Hamburgs 2G-Plus-Offensive: Heftige Kritik und Zweifel an allen Fronten
Im Kampf gegen die Omikron-Variante hat der Hamburger Senat am Dienstag eine große 2G-Plus-Offensive beschlossen. Die Teilhabe an Kultur, Gastronomie und Sport in Innenräumen ist künftig nur noch Geimpften und Genesenen mit einem negativen Corona-Test gestattet. Für diesen Schritt hagelt es Kritik – an der praktischen Umsetzung gibt es massive Zweifel.
Im Kampf gegen die Omikron-Variante hat der Hamburger Senat am Dienstag eine große 2G-Plus-Offensive beschlossen. Die Teilhabe an Kultur, Gastronomie und Sport in Innenräumen ist künftig nur noch Geimpften und Genesenen mit einem negativen Corona-Test gestattet. Für diesen Schritt gibt es harte Kritik aus den Branchen und von der Opposition.
Fast überall, wo bisher 2G galt, wird ab nächsten Montag 2G-Plus gelten – also zum Beispiel in Theatern, Schwimmbädern, Kneipen, Restaurants und Fitnessstudios. Ausgenommen bleibt der Einzelhandel. Als Nachweis gelten Schnelltests, die in einer Apotheke oder einem Testzentrum gemacht wurden. Kinder sowie Hamburger*innen, die schon eine Booster-Impfung erhalten haben, sind von der Testpflicht entbunden.
2G-Plus: Schafft Hamburg so viele Tests?
Aber hat Hamburg für die große Testoffensive überhaupt genügend Kapazitäten? Zu früheren Hochzeiten der Pandemie gab es in Hamburg über 400 Testzentren. Aktuell sind es 238 Teststellen, sagte Senatssprecher Marcel Schweitzer am Dienstag im Rathaus. Das seien 125 mehr als Anfang Dezember.
Zusätzlich habe die Stadt 44 weitere Teststellen beauftragt. „Wir geben da nicht nach, es werden mehr und mehr Teststellen. Nach unserer Auffassung ist das ein guter Weg, um nun auch 2G-Plus vorschreiben zu können“, so Schweitzer.
Opposition: Hamburg braucht mehr Testzentren
Aus der Opposition hagelte es Kritik. „Solange nicht an jeder Ecke ein Testzentrum geöffnet hat, ist die Hürde für die Hamburger:innen viel zu hoch, sich vor jedem Training oder jedem Kinobesuch testen zu lassen“, sagte Deniz Celik, gesundheitspolitischer Sprecher der Linksfraktion. Da würden auch Ausnahmen für Geboosterte kaum helfen, denn gerade beim Boostern hinke Hamburg fast allen anderen Bundesländern hinterher.
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Die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein sieht es ähnlich: „Der Senat sollte umgehend dafür sorgen, dass in jedem Quartier wieder Testzentren öffnen, auch um Sportvereine, Kneipen und Restaurants nicht noch mehr unter den Corona-Folgen leiden zu lassen.“
Das sagt Hamburgs Gastronomie zu 2G-Plus
Die betroffenen Branchen waren von der Nachricht am Dienstag völlig überrumpelt worden. „Die Dehoga sieht diese Entscheidung des Senats als sehr schwierig an“, sagt Niklaus Kaiser, Vizepräsident der Dehoga in Hamburg. „Das kam sehr kurzfristig und wurde nicht gut vorbereitet. Wir wissen zum Beispiel nicht, ob Hotelgäste und Jugendliche ebenfalls einbezogen werden müssen.
Am schlimmsten sei für die Branche, dass sie zunehmenden unattraktiv gemacht werde. „Immer, wenn es zu Einschränkungen kommt, sind Gastronomie, Hotellerie und Kultur zuerst dran“, so Kaiser.
„Das ist für uns ein Lockdown durch die Hintertür“, so Stefan Ferenberg von der Bar „Laundrette“ in Ottensen. „2G-Plus und dazu die Sperrstunde, das macht wirtschaftlich für uns einfach keinen Sinn mehr.“ Stephan von Bülow, Vorsitzender der Geschäftsführung der Block Gruppe, nannte die 2G-Plus-Regelung einen „weiteren schweren Schlag“, der es dringend erfordere, die Wirtschaftshilfen aufzustocken.
2G-Plus: Hamburgs Kultur muss sich neu sortieren
Aus mehreren Hamburger Theatern, die von der MOPO für Stellungnahmen angefragt wurden, hieß es, man müsse zunächst die Lage besprechen. Michael Lang, Intendant des Ohnsorg Theaters, sagte zur MOPO, dass man den Menschen so viel Eigenverantwortung zutrauen könne, sich selbst zu Hause zu testen. „Grundsätzlich halte ich es immer für gut, sich regelmäßig zu testen“, so Lang.
„Ein zusätzlicher Test aus dem Testzentrum erhöhe die Hürden für einen Theaterbesuch und das könne „nicht in unserem Sinne sein, zumal wir wissenschaftlich belegt sagen können, dass Theater mit ihren Hygienekonzepten und modernen Lüftungsanlagen sehr sichere Ort sind.“
Breitensport steht vor großen Hürden
Ann-Christin Schwenke, stellvertretende Vorsitzende des SC Alstertal Langenhorn sagt zur MOPO: „Wir kommen bei der aktuellen Entwicklung der Pandemie wohl nicht um 2G-Plus im Breitensport herum.“ Wichtig wäre eine Option, dass die Kursteilnehmer einen Selbsttest vor Ort machen können. „Sonst sehe ich demnächst wieder viele Kündigung auf meinem Tisch liegen.“
Auch die Frage, wie die Tests finanziert werden sollen, sei entscheidend. „Sollen die Teilnehmer jetzt neben dem Vereinsbeitrag auch noch jedes Mal einen Schnelltest zahlen? Hier braucht es andere Lösungen“, so Schwenke.
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Die neuen Regeln sollen ab Montag gelten, allerdings vorbehaltlich von möglicherweise anderslautenden Regelungen, die Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Regierungschef:innen der Bundesländer bei der nächsten Bund-Länder-Runde am Freitag beschließen.