahren hatte die Partei noch 486 Mitglieder, seitdem sind nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios fast ein Viertel von ihnen ausgetreten.
AfD Hamburg verliert drastisch an Mitgliedern
Ganze 24,7 Prozent des Mitgliederstammes sind demnach in den vergangenen zwei Jahren der Partei in Hamburg davongelaufen. Macht unterm Strich nur noch 366 verbliebene Mitglieder. Ein Phänomen, das sich vor allem durch die westdeutschen Nord-Bundesländer zieht. So kehrten auch in Bremen (-32,1 Prozent) und Schleswig-Holstein (-25 Prozent) massenweise Parteimitglieder der AfD den Rücken.
Im Osten hingegen sind die Zahlen weitestgehend stabil. Lediglich in Sachsen, Heimatverband des AfD-Chefs Tino Chrupalla, verließen überdurchschnittlich viele Mitglieder (406) die Partei – ein Minus von 15,7 Prozent.
Darum verliert die AfD so viele Mitglieder
Für die Politikwissenschaftlerin Dr. Anna-Sophie Heinze von der Universität Trier, die unter anderem zum Thema Rechtspopulismus und zur AfD forscht, sind die Unterschiede zwischen Ost- und Westverbänden der Partei nicht überraschend. „In den ostdeutschen Ländern hatte die AfD von Anfang an Hochburgen – nicht nur im Hinblick auf ihre Wahlergebnisse, sondern auch ihre Parteimitgliedschaften. Parallel dazu traten die westdeutschen Verbände lange vergleichsweise ‚moderat‘ auf”, so Heinze zur MOPO.
Dieser moderatere Kurs sei aber spätestens seit dem vergangenen Bundesparteitag in sächsischen Riesa (Landkreis Meißen) verdrängt worden. „Die AfD hat in den letzten Jahren einen drastischen inhaltlichen sowie personellen Wandel durchlebt. Vielen Mitgliedern in den westdeutschen Bundesländern, die dem vergleichsweise ‚moderaten‘ Lager zuzuordnen sind, geht dieser Kurs zu weit”, sagt Heinze. So sei ein genereller Rechtsruck der AfD festzustellen, aber auch die anhaltenden internen Machtkämpfe trügen laut Heinze ihren Teil zum Mitgliederschwund bei.
„Moderater” AfD-Flügel ist endgültig entmachtet
Mit dem jüngsten Rücktritt des ehemaligen Parteivorsitzenden Jörg Meuthen sei außerdem das letzte „,Feigenblatt‘ an moderaten Kräften“ verloren gegangen. „Wer jetzt noch Mitglied der Partei ist, hat offensichtlich kein Problem mit radikalen bis extremen Positionen“, sagt Heinze. Der Rest habe die Flucht ergriffen.

Die AfD in Hamburg selbst will sich zum Mitglieder-Schwund auf MOPO-Anfrage nicht äußern. Auch wolle man nicht offenlegen, wie viele Mitglieder man derzeit noch habe. Landeschef Dirk Nockemann lässt ausrichten, dass die Bundesvorsitzende Alice Weidel genug zur Thematik gesagt habe. Die wiederum verwies zuletzt darauf, dass jedes Mitglied ganz eigene Gründe dafür habe, sich nicht mehr in der Partei zu engagieren. „Aus der Anzahl der Austritte lässt sich jedoch nicht schließen, ehemalige Mitglieder wären nicht mehr mit der Politik der AfD einverstanden“, versuchte sie die Lage zu beschwichtigen.
So viele Mitglieder hat die AfD bundesweit
Insgesamt kommt die AfD derzeit bundesweit noch auf 28.636 Mitglieder, allein in diesem Jahr haben bereits mehr als 1300 Menschen die Partei verlassen.
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Ewig anhalten werde der Abwärtstrend laut Politikwissenschaftlerin Heinze aber nicht. „So wie sich die AfD eine Stammwählerschaft aufgebaut hat, werden auch die Mitgliederverbände nicht einfach verschwinden. Stattdessen wird sich ein kleiner, fester Kern an Mitgliedern sowie Wähler:innen herausbilden.“ Der blaue Traum von Volkspartei ist auf jeden Fall vorerst ausgeträumt.